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Heiß wie die Naechte Siziliens

Heiß wie die Naechte Siziliens

Titel: Heiß wie die Naechte Siziliens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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ihren Kopf an seine Schulter. Sämtliche Antennen warnten sie, doch ein warmes Gefühl, tief in ihrem Innern, drängte Alissa, ihm zu vertrauen. Das Bedürfnis nach Trost und Wärme siegte schließlich. Dankbar schloss sie die Augen.
    „Was ist mit deinem Arm?“, fragte Dario in die Stille. „Hast du dich verletzt?“
    Erst jetzt bemerkte Alissa, dass sie sich den rechten Unterarm rieb. Eine nervöse Geste, die ihr gar nicht bewusst war.
    „Eine alte Verletzung, die längst nicht mehr schmerzt.“
    „Was ist passiert?“ Als er merkte, wie sich ihr Körper versteifte, runzelte er die Stirn. „Alissa?“
    Egal, dachte sie, die Zeit der Geheimnisse und Heimlichkeiten ist ohnehin vorbei.
    „Ich habe mir den Arm vor einigen Jahren gebrochen, als mein Großvater mich … aus der Balance gebracht hat und ich eine Treppe hinuntergefallen bin.“
    „ Dio buono ! Du hättest dir das Genick brechen können!“
    „Ich hatte Glück“, sagte sie leichthin und schaute fasziniert auf seine schlanken gebräunten Finger, die ihr Handgelenk umfassten und sanft umdrehten.
    „Wie ist es passiert?“, hakte Dario nach.
    Sie lachte gepresst. „Ein harter, gezielter Stoß“, gestand sie ohne Beschönigung und spürte, wie sich ihr Magen bei der Erinnerung hob.“
    „Er hat es absichtlich getan?“
    Sie nickte. Seltsamerweise fühlte sie sich plötzlich viel leichter, nachdem die Wahrheit endlich heraus war. „Er hat meiner Mutter das Leben zur Hölle gemacht, als wir gezwungen waren, zu ihm zu ziehen, nachdem mein Vater uns im Stich ließ. Und nach ihrem Tod kamen wir Kinder in den Genuss seiner … zweifelhaften Aufmerksamkeit. Er nannte es unumgängliche Erziehungsmaßnahmen.“ Der bittere Ton in ihrer Stimme sagte ihm mehr als die dürren Worte.
    „Und das ist die ganzen Jahre über niemandem aufgefallen?“
    „Ich glaube, es wollte niemand sehen. Ich habe mehrfach versucht, Hilfe zu bekommen, weil ich selbst noch sehr jung war und mich für Donna verantwortlich fühlte. Aber mein Großvater war ein wichtiger, einflussreicher Mann, also schaute man lieber weg. Irgendwann glaubte ihm jeder, dass ich einfach nur undankbar und aufsässig war. Der Nagel zu seinem Sarg …“
    Alissa holte tief und zitternd Atem. „Er war besessen davon, unser Leben zu kontrollieren. Die Schläge waren nicht das Schlimmste, sondern die Beschimpfungen und andere seelische Grausamkeiten.“
    Jedes ihrer Worte drang Dario ins Herz wie eine Messerklinge. Seine wenigen Treffen mit Gianfranco Mangano hatten ihn davon überzeugt, dass der alte Mann ein gemeiner Gauner war, mit der er normalerweise niemals ein Geschäft getätigt hätte. Allein der Schwur gegenüber seinem lange verstorbenen Vater zwang ihn dazu, den eigenen Stolz herunterzuschlucken und sich auf den schäbigen Handel mit Alissas Großvater einzulassen.
    Noch sehr gut erinnerte er sich an das Glitzern in dessen Augen, als er von den Eskapaden seiner wilden Enkelin sprach, die endlich zur Raison gebracht werden müsse. Deshalb beabsichtige er, sie an einen starken Mann zu verheiraten, der sie zukünftig aus allem Ärger raushalten solle.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Dario dem alten Schwindler noch geglaubt und angenommen, Alissa wäre vom gleichen Schlag wie ihr Großvater.
    „Warum hat er das getan?“ Behutsam strich er mit dem Daumen über die dünne Narbe auf dem Unterarm seiner Frau.
    „Weil ich mich ihm widersetzt habe“, antwortete sie so leise, dass er es kaum verstand. „Eine Freundin von mir gab eine Party, und zum ersten Mal entschloss ich mich, nicht klein beizugeben, sondern hinzugehen. Es war eine 60er-Jahre-Retroparty. Alle trugen Miniröcke oder Schlaghosen, aber ansonsten war es vollkommen harmlos. Ihr Bruder hat mich sogar nach Hause gefahren.“
    Plötzlich hatte Dario ein Déjà-vu.
    Er saß vor dem Haus der Manganos in seinem Auto und versuchte, sich zu beruhigen, nachdem der Alte ihm seine Enkelin wie ein Stück Handelsware angeboten hatte. Und dann sah er sie … lange Haare, lange Beine, superkurzer Minirock. Sie lächelte dem Mann zu, der sie gefahren hatte. Er war höllisch eifersüchtig auf den jungen Typen gewesen, dem ihr hinreißendes Lächeln damals gegolten hatte.
    „Dann war es also eine Bestrafung, weil du ohne Erlaubnis zu einer Party gegangen bist?“
    „Oh nein! Sicher war er darüber ärgerlich, aber was ihn fuchsteufelswild gemacht hat, war meine Weigerung, dich zu heiraten. Er hatte zwar schon vorher darüber gesprochen, aber ich denke,

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