Heiße Naechte im Strandhaus
Tasse Kaffee oder auch nur einen Sitzplatz anzubieten –, doch dann überlegte sie es sich anders. Mit dem sicheren Gespür, dass eine weitere Katastrophe dabei war, sich über ihrem müden Haupt zu entladen, nickte sie stumm und machte auf dem Absatz kehrt.
„Es besteht keine Notwendigkeit, meine Eltern da auch noch mit reinzuziehen“, sagte Anna mühsam. „Sie wissen doch gar nichts von dir.“
„Mit deinem Vater hatte ich bereits das Vergnügen. Oder ist dir das entfallen?“, fragte er mit beißendem Spott.
Wie könnte sie das je vergessen? Sie schluckte kurz, bevor sie heiser zurückgab: „Erstaunlich, dass du dich überhaupt noch an mich erinnerst.“
Nachdem sie sich eine Strähne aus den Augen gewischt hatte, fuhr sie fort: „Ich versuche dir nur zu erklären – falls du so freundlich bist zuzuhören –, dass sie nicht wissen, wer der Vater meines Kindes ist. Niemand weiß es. Und da ich möchte, dass das auch so bleibt, kannst du ebenso gut gleich wieder gehen“, fuhr sie fort, erbost darüber, dass er sie wie ein ungezogenes Kind musterte.
Überzeugt davon, dass er sich jetzt mit einer letzten hämischen Bemerkung auf den Absätzen seiner handgenähten Schuhe umdrehen und verschwinden würde, sank Anna erschöpft auf ihrem Stuhl zusammen, wobei sie sich seiner Blicke überdeutlich bewusst war.
„Geh einfach“, stieß sie erschöpft hervor, doch zu spät, weil in diesem Moment ihr Vater wie ein begossener Pudel in die Küche schlich, dicht gefolgt von seiner unbehaglich dreinschauenden Frau Gemahlin.
„Na, das ist ja eine Überraschung!“ Ihr Dad hatte sich rasch wieder gefangen. Jetzt versuchte er sogar zu lächeln und rieb sich scheinbar erfreut die großen Hände.
Obwohl das natürlich alles nur Theater war, wie Anna sogleich erkannte. In seinen Augen lauerte eine dumpfe Vorahnung, und in seinem Lächeln spiegelte sich unübersehbar Unbehagen. Was möglicherweise seiner ersten Begegnung mit Francesco geschuldet war, als der ungehobelte Kerl hier reingeschneit war und ihm diese schmähliche Nachricht für seine Tochter in die Hand gedrückt hatte. Wem blieb so etwas schon in guter Erinnerung?
„Setzen wir uns“, sagte Francesco.
Typisch! Anna ging nun fast an die Decke vor Wut. Der Hauptmann bellte! Francesco benahm sich, als ob er hier das Kommando führte. Es machte sie wütend zu sehen, wie ihr Dad lammfromm gehorchte, während ihre Mum irgendetwas von Kaffeemachen murmelte. Francescos schwaches Lächeln schlug in Ungeduld um. Für wie erbärmlich hielt er sie eigentlich?
Anna stand auf, drehte, behindert von ihrem Bauch, ihren Stuhl um und setzte sich wieder. Ihr Vater, der ihr gegenüber am Tisch saß, zog den Kopf ein. Anna verstand die Welt nicht mehr. Wo doch ihr Dad sonst alles andere als auf den Mund gefallen war! Was hatte das nur zu bedeuten?
Warum wirkte er jetzt, als könnte er sich gar nicht klein genug machen? Wo doch eigentlich das Gegenteil der Fall hätte sein müssen. Er wusste schließlich, wie Francesco Mastroianni sie behandelt hatte. Er hätte ihn eigenhändig rauswerfen müssen.
An jenem Tag hatte sie ihn in dem Gewächshaus angetroffen, das er sich in mühseliger Fleißarbeit aus alten ausgemusterten Baumaterialien zusammengezimmert hatte. Er hatte wie immer höchst geschäftig an irgendwas herumgewerkelt. „Dad, ich glaube, ich hab’s noch gar nicht erzählt, aber ich habe mich im Urlaub verliebt“, hatte sie gesagt. „In Francesco, er hat mich total umgehauen, ein Italiener. Ich bin völlig verrückt nach ihm! Und glücklicherweise geht es ihm genauso. Er ist gerade in London und will mich besuchen – heute Abend. Das Dumme ist nur, dass ich arbeiten muss, aber gegen zehn bin ich zurück. Bist du so lieb und kümmerst dich bis dahin um ihn? Aber langweile ihn um Himmels willen nicht mit diesem Wildparkunsinn!“
Sie hatte nicht verhehlen können, dass sie vor Glück fast im Delirium gewesen war, so bis über beide Ohren verliebt.
Deshalb wusste ihr Dad natürlich genau, was Francesco ihr angetan hatte. Nichtsdestotrotz ließ er sich jetzt von dem unerwünschten Gast in seinem eigenen Heim herumkommandieren, statt ihm die Tür zu zeigen.
Dann blieb es also an ihr hängen, ihn in seine Schranken zu weisen. Mit einem flüchtigen Blick auf den Mann, der ihr das Herz aus der Brust gerissen hatte und darauf herumgetrampelt war – er saß am Kopfende des Tischs und spielte dreist den Hausherrn –, sagte sie in ausdruckslosem Ton: „Nun? Wenn du
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