Heiße Nächte - eiskalte Intrigen
erwidern. Er fasste das als Zurückweisung auf, fuhr mit den Händen in ihr Haar und zog ihren Kopf mit einer herrischen Bewegung an sich.
„Du wirst mich nicht zurückweisen“, sagte er kalt. Und er hatte Recht. Er kannte ihren Körper viel zu gut. Sie konnte ihn nicht zurückweisen. Viel zu sehr und viel zu lange schon sehnte sie sich nach ihm.
Als er sich von ihr löste, glitzerten seine Augen triumphierend. „Ich kann dich jederzeit dazu bringen, dass du dich nach mir verzehrst, Jasmine. Also versuch gar nicht erst, mich mit deinem Körper zu manipulieren.“
Was er an Verlangen in ihr geweckt hatte, wurde sofort erstickt.
„Ich werde in vierzig Minuten die Stadt verlassen.“ Damit stand er auf und verließ das Zimmer.
Jasmine wusste später nicht mehr, wie lange sie dort sitzen geblieben war, unfähig, irgendetwas zu tun. Es war, als hätte Tariq ihr das Herz aus dem Leib gerissen und sich dann über ihren Schmerz lustig gemacht. Der Schmerz war zu groß, um wirklich spürbar zu sein. Irgendwann stand sie auf, lief aus dem Turmzimmer und schloss sich kurz darauf in ihrem kostbar eingerichteten Schlafzimmer ein. Von dort aus ging sie in den privaten Garten und setzte sich unter den Baum mit den blauweißen Blüten, die einen schweren Duft verströmten.
Ihre Schluchzer kamen von ganz tief aus ihrem Körper und waren so heftig, dass sie nicht genug Luft übrig hatte, um dabei auch nur einen Laut von sich zu geben. Zu vernichtend war die Erkenntnis, dass sie sich etwas vorgemacht hatte. Sie hatte geglaubt, sie könnte Tariq mit ihrer Liebe dazu bringen, sie wieder zu lieben. Sie, ein Mädchen, das noch nie von jemandem geliebt worden war. Alles hatte sie ihm gestattet, sogar dass er sie für den Rest ihres Lebens an sich band. Sie hatte sich ihm hingegeben mit Leib und Seele. Nichts hatte sie zurückgehalten.
Und jetzt hatte er dieses Geschenk auf die grausamste Art zurückgewiesen. Sie war nichts als sein Besitz, geschätzt, aber nicht unersetzlich. Er empfand nichts für sie außer Begierde. Rein körperliche Lust! Sie hatte geglaubt, sein Verhalten sei damit zu erklären, dass er schrecklich verletzt war. In Wirklichkeit aber empfand er einfach nichts für sie.
Hatte er sie also nur geheiratet, um sie zu demütigen? Um sie zu vernichten?
Irgendwann hatte sie alle Tränen geweint, doch der Schmerz wollte nicht nachlassen. Und jetzt zeigte auch der alte Dämon Furcht wieder sein hässliches Gesicht. In Tariqs Land, in Tariqs Armen hatte sie fast vergessen, mit welch grässlichem Makel sie behaftet war. Ein Makel, der es vermutlich unmöglich machte, dass sie jemals wirklich geliebt werden würde. Die Erinnerung an den schrecklichsten Tag ihrer Kindheit überwältigte sie.
„Findest du es wirklich in Ordnung, dass du die Hälfte von Marys Erbe gefordert hast, bevor du Jasmine adoptiertest?“ hatte Tante Ella die Frau gefragt, von der Jasmine geglaubt hatte, sie sei ihre Mutter. „Schließlich ist Mary deine kleine Schwester.“
„Natürlich. Schließlich hätte sie sich ja nicht von irgendeinem dahergelaufenen Kerl, den sie in einer Bar aufgegabelt hat, schwängern zu lassen brauchen.“ Dann war da das Geräusch von Eiswürfeln, die in ein Glas fielen, zu hören gewesen. „Wir sind schließlich kein Wohltätigkeitsverein. Wie sonst hätten die Ausgaben für Jasmine gedeckt werden sollen?“
„Ihr habt aber viel mehr bekommen“, hatte Ella erwidert. „Mary hat doppelt so viel von Grandpa geerbt wie wir.“
„Ich denke, es ist ein adäquater Ausgleich dafür, dass wir schlechtes Blut in unsere Familie aufgenommen haben. Der Himmel weiß, was für ein Versager Jasmines Vater gewesen sein mag. Mary war so betrunken, als sie sich mit ihm eingelassen hat, dass sie sich nicht einmal an seinen Namen erinnern kann.“
Später, als Jasmine sich gezwungen hatte nachzufragen, hatte Tante Ella Mitleid bekommen und ihr von Mary erzählt. Offenbar war Mary sofort nach Jasmines Geburt in die Vereinigten Staaten gegangen, damit auch jeder Hauch eines Skandals vermieden wurde. Sie war niemals zurückgekehrt. Die Leute, die Jasmine aufgezogen hatten, Marys ältere Schwester Lucille und deren Ehemann James, hatten selbst bereits zwei Kinder, Michael und Sarah, und waren ohne finanziellen Anreiz nicht bereit gewesen, ein weiteres Kind aufzunehmen. Trotzdem hatten sie danach noch ein eigenes Kind bekommen, ihren geliebten Matthew.
An jenem Tag hatte Jasmine erfahren, dass jedes bisschen Zuwendung, das sie
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