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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wissen, warum sie nicht in Begleitung war. „Ich hatte den Eindruck, ich hätte Sie gewarnt, dass in London ländliche Sitten nicht angehen, Frederica?"
    „Haben Sie!", erwiderte sie. „Und obwohl ich nicht behaupten kann, dass ich mich viel um Ihren Rat gekümmert hätte, werde ich heute zufällig von meiner Tante begleitet!"
    „Die zu ihren sonstigen Tugenden auch noch die Unsicht -barkeit zählt!"
    Sie musste wider Willen lachen, entgegnete jedoch so kühl sie konnte: „Sie kauft dort drüben in dem Laden ein und wird sich dann mit mir in Hookhams Buchladen treffen. Ich hoffe, Sie sind zufrieden!"
    „Ich bin durchaus nicht zufrieden. Falls Sie nicht als loses Frauenzimmer erscheinen wollen, werden Sie sich in keiner der mondänen Straßen Londons ohne Begleitung zeigen -am allerwenigsten in der Bond Street! Sollten Sie das jedoch unbedingt wollen, dann sehen Sie sich nach einem anderen Gönner um! Und machen Sie mich nicht krank mit dem Gewäsch über Ihr fortgeschrittenes Alter! In Herefordshire mögen Sie ja als eine vernünftige Frau durchgehen, hier aber sind Sie bloß ein unreifes - sogar äußerst unerfahrenes Ding, Frederica!"
    Diese barschen Worte erweckten widersprechende Gefühle in ihr. Ihr erster Impuls war, ihm eine scharfe Abfuhr zu erteilen - eine solche Arroganz verdiente sicherlich eine. Andererseits aber war er durchaus imstande, seine Gönnerschaft zurückzuziehen, was zwar ihre Pläne nicht vereitelt hätte, jedoch äußerst unbequem gewesen wäre. Den Gedanken, dass sie mit seiner Freundschaft auch einen Ratgeber und Trostspender verlieren würde, verdrängte sie. Sie sagte - und es gelang ihr ein leidlicher Kompromiss: „Ich bin ja wirklich recht unerfahren, denn solange ich Sie nicht auf mich zukommen sah, wusste ich keineswegs, dass das hier wirklich eine

    mondäne Straße ist. Ich bin Ihnen sehr verbunden, dass Sie es mir gesagt haben, und kann mir nicht vorstellen, wieso ich so dumm sein konnte! Als hätte ich noch nie von Bond Street beaux gehört - natürlich habe ich das! Machen Sie - wie nennt man das -
    einen Stadtbummel?"
    „Nein, Sie freches Stück, ich mache keinen Stadtbummel!", antwortete er mit einem anerkennenden Glitzern in den Augen. „Ich bin bloß auf dem Weg zu Jacksons Boxhalle!"
    „Wie grässlich!"
    „Und das muss ich mir von einer sagen lassen, die mir erst vor Kurzem die genaue Bedeutung guter Boxtechnik erklärte!", bemerkte Seine Lordschaft. „Das ist denn doch zu stark, Frederica!"
    Sie lachte. „Na ja, aber trotz allem ist es grässlich! Wie abscheulich von Ihnen, dass Sie mich noch dazu ermuntert haben, einen Narren aus mir zu machen, wenn Sie bestimmt mehr über den Sport wissen als ich!"
    „Das würde mich nicht wundern", stimmte er ihr zu. „Und auch mehr über die Konventionen, die junge Damen von Rang zu beachten haben."
    „Dieses Hühnchen haben wir bereits miteinander gerupft. Wie können Sie so unfein sein und noch weiterschelten? Habe ich nicht schon zugegeben, dass ich im Unrecht war!"
    „Wenn mich unverdient zu beleidigen Unrecht eingestehen bedeutet ..."
    „Nein, nein, nicht unverdient, Vetter!", warf sie ein.
    „Demnächst, und zwar bald", stellte Seine Lordschaft fest und bezähmte sich sehr,
    „wird Ihnen Ihre verdiente Strafe zuteil, mein Mädchen. Zumindest hoffe ich das!"
    „Oh, wie unfreundlich!" Sie zwinkerte ihm zu, aber fast sofort wurde sie wieder ernst und gestand zerknirscht: „Was für eine Belastung wir doch für Sie sind! Ich bitte um Entschuldigung - Sie sind sehr nett gewesen! Ich wollte Sie wirk-lieh nicht in unsere Angelegenheiten hineinziehen, und wir wollen uns auch nie wieder an Sie wenden, um uns aus unerwarteten Verlegenheiten zu retten."
    „Woraus ich schließe, dass Ihre Brüder - im Augenblick - nicht in irgendein gefährliches Unternehmen verwickelt sind", bemerkte er.
    „Also das", rief sie empört, „ist höchst ungerecht! Jedenfalls haben wir uns nicht an Sie gewandt, damit Sie Felix von dem Dampfboot retten, und was Jessamy betrifft -
    der wenigstens gerät in keine Klemme!"
    Dem stimmte er zu. Und doch war es Jessamy, der ihn schon einige Tage später in die Sache mit dem Laufrad verwickelte.
    Diese einfallsreiche Maschine war der allerletzte Schrei, und es sah ganz danach aus, als würde sie vorübergehend zur modischen Besessenheit werden. Sie war von einfacher Bauart und bestand aus einem Sattel zwischen zwei Rädern, deren vorderes man mittels einer Stange nach links und rechts drehen

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