Heiße Naechte im Strandhaus
hatten sie sich auf Sholto geeinigt, fast wie ein richtiges Paar. Anschließend war er verschwunden, und seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Nun, daran würde sie sich gewöhnen müssen. Er hatte sie allein zurückgelassen, und das war genau das, womit sie gerechnet hatte. Es gab keinen Grund sich zu fühlen, als ob sie etwas Wertvolles verloren hätte. Es machte absolut keinen Sinn.
Sie zog die Schürze aus, die Peggy ihr aufgedrängt hatte, obwohl ihr abgetragenes Umstandskleid ganz bestimmt nicht geschont werden musste. Bei ihrer halbherzigen Packerei damals hatte sie nur ihre Umstandssachen eingepackt, weil sie davon ausgegangen war, direkt aus der Klinik nach Ryland zurückzukehren. „Ich lebe hier sowieso schon viel zu lange wie die Made im Speck. Ich muss nach Hause und meinen Eltern beistehen.“
Die würden von der Aussicht, Ryland zu verlieren, völlig niedergeschmettert sein. Ihr Vater würde sich selbst zerfleischen, während ihre Mutter aus Loyalität zu ihm der ganzen Welt die Schuld geben würde und nur nicht ihm. „Ich werde mir einen Zug heraussuchen und dann packen.“
Sie warf Peggy ein zittriges Lächeln zu, bevor sie eilig die Küche verließ. Nach ihrer Rückkehr aus der Klinik war das perfekt ausgestattete Kinderzimmer der erste überraschende Hinweis darauf gewesen, dass sie und Sholto noch eine Weile in Francescos Londoner Haus bleiben sollten. Wie lange dieser Zustand ohne den Anruf ihrer Mutter angehalten hätte, hätte sie nicht einmal ahnen können. Womöglich bis zu Francescos Rückkehr, weil sie es nicht geschafft hätte, sich von hier loszureißen, ohne ihn noch einmal gesehen zu haben?
Bei diesem unerwünschten und irgendwie erniedrigenden Gedanken presste sie verärgert über sich selbst die Lippen aufeinander, während sie die Treppe hinaufstieg. Sie würde sich stets an seine Freundlichkeit erinnern, an seine tatkräftige Unterstützung bei der Geburt, aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihn wiedersehen wollte. Auf gar keinen Fall, beteuerte sie sich selbst, während sie das Kinderzimmer betrat und sich über das Bettchen beugte, in dem ihr schlafender Sohn lag. Bei seinem Anblick ging ihr vor Liebe das Herz über. Sie wusste nicht, dass Peggy zum Telefon eilte, sobald sie die Küchentür hinter sich geschlossen hatte.
Obwohl es noch früh am Nachmittag war, rutschte Anna nervös auf dem Samtsessel herum, den sie sich im Wohnzimmer im ersten Stock vors Fenster gezogen hatte.
Sie wartete ungeduldig auf Arnolds Rückkehr.
„Mein Mann bringt Sie nach Hause, das ist bequemer, als wenn Sie den Zug nehmen.“ Peggy hatte den Kopf durch die Kinderzimmertür gesteckt, während Anna gerade dabei gewesen war, Sholto zu stillen. „Er macht im Moment Besorgungen, Sie können also noch in aller Ruhe zu Mittag essen.“
„Oh – wenn es ihm nichts ausmacht.“ Natürlich war es viel praktischer, mit dem geräumigen Lexus zu fahren, den die Powells zu ihrer ständigen Verfügung hatten, statt mit Sholto in öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. Trotzdem kam es ihr vor wie eine Zumutung, und das sagte sie Peggy auch.
„Machen Sie sich keine Gedanken. Das tut er gern. Aber ich werde Sie und das Baby wirklich vermissen“, fügte Peggy bedauernd hinzu und ergänzte: „Wenn Sie hier fertig sind, gibt es Essen.“
Nach dem Mittagessen hatte Anna Peggy beim Aufräumen geholfen und anschließend gepackt. Dabei war die Zeit wie im Flug vergangen. Doch jetzt wurde sie langsam ungeduldig. Es war nicht ganz einfach, dieses luxuriöse Intermezzo zu beenden, bei dem sie sich außer um ihr Baby um nichts hatte kümmern müssen. Das reinste Vergnügen war es gewesen.
Nun aber musste sie in die harte Realität zurück.
Wo es alle Hände voll zu tun gab. Daran, dass sie Ryland für den Verkauf herrichten mussten, mochte sie gar nicht denken. Sie würden dafür eine ganze Armee aus Handwerkern, Gärtnern und weiß der Himmel was noch brauchen, allerdings wusste kein Mensch, wovon sie das alles bezahlen sollten. Natürlich würde sie ihre Cateringfirma wiederbeleben. Während sie arbeitete, würde ihre Mum auf Sholto aufpassen. Es würde Anna schrecklich schwerfallen, ihren kleinen Sohn loszulassen, doch anders ging es nicht. Hinzu kam, dass sie für sich und Sholto ein einigermaßen bezahlbares Dach überm Kopf finden musste …
Jetzt hörte sie unten ein Auto vorfahren. Da war Arnold … endlich! Sie beugte sich vor und schaute hinunter. Als ihr Blick auf Francesco fiel, der
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