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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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nicht vorstellen, was es sonst sein konnte, denn es sah mir danach aus, als hätte er den Ast ganz fest und richtig gepackt - obwohl alles natürlich so schnell geschah, dass ich mir dessen nicht sicher bin. Alles, was ich weiß, ist nur, dass er aufschrie: ,Ich kann nicht!' und ... und stürzte! Mylord, ich schwöre, ich habe mein Bestes getan! Ich versuchte ihn zu packen, verlor aber selbst das Gleichgewicht, und als Nächstes fiel ich selbst vom Baum herunter!"
    Jessamy, der ihm immer ungläubiger zugehört hatte, rief: „Felix? Aber der klettert doch wie eine Katze!"
    „Junger Mann", sagte der Arzt, „wenn Sie nicht wissen, warum Ihr Bruder den Ast nicht packen konnte, dann kann ich es Ihnen sagen! Seine Hände waren klamm vor Kälte - das war der Grund!"
    „O mein Gott!", stieß Beenish hervor. „Er hat nie gesagt ..."
    „Ich glaube nicht, dass ihm das klar war. Er wusste zwar, dass sie eiskalt waren, doch nicht, dass er nichts mit ihnen anfangen konnte. Er ist ja nur ein Bub - und aufgeregt außerdem!"
    Beenish, der den Marquis anblickte, wurde sichtlich zwischen Schuldbewusstsein und dem Wunsch hin und her gerissen, sich von Tadel reinzuwaschen. Er rief:
    „Mylord, es war nicht unsere Schuld! Vielleicht hätte ich ihn wegschicken sollen, aber er hat nichts Schlechtes getan, und wie Mr. Oulton selbst sagte, er ist ein so intelligenter kleiner Bursche - keinesfalls wie die meisten seines Alters, die nur den Ballon aufsteigen sehen wollen, weil das so wunderbar ist, aber sich nicht darum kümmern, wieso er eigentlich aufsteigt ... oder ..."
    „Bitte, glauben Sie nicht, dass ich Ihnen die Schuld gebe!", unterbrach der Marquis.
    „Wenn jemand schuld daran ist, bin ich es, denn er war mir anvertraut."
    „Es war nicht Ihre Schuld! Meine - nur die meine!", rief Jessamy mit erstickter Stimme.
    „Die Sache war so, Mylord: Wir haben nie vermutet, dass er vorhatte, es zu tun.
    Aber ich kann nicht leugnen, dass ich in der Tat sagte, wir würden ihn gern mit uns hinaufnehmen, doch ich dachte nicht im Traum ... Er bat uns darum, verstehen Sie, und Mr. Oulton antwortete ihm ziemlich scharf, er sei viel zu jung und - na ja, er sah so verletzt drein wenn Eure Lordschaft verstehen, was ich meine ..."
    „Ich weiß genau, was Sie meinen", bestätigte der Marquis grimmig.
    „Na ja, und so war es, Mylord! Ich sagte ihm, wir könnten ihn nicht ohne die Zustimmung seines Vaters mitnehmen - und Mr. Oulton unterstützte mich dabei.
    Und er war es auch, nicht ich, der sagte, wenn wir einen minderjährigen Jungen ohne Zustimmung seines Papas mitnähmen, würden wir ins Kittchen kommen!" Ein Grinsen der Erinnerung huschte über Mr. Beenishs Gesicht. „Und ich will verdammt sein, wenn der kleine Spitzbub es ihm nicht unter die Nase rieb, als wir ihn in die Gondel hievten! ,Ist alles Lüge', sagte er zu Mr. Oulton, frisch von der Leber weg. ,Ihr werdet nicht ins Kittchen kommen', sagte er, ,weil ich nämlich gar keinen Vater habe!'" Er musste wider Willen kichern. „Zivilcourage durch und durch!", lobte er.
    „Seine Nerven werden nie weich werden! Als ich ihn an dem Seil hängen sah und der Ballon so schnell stieg, wie das eben ist, Mylord, dachte ich, der müsste doch Angst bekommen und etwas Dummes tun, und was nützte es uns schon, dass wir ihm zuriefen, sich festzuhalten! Er tat es auch, und wir kriegten ihn herein, wie Sie ja gesehen haben. Ja, und er genoss jede Minute des Fluges, selbst wenn ihm die Zähne klapperten!" Ein Stöhnen von Jessamy ließ ihn den Kopf wenden. „Wir haben unser Bestes getan, Sir, aber es gab nicht viel, was wir wirklich tun konnten."
    „Nein, ich weiß. Und Sie haben ihn gerettet. Ich ... ich bin Ihnen außerordentlich dankbar, Sir. Wo ist er? Kann ich ihn sehen?"
    „O ja, sehen können Sie ihn!", antwortete der Arzt. „Er ist oben, gemütlich ins Bett verpackt: erste Tür rechts von der Treppe. Geh und setz dich zu ihm, und sag dem Mädchen, das ich oben gelassen habe, dass sie in die Meierei zurückgehen kann. Er schläft fest, und wage du ja nicht, ihn zu wecken! Und sei nicht verzweifelt, weil sein Kopf verbunden ist! Ich musste ihm ein paar Nähte ins Gesicht setzen!"
    „Nein", antwortete Jessamy demütig. „Wenn er aufwacht, sage ich es Ihnen."
    „Der wird nicht wach. Ich habe ihm ein Schlafmittel gegeben, weil ich will, dass er so lange wie möglich schläft. Fort mit dir!" Er blickte Jessamy nach, als dieser aus dem Zimmer eilte, schnitt Alverstoke eine Grimasse und richtete

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