Heiße Naechte im Strandhaus
„Hallo, Mrs. Maybury.“ Falls er die Anwesenheit des einschüchternd eleganten Fremden bemerkt haben sollte, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. „Hast du die Autoschlüssel?“ Auf Annas Nicken hin fuhr er fort: „Okay, dann lass uns am besten gleich fahren. Dad sagt, du brauchst die Batterie nicht sofort zu bezahlen. Das hat Zeit, du kannst ihm das Geld geben, wenn es mal passt.“
Anna spürte hilflos, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Nicks Vater war der Eigentümer der örtlichen Autowerkstatt, und er wusste wie jeder andere hier über die prekäre finanzielle Situation ihrer Familie Bescheid. Sein Angebot, ihr das Geld zu stunden, war nur gut gemeint, aber sie wünschte, Francesco hätte es nicht mitbekommen. Sie hatte schließlich auch ihren Stolz.
„Das wird nicht nötig sein“, gab sie hölzern zurück, während sie mit schnellen Schritten zur Tür ging. In ihrem Nacken kribbelte es, so eilig hatte sie es, möglichst viel Abstand zwischen sich und Francesco zu bringen.
Ein befehlsgewohntes „Moment!“ hielt sie auf.
Weltmännische Kühle ausstrahlend, machte Francesco einen Schritt nach vorn. „Nick? Ich nehme doch an, das sind Sie, nicht wahr?“ Nachdem er die Bestätigung erhalten hatte, befahl er mit dem durch nichts zu erschütternden Gestus eines Menschen, der davon ausgeht, dass man ihm unwidersprochen gehorcht: „Fahren Sie. Sie brauchen nicht auf Anna zu warten. Bauen Sie einfach nur die Batterie ein, ich hole den Wagen später mit Anna ab.“
„Jetzt hör mal!“ Erbost über diese Anmaßung, fuhr Anna zu ihm herum – und bereute es augenblicklich. Allein sein Anblick – die hochgezogene schwarze Augenbraue, diese leicht fragend verzogenen sinnlichen Lippen, während er auf ihren Einwand wartete – bewirkte, dass ihr Herz einen Satz machte. Es fühlte sich an, als hätte sie plötzlich den Mund voller Sand, und ihr Puls raste, während sie sich erinnerte …
Sie unterdrückte einen verräterischen Seufzer und kapitulierte.
Es war sinnlos, einem Verhör ausweichen zu wollen. Je länger sie sich zu drücken versuchte, desto nervöser und angespannter würde sie. Das war nicht gut für ihr Baby.
Sie schaute mit einem entschuldigenden Lächeln zu ihrem Freund und sagte matt: „Danke, Nick. Wir sehen uns später. Ich muss nur schnell etwas … mit ihm da klären.“ Und wenn das in Francescos Ohren unhöflich klang, konnte sie es auch nicht ändern.
Sie war Francesco gegenüber alles andere als freundlich gestimmt, als er sie aufforderte, mit in die Küche zu kommen. Sie fühlte sich einfach nur elend.
3. KAPITEL
„Entschuldigung, aber ich muss mir erst mal was Anständiges anziehen. Was sollen Sie bloß von mir denken?“ Beatrice wirkte, als wäre sie vor Verlegenheit am liebsten im Boden versunken, während sie Anna und Francesco die Tür aufhielt und dabei versuchte, ihre alten Gummistiefel unter dem Saum ihres Bademantels zu verstecken – ein nutzloser Versuch, der zudem beträchtliche Verrenkungen erforderte. Dann fügte sie mit einem Seitenblick auf Francescos blendende Erscheinung leicht atemlos hinzu: „Ich bin gleich wieder da, und in der Zwischenzeit … Anna, biete deinem Gast einen Kaffee an.“
Anna tat nichts dergleichen. Sie hatte alle Hände voll damit zu tun, sich von seiner abweisenden Distanziertheit nicht zu sehr einschüchtern zu lassen.
Es konnte ihr doch egal sein, dass ihn der Gedanke entsetzte, mit einer Frau aus einer Familie, die ihre bessere Zeit längst hinter sich hatte, ein Kind gezeugt zu haben. Mit einem gesellschaftlichen Nichts, das allerhöchstens für eine flüchtige Affäre taugte.
„Nun?“, brach sie schließlich das dumpfe Schweigen. Sie hob kämpferisch das Kinn, doch dummerweise machte genau in diesem Moment das Baby mit einem kräftigen Tritt in ihre linke Seite auf sich aufmerksam. Hoffentlich bekam es die Unstimmigkeiten zwischen seinen Eltern nicht mit.
Automatisch legte sie beruhigend eine Hand auf ihren Bauch, eine Geste, die Francesco mit glitzernden Augen verfolgte.
„Du weißt, warum ich hier bin“, erwiderte er. „Ich will wissen, wer der Vater ist. Aber denk dran, die Wahrheit lässt sich jederzeit mit einem simplen Vaterschaftstest herausfinden, deshalb würde ich dir nicht raten zu lügen.“
Das meinte er offenbar ernst. Sie hatte erwogen, irgendeinen fiktiven Namen zu nennen, in der Hoffnung, dass er den Ausweg, den sie ihm anbot, dankend annahm.
Aber jetzt wurde ihr klar, dass er sich so
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