Heiße Herzen - kalte Rache
Büro zurück.
Sienna sah nicht auf und beschäftigte sich demonstrativ weiter mit den Geschäftsdaten von Ambrosi-Pearls. Obwohl sie nicht länger die Verantwortung für größere Investitionen trug, machte ihr die Arbeit trotzdem Spaß.
Als sie nach draußen gingen, traf sie die Hitze wieder mit aller Macht. Der Helikopter hob vom Landeplatz ab, um die Geschäftspartner der Atraeus-Group nach Medinos zurückzubringen. Sienna sah sich nach einem weiteren Chopper um – erfolglos. Der Flugplatz war leer.
Constantine blieb neben einem großen, allradgetriebenen Pick-up stehen und öffnete ihr die Beifahrertür.
„Ich dachte, wir kehren nach Medinos zurück“, protestierte Sienna.
„Das machen wir auch, aber nicht jetzt. Wenn wir schon einmal hier sind, möchte ich dir gerne die alte Perlenfarm zeigen.“
Offensichtlich hatte er alles geplant. „Wenn ich aber nicht zurückkehre, verpasse ich meinen Heimflug.“
„Der Firmenjet ist bereits auf dem Weg nach Medinos. Du kannst ihn nehmen, sobald wir wieder zurück sind.“ Er umfasste ihre Taille, und plötzlich fiel ihr das Atmen schwer. „Eigentlich wollte ich das jetzt noch gar nicht tun“, flüsterte er, dann beugte er sich vor und presste seine Lippen auf ihre, um sie langsam und mit brennender Intensität zu küssen.
Sie erstarrte einen Moment – überrascht, und weil sie sicher war, ihre Knie würden jeden Augenblick nachgeben, als er begann, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Unwillkürlich stöhnte sie leise auf, bevor sie seine Lippen wieder auf ihren spürte. Sie grub die Finger in sein Haar und zog ihn an sich, um den Kuss hingebungsvoll zu erwidern.
Schließlich löste er sich von ihr, sah ihr in die Augen und lehnte die Stirn gegen ihre. „Kommst du mit mir?“
Sienna atmete tief durch. Dieses Mal fragte er und erteilte keine Befehle. Trotzdem befürchtete sie, dass sie sich mit einem „Ja“ auf viel mehr als eine Sightseeingtour einlassen würde. Erneut befiel sie Panik, und sie war nervös wie eine Braut vor der Hochzeitsnacht. Doch immerhin hatte sie zugestimmt, ihn zu heiraten, und es war ja nicht so, dass sie noch keinen Sex miteinander gehabt hatten. „Okay“, sagte sie, stieg ein und schnallte sich an, während Constantine hinter dem Lenkrad Platz nahm und den Motor startete.
Schon nach wenigen Minuten Fahrt geriet die Baustelle außer Sicht. Hinter ihnen wurde eine riesige Staubwolke aufgewirbelt, vor ihnen lag die unberührte Wildnis der Insel. Eingelullt von der Hitze und dem monotonen Brummen des Motors schlief Sienna ein.
Als sie die Augen wieder aufschlug, verriet ihr der Blick zur Uhr, dass eine halbe Stunde vergangen war. Stirnrunzelnd betrachtete sie die Straße, die mittlerweile nur noch ein Schotterweg war, der neben einem breiten, grünen Fluss verlief. In regelmäßigen Abständen angebrachte Markierungsstäbe wiesen darauf hin, dass bei Flut das Wasser bis gut einen Meter oberhalb der Straße auflief.
„Wie weit ist es noch bis zur Perlenfarm?“, fragte Sienna.
Die teilweise an den Rändern vom Wasser abgetragene Straße schien immer schmaler und unwegsamer zu werden.
„Fünf Meilen.“
Damit wären sie gut fünfunddreißig Meilen von der Baustelle entfernt, wenn sie ankamen, schätzte Sienna.
Nach ein paar Minuten nahm Constantine das Handsprechgerät aus der Halterung, doch es erklang lediglich statisches Rauschen. Er legte es wieder weg. „Das war’s. Die nächsten Minuten haben wir absolut keinen Empfang. Jetzt können wir reden.“
Kurz und knapp erläuterte er ihr seine Vorstellungen von einem Firmenkonzept für Ambrosi-Pearls. „Das Unternehmen bleibt in jedem Fall im Geschäft“, erklärte er. „Aber du musst gehen. Lucas springt für dich ein und wird der neue Chef.“
Sprachlos starrte Sienna Constantine an. „Du willst mich komplett aus der Firma raushaben?“, stieß sie schließlich hervor.
„Stimmt genau. Und das ist keine Bitte.“
Obwohl sie befürchtet hatte, in ihren Machtbefugnissen eingeschränkt zu werden, wäre sie nicht im Traum darauf gekommen, dass er sie feuern würde. Sie rieb sich die Schläfen, die plötzlich zu schmerzen begannen, und bemerkte, dass Constantine sie beobachtete.
Eigentlich hätte sie es sich denken können. Constantine lebte die meiste Zeit des Jahres auf Medinos, was es so gut wie unmöglich machen würde, von hier aus ein Geschäft in Sydney zu führen.
Er bremste den Wagen ab, um im Schneckentempo ein ausgetrocknetes Flussbett zu durchqueren.
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