Heiße Hüpfer
du das bemerkt?«
Neilette berührte es. »Ich verstehe, was du meinst…«
»Ich mußte da an etwas denken… Angenommen, in einem Land hält sich jemand auf, der dort eigentlich gar nicht sein sollte? Was würde geschehen?«
»Oh, ich nehme an, die Wache würde den Betreffenden festnehmen.«
»Nein, nein, nicht die Leute. Was unternähme das Land ? Ich glaube, ich brauche noch ein Bier. Dann ergibt alles mehr Sinn…«
Die Zauberer kehrten zurück.
»Wir konnten nicht allzuviel auftreiben, nur etwas Tünche und rote Farbe und eine Dose mit etwas, das schwarze Farbe oder Teeröl sein könnte«, sagte einer von ihnen. »Die Pinsel geben leider nicht viel her.«
Rincewind griff nach einem Pinsel, der den Eindruck erweckte, als hätte man mit ihm eine sehr rauhe Wand getüncht, um anschließend damit die Zähne eines ziemlich großen Tieres zu reinigen, vermutlich die eines Krokodils.
Im Zeichnen hatte Rincewind nie besonders gute Leistungen erbracht. Dabei waren grundlegende künstlerische Fähigkeiten und der Umgang mit okkulter Kalligraphie Teil der frühen Ausbildungsphase eines Zauberers, doch in Rincewinds Fingern brachen Stifte und zerbröckelte Kreide. Vielleicht lag es an seiner tiefen Abneigung dagegen, Dinge auf Papier zu bringen, die besser da bleiben sollten, wo sie sich befanden.
Neilette reichte ihm eine Dose Putzweg. Rincewind trank, tauchte den Pinsel in etwas, das schwarze Farbe sein mochte, und malte dann einige umgedrehte V auf den Kalkstein. Darunter setzte er kleine Kreise und stattete jedes V mit drei Punkten und freundlich geschwungenen Linien aus.
Er trank erneut und sah, was er falsch machte. Es hatte keinen Sinn, sich zu bemühen, der Realität möglichst nahe zu kommen. Es kam vielmehr auf den Eindruck an.
Immer wieder zog er den Pinsel über Stein und summte dabei vor sich hin.
»Weiß jemand, wonach es aussieht?« fragte er über die Schulter hinweg.
»Erscheint mir ein wenig zu modern«, antwortete der Dekan.
Inzwischen war Rincewind richtig in Fahrt. Jeder Narr konnte kopieren, was er sah – oder auch nicht, wie im Falle von Rincewind. Hier ging es darum, ein Bild zu malen, das sich bewegte und zum Ausdruck brachte, wie, wie, wie…
Er brachte es zum Ausdruck. Er ließ sich einfach von Pinsel und Farbe den Weg weisen…
»Nun«, ließ sich Neilette vernehmen, »so wie das Licht darauf fällt, und der ganze Rest… Es könnte eine Gruppe von Zauberern sein…«
Rincewind schloß halb die Augen. Vielleicht lag es daran, wie sich die Schatten bewegten, aber er mußte zugeben, daß er bemerkenswert gute Arbeit geleistet hatte. Er fügte der Darstellung noch etwas mehr Farbe hinzu.
»Sie scheinen fast aus dem Stein herauszutreten«, sagte jemand hinter ihm, doch die Stimme klang gedämpft.
Rincewind glaubte zu spüren, wie er in ein Loch fiel. Er hatte bereits auf diese Weise empfunden, für gewöhnlich dann, wenn er tatsächlich in ein Loch fiel. Die Wände um ihn herum waren verschwommen, als strichen sie mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorbei. Der Boden zitterte.
»Bewegen wir uns?« fragte er.
»Es fühlt sich so an«, entgegnete Erzkanzler Rincewind. »Aber wir stehen still!«
»Wir bewegen uns, während wir still stehen«, murmelte Rincewind und kicherte. »Wie lustig!« Er schielte glücklich auf die Bierdose hinab. »Von dem Bier daheim hält mein Magen nicht mehr als ein oder zwei Krüge aus, aber dieses Zeug kann man wie Limonade trinken! Wer hat die Fleischpastete…?«
So laut wie ein Gewitter unterm Bett und gleichzeitig so sanft wie zwei miteinander kollidierende Soufflés vereinten sich Gegenwart und Vergangenheit.
Sie enthielten ziemlich viele Personen.
»Was ist das?«
»Dekan?«
»Ja?«
»Du bist nicht der Dekan!«
»Wie kannst du es wagen, so etwas zu behaupten! Wer bist du?«
»Ugh!«
»Bei den steinefressenden Kühen, was hat das Tier hier zu suchen?«
»Nein! Nein! Ich habe das nicht gesagt! Er war’s!«
»Erzkanzler?«
»Ja?«
»Ja?«
»Was? Wie viele seid ihr?«
Die Dunkelheit verwandelte sich in tiefes Purpur, das zu Violett mutierte.
»Seid endlich still und hört mir zu!«
Zu Rincewinds großer Überraschung kam man seiner Aufforderung nach.
»Seht nur, die Wände kommen näher! Dieser Ort versucht, nicht zu existieren!«
Rincewind hatte seinen Dienst an der Gemeinschaft erledigt, drehte sich um und lief über den bebenden Boden.
Nach einigen Sekunden überholte ihn Truhe, was immer ein schlechtes Zeichen war.
Er hörte
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