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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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reiche Erbinnen betrachtete, doch zumindest große Anteile am väterlichen Vermögen zuschrieb. Als Mrs. Parracombe, gegen die Frederica sofort eine Abneigung gefasst hatte, sie fragte, in welchem Landesteil Graynard eigentlich liege, und hinzufügte, sie habe gehört, dass es ein überaus schöner Herrensitz sei, verdächtigte sie Alverstoke als den Urheber dieser Gerüchte. Von Miss Jane Buxted wusste sie, dass Mrs.
    Parracombe eine von Alverstokes cheres amies sei. Sie rügte Jane zwar für ihre Schwatzhaftigkeit, sah aber keinerlei Grund, an der Geschichte zu zweifeln. Die Lebensweise Seiner Lordschaft ging sie nichts an, doch sie war verärgert, dass sie in eine Lage gedrängt wurde, die ihr schon fast als Betrug erschien. Sie beschloss, ihn zur Rede zu stellen.
    Es dauerte, bis sie Gelegenheit dazu hatte, und als es schließlich so weit war, geschah es unter Umständen, die sie ihm gegenüber in Nachteil setzten und sie veranlassten, ihre Frage absolut höflich zu stellen. Seine Lordschaft hatte sein Versprechen keineswegs vergessen, Jessamy mitzunehmen, als er sein neues Gespann nach Richmond fuhr - das heißt, er wurde von Curry, seinem Stallmeister, daran erinnert, der sich eine sehr gute Meinung von Jessamy gebildet hatte. Eines Morgens sprach der Marquis daher in der Upper Wimpole Street vor, um den Jungen abzuholen - allerdings brachte er ihn damit in einen schweren Gewissenskonflikt. Jessamy erzählte Frederica, dass er sich doch entschlossen habe, seine Vormittage dem Studium zu widmen, und daher der Versuchung nicht nachgeben dürfe. Frederica legte ihm, äußerst vernünftig, nahe, er könne seine Studien ja später am Tag wiederaufnehmen, worauf er strahlte und im Nu bei Seiner Lordschaft war.
    Frederica nutzte die Gelegenheit und fragte Alverstoke, ob er ihr nach seiner Rückkehr einige Minuten widmen könne. Er sah sie an, und trotz aller Lässigkeit war sein Blick seltsam durchdringend. „Natürlich", antwortete er. „Etwas Ernstes?"
    Sie zögerte. „Mir scheint es so, aber vielleicht werden Sie anderer Ansicht sein."
    „Sie machen mich neugierig, Frederica. Entdecke ich wirklich eine Spur von Tadel in Ihrer Stimme?"
    Darauf musste sie nicht antworten, denn Jessamy drängte zum Aufbruch. Er sagte seiner Schwester nur beiläufig Lebewohl, kletterte in den Phaeton hinauf und sah dabei so glücklich und aufgeregt aus, dass die Dankbarkeit gegenüber Alverstoke, weil er ihrem Bruder dieses hohe Fest gewährte, andere, weniger milde Gefühle in Fredericas Herz überwältigte.
    Einige Stunden später kehrte Jessamy tief befriedigt heim. Er führte Alverstoke in den Salon und rief: „Frederica? Oh, du bist da! Kommen Sie nur herein, Sir.
    Frederica, ich habe ja einen solchen Spaß gehabt! Seit wir in London sind, hat mich noch nichts so sehr gefreut. Wir waren im Richmond-Park -weißt du, Vetter Alverstoke hat Zulassungskarten -, und er hat mich kutschieren lassen, und ... Sir, ich weiß nicht, wie ich Ihnen nur danken kann! Er hat mir außerdem gezeigt, wie man elegant und richtig um eine Ecke biegt, wie man die Führungspferde lenkt, und ..."
    „Mein lieber Junge, du hast mir doch schon genug gedankt - ja, viel zu viel!", antwortete Alverstoke amüsiert. „Wenn du nicht damit aufhörst, wirst du langweilig!"
    Jessamy lachte, errötete und entgegnete etwas schüchtern: „Ich glaube, das war ich schon, Sir - so ... so etwas Langweiliges für Sie, einen unbedeutenden Anfänger zu unterrichten! Und so äußerst freundlich von Ihnen, mich die Grauschimmel kutschieren zu lassen, da Sie keinesfalls wissen konnten, ob ich nicht nur ein Einfaltspinsel wäre!"
    „Wenn ich das befürchtet hätte", antwortete Alverstoke ernst, „dann hätte ich dich nicht kutschieren lassen. Du bist zwar noch kein Meister, aber du hast eine leichte Hand, ein sehr genaues Auge und weißt, wie du die Vorderpferde in der Hand behalten musst."
    Da diese Worte von einem unvergleichlichen Sportfahrer kamen, konnte Jessamy nur noch unzusammenhängend stammeln. Es gelang ihm, Seiner Lordschaft doch noch einmal zu danken - dann verschwand er und verbrachte eine für sein Studium nutzlose Stunde über den aufgeschlagenen Büchern, weil er mit seinen Gedanken ganz woanders war.
    „Auch ich möchte Ihnen danken", sagte Frederica mit einem warmen Lächeln. „Aber ich tue es lieber nicht. War es für Sie wirklich langweilig?"
    „Seltsamerweise nicht. Ein neues Gefühl! Ich habe bisher noch nie versucht, mein Können jemandem zu

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