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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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nein, Mylord. Er ist mit einigen seiner Leute unterwegs, diesen Ballon einzupacken und auf seinen Wagen zu laden - wieder etwas, das Miss Kratzbürste nicht passt!"
    „Nicht möglich!", äußerte Seine Lordschaft.
    Das Schreibmaterial, das ihm Curry gleich darauf ins Wohnzimmer brachte, ließ viel zu wünschen übrig. Die Tinte war verschmutzt, die Feder dringend reparaturbedürftig, und das Papier hatte Eselsohren und war schmuddelig. Seine Lordschaft behalf sich damit, so gut er konnte, doch gegen eine Auswahl farbiger Oblaten lehnte er sich entschieden auf und faltete den Brief an Charles Trevor bloß zusammen. Er mochte ja gezwungen sein, mit einer spritzenden Feder auf schmutzigem Papier zu schreiben, doch um keinen Preis würde er seinen Brief mit einer grell rosa, grünen oder blauen Oblate siegeln.
    Er übergab Curry sein Schreiben und wollte schon hinaufgehen, als er durch das Eintreffen Mr. Oultons in Begleitung des Bauern davon abgehalten wurde. Er musste sich Oultons Erklärungen, Anschuldigungen und Entschuldigungen mit aller Geduld, die er nur aufbringen konnte, anhören, entdeckte hingegen in Judbrook einen Mann von wenigen Worten und schlichter Gutwilligkeit. Judbrook sagte: „Sic brauchen mir nur zu sagen, was Sie benötigen, Mylord, und ich sorge dafür, dass Sie es bekommen. Meine Schwester hat ihre Grillen, aber der Herr im Haus bin ich!"
    Felix war in ein großes Zimmer mit niedriger Decke gebracht worden und lag, mit einer Flickendecke zugedeckt, in einem Himmelbett mit karmesinroten Vorhängen.
    Er schlief fest, schnarchte, hatte den Kopf verbunden und sah so klein und zerbrechlich aus, dass Alverstokes Zorn dahinschmolz und er nur noch Mitleid empfand. Er betrachtete Felix einen Augenblick, wandte dann den Kopf und sah, wie Jessamys Augen in schmerzlicher Frage an ihm hingen. Als er ihnen begegnete, erkannte er plötzlich, dass noch mehr als eine Frage in ihnen stand - nämlich Vertrauen. Dieser seltsame Junge, der manchmal um so vieles älter schien, vertraute ihm nicht nur, sondern verließ sich auch auf ihn, überzeugt, dass der Marquis, der sein ganzes Leben lang lästigen Verantwortungen ausgewichen war, sich selten um eines anderen Menschen willen angestrengt hatte und nichts über Krankenpflege wusste, fähig war, Felix, Jessamy, den Arzt und selbst die feindselige Miss Judbrook in seine Obhut zu nehmen. Es war der Gipfel des Absurden - aber Seine Lordschaft amüsierte sich nicht darüber. Er dachte, dass Jessamy durch seinen Glauben an ihn fast zu einer ebenso erschütternden Gestalt wie sein Bruder wurde. Wenn der Junge nur gewusst hätte, wie wenig der Marquis die ihm auferlegte Last zu übernehmen gewillt war und mit welchem Unbehagen er sich seiner Unzulänglichkeit bewusst war! Nun, vielleicht war es ganz gut, dass Jessamy das nicht ahnte.
    Der Marquis lächelte den Jungen an und sagte leise: „Wir hätten erraten können, dass er mit nichts Schlimmerem als ein paar gebrochenen Rippen und einem zerschnittenen Gesicht davonkommen würde, nicht? Der kleine Teufel!"
    Die Angst wurde geringer, aber Jessamy meinte: „Der Doktor sagte, dass es noch zu früh sei, um sicher zu sein. Er schaut schrecklich schlecht aus, und wie er atmet ..."
    „Nur weil er ein so starkes Schlafmittel bekommen hat", beschwichtigte ihn Alverstoke.
    „Oh! Sind Sie sicher, Sir?"
    „Ja", bekräftigte Alverstoke und beruhigte sein Gewissen mit der Überlegung, dass die Wahrheit nicht so wichtig war wie die Notwendigkeit, Jessamys Besorgnisse zu dämpfen. „Was den Ausspruch des Doktors betrifft, so teilt er deine Befürchtung.
    Weißt du, es wäre ja wirklich ein Wunder, wenn
    sich Felix keine schwere Erkältung zugezogen hätte, da er ja der eisigen Luft derart ausgesetzt war. Also ist es jetzt am al-lerwichtigsten, eure Schwester herzuholen, mein Kind. Sie weiß genau, was man für ihn tun muss."
    „Ja ... o ja! Ich habe mir gewünscht, dass sie hier wäre. Sie weiß immer alles! Aber wie ..."
    „Ich schicke dich jetzt nach London, damit du sie morgen herbringst."
    Jessamy schrak zurück. „O nein! Nein, nein, ich verlasse ihn nicht! Wie könnten Sie denken ..."
    „Ich denke an Frederica, nicht an dich, Jessamy."
    „Ja, ja, aber ... können nicht Sie fahren, Sir, und mich hierlassen, damit ich mich um Felix kümmere? Ich müsste es doch tun!"
    „Da irrst du dich - er war mir anvertraut, und ich habe die Verantwortung, mich um ihn zu kümmern." Er sah, dass Jessamy störrisch dreinsah, und fügte

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