Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
entschuldigte sich mit den Nachwirkungen des Angriffs auf ihn, was sie vorläufig zufriedenzustellen schien. Aber ihm war klar, dass er bald etwas unternehmen musste, wenn er nicht riskieren wollte, dass sie das Interesse an ihm verlor.
Wieder warf er einen Stein in den Brunnen.
Seine Augen folgten den Umrissen und Kurven der Statue, als sähe er das Feuer und die Leidenschaft der wahren Szene. Doch während Leda kalt und unberührbar blieb und alles – die Biegung ihres Rückens, die Mulde am Ansatz ihrer Kehle, der Moment der Ekstase –, in solidem Marmor festgehalten waren, machten Cats hitzköpfige Persönlichkeit und ihr quecksilbriges Temperament jeden Moment mit ihr zu einem aufregenden Nervenkitzel. Zu einer pulsbeschleunigenden Empfindung, die er schon länger nicht mehr erfahren hatte, als er es sich eingestehen mochte.
Er warf einen letzten Stein ins Wasser.
Aber mit Aufregung und Nervenkitzel ließen sich nicht die Gläubiger vor seiner Tür zufriedenstellen. Mit Geld dagegen schon. Und das fiel in den Aufgabenbereich von Miss Osborne und ihrem gut situierten Vater.
Aidan erhob sich von der Bank und klopfte seine Hose ab. Wischte sich die Hände ab und atmete tief durch, bevor er ganz bewusst einer Statue den Rücken kehrte, die der Liebe zu Ehren geschaffen worden war.
Ein letzter funkelnder Strahl der Abendsonne fiel durch die hohen Fenster der Bibliothek auf die Seite, die Cat gerade las, und erhellte einen einzelnen Satz am unteren Rand des Blatts.
Sie senkte den Blick auf die fremdartigen Schriftzeichen und zwang ihr Gehirn, die seltsamen Verbindungen von Vokalen und Konsonanten zu zerpflücken. Unbetonte. Betonte. Lange, kurze. Das Tagebuch sträubte sich gegen die Übersetzung, schien sich regelrecht zu winden und zu wehren gegen Cats Versuche, die Bedeutung dieses Satzes zu ergründen. Jedes einzelne Wort steckte voller Schwierigkeiten und brachte die doppelte Übelkeit wie sonst und einen Kopfschmerz mit sich, der sich wie ein Bohrer in ihren Kopf versenkte.
Am Ende begann das ungewohnte Kauderwelsch auf dem Papier jedoch einen Sinn zu ergeben.
Sie las es einmal, zweimal, ja, sogar ein drittes Mal. Ihre Ungläubigkeit wechselte zu Schock. Und dann ...
Entsetzen.
»Oh Gott!«, flüsterte sie erstickt. »Das kann er nicht getan haben. Nicht mit seinem eigenen Sohn!«
8. Kapitel
D u hast es falsch übersetzt! Es ist ein Irrtum. Es muss ein Irrtum sein!«
Aidan versuchte, seine Panik mit einem langen Zug aus seinem Zigarillo zu bekämpfen. Aber es nützte nichts. Ärgerlich warf er ihn ins Feuer, als er nicht einmal den Mut aufbrachte, einen Blick auf das Blatt zu werfen, dass Cat ihm in die Hand gedrückt hatte.
»Ich habe es noch zweimal mehr übersetzt, um jeden Irrtum auszuschließen.«
Aidan zwang sich, die Worte zu lesen, die Cat so sorgfältig für ihn aufgeschrieben hatte. Eine Welle der Übelkeit stieg in ihm hoch, der kalte Schweiß brach ihm aus, und er musste den Blick abwenden. »Vater hätte einem solchen Vorhaben nie zugestimmt.«
»Hier steht aber etwas anderes.« Cat nahm ihm das Blatt aus den kraftlosen Händen und las die Worte vor. » Es wurde entschieden, dass wir ein Blutopfer brauchen. Brendan wurde vorgeschlagen als jemand, der die nötige Macht besitzt.« Cats Augen blitzten in ihrem finsteren Gesicht, ihre Schultern waren angespannt, ihre Bewegungen abgehackt und zornig. »Nicht einmal ein Funke von Empörung, Aidan! Was für eine Art von Mann erklärt sich seelenruhig damit einverstanden, sein eigenes Kind zu ermorden, im Namen von ... von was? Wir wissen es nicht mal. Das steht hier nicht.«
»Es muss da stehen.« Aidan ging zu dem Tagebuch, das aufgeschlagen auf dem Schreibtisch lag, und überflog die Seiten, als könnte er durch pure Willenskraft das verrückte, sprunghafte Auf und Ab der Handschrift seines Vaters lesen. Sofort stieg ihm der Magen in die Kehle, und er krümmte sich und hielt sich seinen Bauch.
Im Nu war Cat bei ihm, schlug das Buch zu und drückte ihn in einen Sessel, bis das Schlimmste vorüber war. Ließ ihm Zeit, sich zu erholen, bevor sie sich mit eiserner Entschlossenheit in ihrem Gesicht ihm gegenüber niederließ. »Ich habe schon nachgesehen. Ich habe etwa ein Dutzend Seiten oder mehr vorausgelesen. Es gibt keine andere Stelle, die sich auf das Opfer bezieht, als diese wenigen Worte. Wenn noch etwas darüber drinsteht, habe ich es nicht gefunden. Oder er hat es in Worten versteckt, die scheinbar etwas völlig anderes
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