Heiße Naechte im Strandhaus
liegen blieb. Einen Moment später presste er die Lippen hart aufeinander und erklärte in schroffem Ton: „Peggy hat mich informiert, dass du abreisen willst. Auf Arnold brauchst du nicht zu warten, weil er nicht kommt. Ich habe ihm vorgeschlagen, die Gelegenheit zu nutzen und seinen Bruder zu besuchen.“
„Schön, dann fahren wir eben mit dem Zug“, gab Anna zurück, tief getroffen über Peggys Verrat. Dabei hatte sie eben angefangen, die ältere Frau als eine Art Freundin und Verbündete zu betrachten. Aber vielleicht könnte sie ja Nick …
„Nein, Nick holt uns ab“, korrigierte sie sich schnell. Warum war ihr das nicht gleich eingefallen? Auf Nick konnte sie sich jederzeit verlassen.
Sie sprang auf und ging ohne ein weiteres Wort zur Tür, aber Francesco war schneller. Er verstellte ihr den Weg, legte die Hände auf ihre Schultern und hielt sie fest.
„Du bleibst hier. Deinen weißen Ritter kannst du vergessen“, bemerkte er mit beißendem Spott. „Und nur um keine Unklarheiten aufkommen zu lassen: Peggy kann nichts dafür. Sie hatte die Anweisung mich zu informieren, sobald sich hier irgendeine Veränderung abzeichnet. Sie konnte also gar nicht anders, als mir Bescheid zu sagen. Aber der Zeitpunkt war günstig, weil ich sowieso für ein Vorstandsmeeting zurückkommen musste.“
Ihre Blicke trafen sich, die ihren stürmisch grün, seine stahlgrau. Seine Worte verhallten ungehört, weil seine Berührung bei ihr eine höchst verwirrende körperliche Reaktion auslöste. Ihr stockte der Atem, hinter ihren Lidern brannten Tränen der Scham. Sie wusste doch ganz genau, was für ein Schuft er war, warum also erreichte er mit einer einzigen Berührung, dass sie sich heillos bedürftig fühlte?
Eigentlich hätte sie gegen diese krude Sexualität inzwischen gefeit sein müssen, aber sie war es nicht. Sie verachtete sich für diese Schwäche. Heiser fragte sie: „Warum machst du das?“
Sobald die Frage heraus war, wurde ihr klar, wie überflüssig sie war. Sie kannte die Antwort. Er wollte ihr Sholto wegnehmen. Daran war inzwischen kein Zweifel mehr möglich. Sanft drückte er ihren widerstrebenden Körper wieder auf die Couch, dann setzte er sich, ohne sie aus den Augen zu lassen, ans andere Ende.
Annas Schultern sackten nach unten, obwohl sie versuchte, gegen die lähmende Müdigkeit anzukämpfen, die sich ihrer bemächtigt hatte. Was plante er? Wollte er ihr Geld anbieten, ihr ihren Sohn quasi abkaufen? Oder würde er ein Team von Staranwälten mit der Ausarbeitung einer Klageschrift beauftragen, die garantierte, dass er aus einem Sorgerechtsprozess als Sieger hervorging, falls sie nicht mit sich handeln ließ?
Aber sie würde ihm ihren Sohn nicht überlassen, nie und nimmer. Sie würde bis zu ihrem letzten Atemzug für Sholto kämpfen. Obwohl das angesichts seiner Rücksichtslosigkeit gewiss nicht einfach werden würde. Er verstand es, die Leute gnadenlos zu manipulieren, außerdem konnte er sich mit seinem Geld die ganze Welt kaufen.
Das mulmige Gefühl, das sie verspürte, nahm noch zu, während sie auf eine Antwort wartete. Und wartete. Und weiter wartete. Schließlich war sie so angespannt, dass sie fast laut herausgeschrien hätte. Jetzt riskierte sie einen Blick auf ihn.
Silbergraue Augen schauten ungerührt zurück. Mit provozierendem Gleichmut hob sich eine dunkle Braue, wobei er gedehnt fragte: „Na? Wutanfall vorbei? Bist du jetzt bereit, mir zuzuhören?“
Weniger bereit könnte sie gar nicht sein! Aber je eher sie erfuhr, was er vorhatte, desto eher konnte sie abschätzen, welcher Handlungsspielraum ihr blieb. Ihre Hände zitterten. Um es zu kaschieren, faltete sie sie und nickte.
„Ich werde dich heiraten“, verkündete er.
Anna schnappte nach Luft. Sie biss sich auf die Unterlippe, um sich davon zu überzeugen, dass sie nicht träumte. Er hatte es in vollkommen ausdruckslosem Tonfall gesagt, genauso gut hätte er ankündigen können, dass er vorhatte, jetzt zum Friseur zu gehen.
Wenn ihr nicht so elend zumute gewesen wäre, hätte sie ihm ins Gesicht gelacht. Aber es tat weh. Damals auf Ischia hätte sie ihr Glück nicht zu fassen gewusst, wenn er diese Worte gesagt hätte. Sie senkte den Kopf und schüttelte sich die Haare vors Gesicht, während sie nach Fassung rang. Und nach Worten, um dieses unmoralische Angebot abzulehnen.
Francescos Mund verzerrte sich bitter, als er sah, wie sie erst rot, dann weiß wurde und sich hinter den schimmernden Vorhang ihrer Haare
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