Heiße Naechte im Strandhaus
erinnerte, die einst Ryland geschmückt hatten und dann verkauft werden mussten, um die Schulden ihres Vaters abzutragen. Oder wie ihre Mum gesagt hatte: „Es ist traurig, aber wir müssen uns damit abfinden. Wir können nicht erwarten, dass Francesco so anständig ist und dich heiratet. Einem Mann wie ihm liegen die Frauen der ganzen Welt zu Füßen.“
Als Francesco sie von der Seite musterte, ihre plötzlich verletzlich abfallenden Mundwinkel sah, musste er wieder an ihre ursprüngliche Frage denken. Wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass er nicht wusste, warum er hier war. Er war fest entschlossen gewesen, erst zurückzukehren, wenn sie mit dem Kind wieder in Ryland war. Da die monatlichen Zuwendungen ohne sein Zutun und unbemerkt vonstattengehen würden, wäre damit die Sache für ihn abgeschlossen, und er könnte vergessen, dass er ihr jemals begegnet war.
Und doch hatte er aus irgendeinem unerfindlichen Grund seine Pläne geändert und war zurückgekommen. Um ihr bei der Geburt beizustehen? Um sie zu unterstützen und zu trösten? Gott bewahre! Dieser Gedanke war so abwegig, dass sich ihm fast der Magen umdrehte.
Aber warum dann? Um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war, weil das Kind, das sie bald zur Welt bringen würde, schließlich auch sein Kind war? Und um sich zu vergewissern, dass sie nicht mehr so elend aussah, obwohl Peggy ihm immer wieder beteuert hatte, wie gut es ihr ging? Möglich. Sehr wahrscheinlich sogar. Auf jeden Fall lag es näher an der Wahrheit als dieser andere verrückte Gedanke. Man konnte ihm alles Mögliche nachsagen, aber er war nicht herzlos. Nicht ganz jedenfalls.
Mit dieser Erklärung gab er sich zufrieden und entspannte sich wieder. Dabei schloss er halb die Augen … und beobachtete sie.
Es stimmte, auch wenn sie es nicht hören wollte. Sie war schön. Dieses herrliche glänzende Haar, das ihr liebliches Gesicht einrahmte, die jetzt strahlende pfirsichweiche Haut, die großen grünen Augen, gesäumt von langen schwarzen Wimpern mit goldenen Spitzen – ja und auch ihr wohlgeformter Körper strahlte eine Schönheit aus, die ihn zutiefst berührte. Sein Blick wanderte zu der sündigen Kurve dieses vollen rosa Mundes – der einzige Hinweis darauf, dass der Eindruck engelsgleicher Unschuld trügerisch war.
Von plötzlicher Begierde übermannt, schloss er die Augen und biss die Zähne zusammen. Dio mio! Er war gewarnt! Er wusste genau, was sie war – ein verlogenes, geldgieriges Biest und clever genug, ihn mit ihrem unschuldigen Getue um den kleinen Finger zu wickeln. Nur dass er das bei ihr, anders als bei den anderen Frauen mit den Dollarzeichen in den Augen, nicht hundert Meilen gegen den Wind gerochen hatte.
Als er sie jetzt wieder anschaute, glitzerten seine Augen kalt. „Iss dein Frühstück“, sagte er, dann stand er abrupt auf, um zu gehen.
Das Kind konnte gar nicht schnell genug kommen. Er würde einen seiner Sicherheitsleute anweisen, sich ab und zu nach seinem Wohlergehen zu erkundigen und ihm Bericht zu erstatten. Er selbst brauchte mit der Mutter nie wieder etwas zu tun zu haben.
Die Wehen kamen in Abständen von zehn Minuten. Anna saß auf dem Bettrand und runzelte die Stirn. Der errechnete Geburtstermin war erst in einer Woche. Woher sollte sie wissen, dass es keine Scheinwehen waren?
Alles, was sie in der Schwangerenberatung gelernt hatte, schoss ihr durch den Kopf. Sie schlüpfte in ihre Slipper, nahm ihre Regenjacke von der Garderobe und griff nach dem kleinen Koffer, der schon seit Tagen gepackt bereitstand. Um Peggy und Arnold brauchte sie sich keine Gedanken zu machen, die würden es ihr nicht verübeln, wenn es falscher Alarm war.
Als draußen auf dem schwach erhellten Flur die nächste Wehe über sie herfiel, geriet sie so ins Taumeln, dass sie gegen ein kleines Tischchen stieß. Dabei ging die Porzellanschale mit der Duftmischung laut krachend zu Boden.
Fast gleichzeitig öffneten sich zwei Türen. Francesco, mit zerzausten schwarzen Haaren, schlüpfte schon, auf einem Bein hüpfend, in seine Hose, während sich Peggy in ihren Morgenrock wickelte.
„Ich kümmere mich um sie, Peggy. Gehen Sie wieder ins Bett.“ Ein Blick auf Anna, die sich ihre schäbige Jacke über einen weiten Baumwollschlafanzug geworfen hatte, reichte ihm. Die Schweißperlen auf ihrer Stirn sagten alles. Als die Haushälterin protestierte, fügte er hinzu: „Es geht einfach schneller.“ Und zu Anna: „Bleib hier. Ich hole
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