Heiße Hüpfer
beiseite. Etwas glänzte im Kerzenlicht.
Es war ein grüner Glanz, wie von frostigem grünen Feuer.
Das Selbst des Opalsuchers schien regelrecht zu erstarren, als er ganz vorsichtig nach den gelockerten Steinen griff und sie beiseite räumte. Der Opal empfing und reflektierte immer mehr Licht, als größere Teile von ihm sichtbar wurden. Das Schimmern schien immer heller zu werden und kein Ende nehmen zu wollen.
Schließlich ließ der Mann den angehaltenen Atem entweichen.
»Strewth!«
Wenn er einen kleinen grünen Opal gefunden hätte, etwa in der Größe einer Bohne, wäre er mit seinen Freunden losgezogen, um ein paar Biere zu kippen. Ein faustgroßes Exemplar hätte ihn veranlaßt, mit beiden Füßen auf den Boden zu stampfen. Aber dies… Er stand noch immer fast reglos und strich sanft mit den Fingerkuppen über das Grün, als die anderen den Glanz bemerkten und herbeieilten.
Besser gesagt: Zuerst hatten sie es ziemlich eilig, aber als sie näher kamen, wurden sie immer langsamer und ehrfürchtiger.
Eine Zeitlang sprach niemand. Das grüne Schimmern spiegelte sich in den Gesichtern der Opalsucher wider.
Dann flüsterte jemand: »Da hast du echt Schwein gehabt, Strewth.«
»Mann, auf der ganzen Welt gibt es nicht genug Geld, um das Ding zu bezahlen.«
»Immer mit der Ruhe, vielleicht ist es nur eine Art Glasur…«
»Die wäre trotzdem noch eine Menge wert. Na los, Strewth – hol das Ding da raus.«
Wie Katzen sahen sie zu, als die Spitzhacke weitere Steine löste, erst eine Kante fand und dann noch eine.
Strewths Finger begannen zu zittern.
»Vorsichtig, Kumpel. Gib acht, daß du den Rand nicht beschädigst…«
Die Männer traten einen Schritt zurück, als der Rest aus Staub, Felsgestein und Erde fortbröckelte. Das Etwas schien rechteckig zu sein, obgleich die untere Kante ein Durcheinander aus unregelmäßig geformtem Opal und Schmutz war.
Strewth drehte die Spitzhacke und berührte den glühenden Kristall mit dem hölzernen Schaft.
»Was auch immer es damit auf sich hat«, brummte er. »Ich muß Bescheid wissen…«
Er klopfte an das Grün.
Es klang dumpf.
»Das Ding kann doch nicht hohl sein, oder?« fragte einer der anderen Männer. »Hab noch nie von einem hohlen Opal gehört.«
Strewth griff nach einem Brecheisen. »Na schön! Mal sehen, was…«
Ein leises Plink ertönte. Unten löste sich ein großes Opalstück, nicht dicker als ein Teller.
Darunter kamen zwei Zehen zum Vorschein, und sie bewegten sich ganz langsam in ihrer schillernden Hülle.
»Oh, Strewth «, sagte einer der Männer, als sie weiter zurückwichen. »Das Ding lebt. «
P onder wußte: Er hätte nicht zulassen dürfen, daß Ridcully die unsichtbaren Schriften las. War es nicht ein grundlegendes Prinzip, den Arbeitgeber nie wissen zu lassen, was man eigentlich den ganzen Tag übertat?
Aber ganz gleich, welche Vorsichtsmaßnahmen man traf: Früher oder später kam der Boß, um hereinzuschauen und Dinge zu sagen wie: »Hier arbeitest du also, wie?« und »Ich glaube, ich habe ein Rundschreiben über die vielen Topfpflanzen verschickt« und »Wie nennt man das Ding mit der Tastatur?«
Für Ponder brachte diese Sache besondere Probleme mit sich, denn das Lesen der unsichtbaren Schriften erforderte jede Menge Sorgfalt und Feingefühl. Es eignete sich vor allem für jenes Temperament, das beim Großen Preis der Kontinentalverschiebung zum Ausdruck kommt, als Hobby Bonsai-Berge pflegt und vielleicht sogar einen Volvo fährt. Nötig war ein hohes Maß an Gewissenhaftigkeit und Akkuratesse. Man brauchte dazu ein Bewußtsein, das Freude daran fand, Puzzles in einem dunklen Zimmer zusammenzusetzen. Mustrum Ridcully war zweifellos nicht dafür geeignet.
Die Hypothese hinter den unsichtbaren Schriften war lächerlich kompliziert. Alle Bücher sind durch zarte Bande im B-Raum miteinander verbunden, und deshalb kann der Inhalt eines jeden Buches, das jemals geschrieben wurde oder irgendwann einmal geschrieben wird, unter den richtigen Umständen durch ein ausreichend genaues Studium der bereits vorhandenen Bücher ermittelt werden. Zukünftige Bücher existieren in potentia. Auf ähnliche Weise kann eine detaillierte Analyse einer Handvoll Urschlamm auf die zukünftige Existenz von Krevettencocktail hinweisen.
Die bisherigen, eher primitiven Untersuchungsmethoden basierten auf Zauberformeln wie zum Beispiel Wiesenkuchens Unzuverlässigem Algorithmus. Mit solchen Mitteln dauerte es Jahre, auch nur die vage Andeutung
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