Heiße Herzen - kalte Rache
einige Stunden mit dem Unternehmer sprechen müssen, der für den Bau des großen Hotelkomplexes verantwortlich zeichnete, und das kam Sienna sehr gelegen. Sie plante, im Behelfsbüro auf der Baustelle einige Telefonate zu führen und Papierkram zu erledigen. Wenn sie dann immer noch Zeit hatte, würde sie einen Spaziergang zu der idyllischen Bucht mit dem kristallklaren Wasser machen.
Obwohl auf diesem Teil der Insel bisher wohl lediglich ein paar Ziegen gegrast hatten, interessierte Sienna sich brennend für das schöne Fleckchen Erde. Immerhin war ihre Familiengeschichte eng damit verbunden.
Sie setzte sich ihre Sonnenbrille auf und duckte sich unter den Rotoren des Choppers weg, während Constantine den Arm um sie legte und sie an sich zog. Sienna war froh über den Halt, denn die Hitze machte sie ein wenig schwindelig.
Eigentlich fühlte sie sich schon so, seitdem sie der Heirat zugestimmt hatte. Constantine hatte ihr keine Zeit zum Nachdenken gegeben und sie ständig in Bewegung gehalten. Als sie sich umgezogen hatte, war sie zwar allein gewesen, sie konnte jedoch keinen klaren Gedanken fassen, da sie sich zu sehr beeilen musste, um den Flug zu erreichen.
Als sie vom Beton des Landeplatzes trat, versanken ihre weißen Sneaker in dem groben, sandfarbenen Kies und waren sofort von einer Schmutzschicht überzogen. Instinktiv machte sie größere Schritte und entzog sich Constantines Umarmung, aber es war ein Leichtes für ihn, mit ihr mitzuhalten, als wollte er demonstrieren, dass sie jetzt ein Paar waren.
Als sie daran dachte, wurde ihr ganz warm – und das lag nicht an der Hitze, obwohl die Sonne so stark vom Himmel brannte, dass ihre Kleidung ihr auf der schweißnassen Haut klebte.
Hinter ihnen änderte sich das Motorengeräusch des Helikopters, bevor er startete. Sienna wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie dem Chopper nachsah, der Richtung Medinos flog. „Wie kommen wir denn wieder von hier weg?“ Sie schätzte, dass sie etwa vierzig Meilen von Medinos entfernt waren – und dazwischen lag das Meer.
Constantine, der ein Stück vorangegangen war, blieb stehen und wartete auf sie. In den verblichenen Jeans, den Lederstiefeln und mit der dunklen Sonnenbrille wirkte er weniger wie ein einflussreicher Geschäftsmann, sondern vielmehr wie einer seiner medinischen Ahnen. „Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich habe bereits Vorkehrungen getroffen.“
Während Sienna beobachtete, wie der Helikopter sich immer weiter entfernte, wurde sie von Gefühlen überwältigt – doch es war nicht Freude, eher Misstrauen und Sorge. „Ich muss verrückt gewesen sein, als ich dir vertraut habe“, sagte sie.
Hier gab es weder Taxis noch Handyempfang. Lediglich über die Satellitenverbindung im Bürogebäude konnte man telefonieren und aufs Internet zugreifen.
Constantine streckte die Hand aus. „Bisher hast du mir doch auch vertraut.“
Als Sienna seine Hand ergriff, genoss sie einerseits diese kleine Geste und das Zusammensein mit Constantine. Doch andererseits dachte sie auch an das Unbehagen, das sie noch vor wenigen Stunden wegen des Vertrags empfunden hatte.
Das Büro war modern, gut ausgestattet – und drinnen war es herrlich kühl. Während Constantine mit dem Bauleiter Jim Kady sprach, setzte Sienna sich an einen leeren Schreibtisch. Nachdem sie die Schuhe ausgezogen und den Kies daraus in einen Papierkorb geschüttet hatte, ging sie auf Socken zum Badezimmer, um sich ein paar Papierhandtücher zu holen.
Als sie ins Büro zurückkehrte, war Kady bereits gegangen, und Constantine lehnte an seinem Schreibtisch, während er telefonierte. Amüsiert beobachtete er, wie sie ihre Schuhe säuberte und die Söckchen auszog.
„Dafür wirst du bezahlen“, sagte Sienna scherzhaft. Sie versuchte den Umstand zu ignorieren, dass sie jetzt zum ersten Mal mit ihm allein war, seitdem sie den Vertrag unterzeichnet hatten.
„Das kann ich mir denken“, entgegnete er.
Sein ironisches Lächeln blitzte auf, und sie spürte plötzlich, dass ihr Herzschlag sich beschleunigte. Konnte es sein, dass er sie nicht nur begehrte, weil er Sex mit ihr wollte?
Ein Helikopter überflog das Bürogebäude, und Constantine sah auf die Uhr. „Das ist bestimmt der Ingenieur.“
Sienna seufzte erleichtert auf. Denn das bedeutete, dass es mit ihrer Zweisamkeit erst einmal vorbei war – und dass ihr Transportmittel wieder da war.
Zwei Stunden später, nach Beendigung seines Meetings, kehrte Constantine in das
Weitere Kostenlose Bücher