Heiß wie die Naechte Siziliens
nicht bereits damals um das Geld gebeten?“
„Dich um Geld bitten?“, fuhr Alissa auf. „Warum hättest ausgerechnet du mir helfen sollen? Von der ersten Sekunde an ist mir dein Hass wegen der Heiratspläne meines Großvaters ins Gesicht geschlagen! Und als ich endlich alles mit Jasons Hilfe unter Dach und Fach hatte, bist du dazwischen geplatzt und hast jede Hoffnung zerstört.“
„Du hättest mich aufklären können.“
Ihr spöttisches Lachen schnitt ihm ins Herz. „Als wenn das etwas gebracht hätte. Du hast doch keine Gelegenheit ausgelassen, um mir zu demonstrieren, wie sehr du dich an unserem Unglück weidest.“
„Glaubst du wirklich, die Tatsache, dass deine Schwester todkrank ist, wäre mir gleichgültig? Dass ich tatsächlich so tief sinken könnte …“
„Wie tief?“, schnitt sie ihm kalt das Wort ab. „Noch tiefer, als mich in dein Bett zu zwingen, obwohl wir uns hassen?“ Ihre Stimme brach, und trotz ihrer Wut auf Dario, war sie es, die sich plötzlich schuldig fühlte. Immerhin war sie auf den Deal eingegangen und hatte die magischen Stunden in seinen Armen so sehr genossen, dass sie darüber sogar ihre Schwester vergessen hatte.
„Du glaubst also, ich hätte sie einfach sterben lassen …“ Es war eine Feststellung, die er mit rauer schwerer Stimme traf. „Dass ich ihr, in Kenntnis aller Umstände, das benötigte Geld verweigert hätte.“
Ein Blick in sein aschgraues Gesicht ließ Alissas Atem stocken. Die wundervollen dunklen Augen hatten ihren Glanz verloren, die feinen Linien um den gut geschnittenen Mund schienen sich in den letzten Sekunden sichtbar vertieft zu haben.
„Dario, ich …“
„War es ein Unfall?“
„N…ein. Donna hat einen schweren Leberschaden und noch andere Komplikationen. Eine Folge von … vorübergehenden Problemen. Sie hatte eine Weile die … richtige Spur verloren.“
„Definiere das“, verlangte er heiser und wandte ihr den Rücken zu.
In dem raumhohen Ankleidespiegel sah Alissa sein hartes Konterfei und ihr eigenes Abbild – eine schmale Gestalt, wie ein Geist in ein weißes Gewand gehüllt – direkt hinter seiner Schulter.
„Alkohol, Männer, Drogen“, erklärte sie ungeschminkt.
Nach einem Leben voller Angst und Qual unter der Knute ihres despotischen, grausamen Großvaters fing Donna, die Stillere von ihnen, ganz plötzlich an zu rebellieren. Und das mit einer Vehemenz, die Alissa nicht nur Angst einjagte, sondern die sie auch nicht stoppen konnte.
Es war, als suchte ihre kleine Schwester nach einem Weg, wie sie sich am schnellsten selbst zerstören konnte. Sex und Drogen mit knapp sechzehn, Rehabilitation mit achtzehn … verheiratet und sterbenskrank mit knapp zwanzig.
Ein eisiger Schauer rann über Alissas Rücken.
„Sie war damals noch minderjährig, nicht wahr?“, erkundigte sich Dario.
„Ja. Ich hatte noch einen zweiten Job angenommen, um endlich ausziehen zu können. Donna war alt genug, um bei mir zu wohnen, aber nicht, um in Nachtbars eingelassen zu werden. Leider habe ich nicht gemerkt, dass sie dafür meinen Ausweis benutzt hat … bis es zu spät war.“
„Das erklärt einiges“ Dario fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Man hat sie für dich gehalten, nicht wahr? Auch in der Nacht der Drogenrazzia?“
Alissa senkte den Blick. „An dem Tag war ich wieder einmal auf der Suche nach ihr.“
Sie hatte alles nur Menschenmögliche getan, um ihre kleine Schwester zu schützen. Vor dem widerlichen Kerl, der seine schmutzigen Hände überall auf ihrem Körper hatte, vor den Drogen, mit denen er sie gefügig gemacht hatte …
Selbst jetzt konnte sie noch die hämmernde Musik in der Bar hören, wenn sie die Augen schloss, spürte den widerlich süßlichen Geruch in der Nase und sah die ineinander verschlungenen Körper auf dem schmuddeligen Lager im Hinterzimmer.
„Dann hast du die Drogen an dich genommen, als die Polizei aufgetaucht ist?“
„Was hätte ich denn tun sollen? Sie ist meine Schwester. Ich bin für sie verantwortlich. Außerdem hat sich der Schock über meine Verhaftung im Nachhinein positiv auf sie ausgewirkt. Donna war endlich bereit, sich helfen zu lassen, und hat überlebt.“
Und sie würde am Leben bleiben! Wenn erst das Geld …
„Alissa.“ Darios raue Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Es tut mir leid. Ich möchte mich entschuldigen – für alles.“
„Nein!“, wehrte sie sich vehement. „Ich will keine Entschuldigungen hören! Nicht jetzt!“ Sie war wütend, auf ihn,
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