Heiße Naechte im Strandhaus
nicht würde abspeisen lassen. Während ihr diese Tatsache unangenehm zu Bewusstsein kam, spürte sie, dass ihr Kopf ganz leer wurde. Sie hatte alles getan, um ihn zu vergessen, und sogar mit einigem Erfolg. Das hatte sie tun müssen, um sich selbst und das Baby vor weiteren Verletzungen zu schützen.
Dieses Wiedersehen gestern hatte sie jedoch völlig aus dem Konzept gebracht. Sie presste die Fingerspitzen an ihre plötzlich hämmernden Schläfen, dann bekam sie weiche Knie und sah den Fußboden auf sich zukommen.
Doch zwei starke Hände hielten sie und sorgten dafür, dass sie sanft auf dem harten Küchenstuhl landete, wo sie sitzen blieb.
Sein unflätiger Fluch trieb ihr die Röte ins Gesicht. Als er es sah, wich er einen Schritt zurück. Er blieb mit leicht gegrätschten Beinen stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und blickte mit düsterer Miene, aus jeder Pore Ungeduld verströmend, auf sie herunter.
Sie straffte die Schultern und sagte mit schroffer Entschiedenheit: „Du brauchst nicht zu fluchen, und wenn du es unbedingt wissen willst: Ja, du bist der Vater. Wer sonst? Ich habe mit keinem anderen Mann geschlafen.“ Nach diesen Worten atmete sie tief durch, schon wieder wütend auf sich selbst, weil sie tatsächlich irgendwann einmal geglaubt hatte, diesen kaltschnäuzigen, arroganten Schuft zu lieben.
Jetzt hatte er die Information, wegen der er gekommen war. Auf keinen Fall jedoch würde sie abwarten, was er damit anzufangen gedachte. Deshalb sagte sie fest: „Aber ich will nichts von dir, das gebe ich dir schriftlich, wenn du willst. Von mir wird nie jemand erfahren, wer der Vater meines Kindes ist. Du kannst also ganz beruhigt zu deiner derzeitigen Bettgefährtin zurückkehren.“
Nach diesem Ausbruch war es erst einmal mucksmäuschenstill. Seine entschlossenen Gesichtszüge wirkten angespannt, unter dem warmen Oliv seiner Haut schimmerte Blässe. Anna versuchte seine Gedanken zu lesen, aber sie konnte es nicht.
„Ist das die Wahrheit?“ Auf ihr wortloses Nicken hin kniff er die Augen zusammen, dann drehte er sich um und ging ans Fenster, um hinauszuschauen.
Sein Kind. Sein Sohn. Für einen Moment wurde ihm ganz warm ums Herz.
Sein Sohn. Gezeugt mit einer Frau, die so falsch war wie eine verwilderte Katze. Sie hatte die verführte Unschuld gespielt und so getan, als ob sie nicht wüsste, wer er war. Eine Taktik, mit der sie ihm den Kopf verdreht hatte. Und dabei hatte sie die ganze Zeit über nur das eine Ziel verfolgt, aus einem hartgesottenen Zyniker einen liebestollen Vollidioten zu machen.
Doch dann hatte sie ihren tollpatschigen Vater eingeweiht. Woher sonst hätte der Mann wissen sollen, dass für den fetten Fisch, den seine Tochter an der Angel hatte, eine Million Pfund nur Peanuts waren?
Ein schwerer Fehler, mit dem sie sich ins eigene Fleisch geschnitten hatte.
Weil er nämlich drauf und dran gewesen war, ihr einen Heiratsantrag zu machen, obwohl er bereits als Halbwüchsiger den Entschluss gefasst hatte, niemals in den Stand der Ehe einzutreten. Hätte sie ihrem geldgierigen Vater befohlen, den Mund zu halten und sich in Geduld zu üben, wäre sie heute eine reiche Frau. Er hätte sie mit Geschenken überhäuft und Sorge dafür getragen, dass auch ihre Familie in finanzieller Sicherheit leben konnte. Obwohl natürlich irgendwann unvermeidlich der Zeitpunkt gekommen wäre, an dem er seinen Entschluss bitter bereut hätte. Der Moment, in dem ihr wahres Ich zum Vorschein gekommen wäre, in dem er erkannt hätte, was für ein minderwertiges, berechnendes Geschöpf sie in Wahrheit war.
Deshalb konnte er jetzt nur lachen, wenn sie behauptete, nichts von ihm zu wollen. Genauso gut könnte sie versuchen, ihm weiszumachen, der Mond wäre aus Käse. Sofort nach der Geburt des Kindes würde sie ihm gnadenlos ihre Forderungen präsentieren, so viel stand fest.
Als er hörte, wie die Tür aufging, drehte Francesco sich um.
„Signora“. Beatrice Maybury trug jetzt einen fadenscheinigen Tweedrock und ein Twinset von undefinierbarer Farbe, den langen Zopf hatte sie sich wie einen Siegerkranz um den Kopf gewunden. „Ist Ihr Mann auch da? Ich möchte Sie gern beide bei diesem Gespräch dabeihaben.“ Um ein für alle Mal sämtliche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Ohne Streit.
„Ich …“ Beatrice hatte eben den Mund aufgemacht, um ihre Tochter für ihr unhöfliches Benehmen zu tadeln – dafür, dass Anna wie versteinert auf ihrem Stuhl saß, ohne ihrem Gast eine
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