Heiße Küsse in Amarillo
Auffahrt. Sie fragte sich, wer wohl zu Besuch gekommen war, doch dann parkte sie den Wagen ihrer Großmutter am Straßenrand und dachte nicht weiter darüber nach.
Sie hatte Wichtigeres im Sinn. Zuerst musste sie die Fluggesellschaft anrufen und den ersten Flug nach Amarillo buchen, den sie kriegen konnte. Dann musste sie ein paar Sachen zusammenpacken und sich überlegen, was sie Cooper sagen wollte, wenn sie angekommen wäre.
Im Geiste ging sie alle Dinge durch, die sie vor ihrer Abreise noch erledigen musste. Sie schloss die Haustür auf und ging geradewegs in ihr Schlafzimmer. In der Küche waren Stimmen und Gelächter zu hören, aber sie konnte nicht erkennen, wer da sprach. Und sie hatte auch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn sie wollte so schnell wie möglich zu Cooper zurückkehren. Sie hoffte nur, dass er sie genug liebte, um ihr eine zweite Chance zu geben.
Aber eins nach dem anderen. Zuerst brauchte sie ihr Notizbuch mit der Telefonnummer der Fluggesellschaft, damit sie einen Flug reservieren konnte. Sie suchte auf ihrem Schreibtisch und in allen Schubladen, doch sie konnte es nirgends finden. Wohin konnte sie es nur gelegt haben?
Vielleicht hatte sie es im Wohnzimmer liegen lassen. Sie rannte die Treppe hinunter. Es war nicht da.
“Hast du mein Notizbuch gesehen, Grandma?”, rief sie, während sie nachsah, ob es vielleicht zwischen die Sofakissen gerutscht war.
“Suchst du das hier?”, fragte eine tiefe Stimme hinter ihr.
Faith wirbelte herum. Ihr Herz schien stillzustehen. Sie traute ihren Augen nicht. Dort stand Cooper, die Schulter lässig am Türrahmen angelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. In einer Hand hielt er ihr Notizbuch.
“Wann … wann bist du hier angekommen?”, fragte sie stockend.
Er sah auf seine Armbanduhr. “Vor etwa einer halben Stunde.”
Ihr Herz schlug wie verrückt. Sie holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen. Seine Gegenwart füllte den ganzen Raum aus, und obwohl sie es nie für möglich gehalten hätte, erschien ihr seine männliche Ausstrahlung sogar noch überwältigender als je zuvor.
“Faith, Liebling, ich muss noch mal schnell in die Bücherei”, sagte ihre Großmutter, während sie an ihnen vorbei zur Haustür rauschte. “Mir ist gerade eingefallen, dass ich Sam Harris versprochen habe, mit ihm ein paar Bücher für den Trödelmarkt auszusortieren.” Sie schenkte Cooper ein strahlendes Lächeln. “Es ist noch reichlich Kaffee da, wenn Sie noch eine Tasse mögen.”
Faith sah hilflos zu, wie ihre Großmutter nach draußen verschwand und sie mit Cooper allein ließ.
Was sollte sie ihm nur sagen?
Sie hatte gedacht, dass ihr noch einige Stunden bleiben würden, um sich auf ihr Wiedersehen vorzubereiten. Doch jetzt stand Cooper ihr plötzlich unvermittelt gegenüber und sah so unglaublich gut aus, dass sie sich kaum noch an ihren eigenen Namen erinnern konnte.
“Ich könnte noch einen Kaffee vertragen”, sagte er und reichte ihr das Notizbuch. Er drehte sich um und ging zurück in die Küche. “Was ist mit dir?”
“Nein, danke.” Faith war völlig verunsichert. Sie warf das Buch aufs Sofa und folgte ihm.
Cooper ging zur Kaffeemaschine und goss sich eine Tasse ein. Dann drehte er sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Arbeitstheke, die Füße lässig übereinandergelegt. “Du siehst müde aus, Darling. Warum setzt du dich nicht?”
Ihre Knie wurden weich, als er sie mit dem vertrauten Kosewort anredete. Sie entschied, dass das gar keine schlechte Idee war, und sank erleichtert auf einen Stuhl am Küchentisch.
Faith wusste immer noch nicht, was sie sagen sollte. “Wie geht’s Penelope?”, fragte sie daher unbeholfen.
Cooper zuckte mit den Schultern. “Ganz gut, wenn man die Umstände bedenkt.”
Alarmiert schreckte sie hoch. “Was meinst du damit? Ist irgendetwas mit ihr?”
“Nein.” Er schüttelte den Kopf, sah ihr dabei aber sehr intensiv in die Augen. “Es geht ihr prima, wenn man davon absieht, dass sie zum zweiten Mal ihre Mutter verloren hat.”
Faith schluckte. “Es … es tut mir leid. Ich hatte nicht bedacht, was es für Penelope bedeutet.”
Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. “Du hast eine Menge Dinge nicht bedacht, Darling.” Auf den ersten Blick wirkte er ganz entspannt. Aber Faith bemerkte die unterschwellige Anspannung in seiner Stimme und die winzigen Fältchen um seine müden Augen.
“Ich habe getan, was ich für das Beste gehalten habe”, verteidigte
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