Heiratsmarkt
Schwester in einen Rahmen zu setzen und sie dann an die Wand zu hängen, um seine Augen auf ewig zu erfrischen."
Sie rief ungläubig aus: „Sie in einen Rahmen setzen? Das kann er unmöglich gesagt haben!"
„Fragen Sie ihn doch selbst!"
Sie sah angewidert drein. „Was für ein Dummkopf! Ich hätte nie gedacht, dass er so geistlos ist!"
„Nein, nein - bloß ein Romantiker mit der Seele eines Dichters und hoher Wertschätzung des Schönen!"
„Ich sehe nichts Romantisches an dem Wunsch, Charis in ein Bild zu verwandeln. Ja, ich bin sehr geneigt zuzugeben,
dass Sie recht hatten, als Sie mir sagten, dass er ein langweiliger Hund ist", erklärte sie mit ihrer üblichen Aufrichtigkeit.
Er lachte. „Ja - richtig! Aber voll Ehrerbietung, versichere ich Ihnen. Er hält Charis'
Schönheit für rein und vollkommen und wünscht, dass sie ewig so bliebe."
Sie starrte ihn einen Augenblick stirnrunzelnd an und sagte dann entschieden: „Das beweist, dass er nicht die geringste Schwäche für sie hat. Wie ärgerlich! Sie wissen ja, er schien mir wirklich so vielversprechend zu sein!"
Seine Augen glitzerten, aber er antwortete völlig ernst: „Sie werden sich um eine andere passende Partie umsehen müssen. Kann ich Ihnen dabei behilflich sein?
Soweit ich mich erinnere, sind Sie zu dem Schluss gekommen, dass ein junger Mann ohnehin nichts für Charis sei, und da fällt mir ein ... sagen Sie, hätten Sie etwas gegen einen Witwer?"
„Und ob!", rief Frederica. „Außerdem bitte ich Sie, Vetter, sich nicht in unsere Angelegenheiten zu mischen. Ich habe von Ihnen ausschließlich eine Einführung in die Gesellschaft erbeten, und die haben Sie uns verschafft - wofür ich Ihnen äußerst dankbar bin. Aber ich erwarte von Ihnen keineswegs und wünsche es auch nicht, dass Sie sich noch weiter bemühen. Das ist nicht im Mindesten nötig!"
„Oh, nicht doch - fangen Sie doch keinen Streit mit mir an", protestierte er, „gerade jetzt, wo Sie mich mit etwas Interessantem versorgt haben!"
„Einen Witwer für Charis zu finden?"
„Das war ein Witz", erklärte er ihr.
„Kein sehr lustiger!", bemerkte sie streng.
„Ich bitte tausendmal um Vergebung! Ich werde die Aufmerksamkeit Ihrer Schwester nicht auf einen Witwer lenken, aber Sie dürfen mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass Sie jederzeit über meine Dienste oder meinen Rat verfügen können."
Sie war überrascht, und einen Augenblick meinte sie, er spotte. Aber das vertraute Glitzern in seinen Augen fehlte. Als sie seinem festen Blick begegnete, legte er seine Hand auf die ihre, die auf dem Geländer lag, umfasste sie kräftig und sagte: „Ist das abgemacht? Sie haben zwar Verstand und Seelenstärke, aber Durchblick haben Sie keinen, mein Kind!"
„Nein ... nein, d-das w-weiß ich", stammelte sie. „Danke-Sie sind sehr gütig! Ich wüsste wirklich niemanden, an den ich mich wenden könnte, wenn ich eine Führung brauchte ... oder in eine Klemme geriete. Aber ich habe bestimmt nicht die Absicht, Sie noch in weitere Klemmen zu verwickeln."
Sie wollte, während sie sprach, ihre Hand wegziehen, aber er verhinderte es, indem er sie vom Geländer hob und leicht küsste. Sie empfand das äußerst seltsame Gefühl, einen elektrischen Schlag zu erhalten; es schwindelte ihr sogar leicht, und es dauerte, nachdem er gegangen war, einige Augenblicke, bis sie in den Salon zurückging. Der Handkuss war nicht mehr üblich. Zwar küssten altmodische Herren oft verheirateten Damen die Hand, aber Seine Lordschaft war nicht altmodisch, und sie war nicht verheiratet. Sie fragte sich, was er wohl damit gemeint haben könnte, und musste sich innerlich einen Ruck geben. Wahrscheinlich meinte er überhaupt nichts damit oder versuchte einen Flirt anzufangen. Jedenfalls konnte, rein zum Vergnügen, genau das der Fall sein, weil sie ihm unklugerweise erzählt hatte, dass sie noch nie verliebt gewesen war. Der Gedanke war deprimierend - nicht, dass es wichtig war; aber sie hatte ihn als einen zuverlässigen Freund schätzen gelernt, und es würde sehr unbehaglich sein, wenn sie das nicht länger tun konnte. Wenn er meinte, sie würde als sein neuester Flirt figurieren, dann irrte er sich gewaltig. Sie hatte erstens nichts fürs Flirten übrig und zweitens keineswegs den Ehrgeiz, unter seine verabschiedeten Flirts eingereiht zu werden.
Als sie ihn jedoch drei Tage später in der Bond Street traf, verriet er keinerlei galante Anzeichen, sondern begrüßte sie
mit einem Stirnrunzeln und wollte
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