Heiße Naechte im Strandhaus
den Wagen.“
Anna, der es inzwischen herzlich egal war, wer sie in die Klinik brachte, schaute ihm nach, wie er die Treppe hinunterhastete und sich im Laufen einen dunkelblauen Kaschmirpullover über den Kopf zog. Auf Peggy gestützt, folgte sie ihm langsam. Der besorgte werdende Vater. Ein netter Gedanke, nur leider höchst abwegig. Ihm missfiel schlicht die Vorstellung, sie könnte ihr Kind hier auf dem wertvollen Perserteppich seiner Eingangshalle zur Welt bringen.
„Er ist so perfekt!“ Anna riss ihren Blick nur mit größter Mühe von ihrem wunderschönen Baby los. Als sie dessen Vater anschaute, vergaß sie in diesem Moment reinster Seligkeit sogar das Unrecht, das er ihr angetan hatte.
Zu ihrer größten Verwunderung war Francesco ihr nicht eine einzige Sekunde von der Seite gewichen. Er hatte sie ermuntert und gelobt und das Geburtshelferteam durch die Gegend gescheucht, als ob er hier das Oberkommando hätte. Während der Geburt hatte er die ganze Zeit über ihre Hand gehalten und ihr den Schweiß von der Stirn gewischt. Damit hatte er sich den anschließenden Waffenstillstand redlich verdient.
Ehrfürchtig berührte Francesco die samtige Wange seines neugeborenen Sohnes, sah, wie dieser die großen Augen aufschlug, die noch nirgends Halt fanden.
Und verliebte sich auf Anhieb unsterblich.
Sein Sohn. Sein Fleisch und Blut. Plötzlich spürte er einen dicken Kloß im Hals. Wie hatte er bloß jemals auf die Idee kommen können, von diesem kleinen Wunder keine Notiz zu nehmen und es von Anfang an aus seinem Leben zu verbannen? Sodass er weder das erste Lächeln noch das erste Wort seines Sohnes mitbekommen würde? Und wie hatte er je annehmen können, dass er darauf verzichten könnte, ihm dabei zuzusehen, wie er die ersten Schritte machte, oder dass er es übers Herz brächte, ihm seine schützende Hand zu verweigern, bis er die Schwelle zum Mannesalter überschritt?
Madre di Dio, er musste den Verstand verloren haben! Wie hatte er bloß je auf die Idee kommen können, sein Kind aufzugeben?
Er war nicht wie sein Vater. Lieber würde er sterben, als sein Herz vor seinem Sohn zu verschließen, nur weil dessen Mutter eine miese Mitgiftjägerin war.
„Ich werde deinen Eltern die frohe Nachricht überbringen“, brummte er und riss den Blick von seinem Sohn los, wobei er im Kopf bereits einen strengen Verhaltenskodex für die Zukunft formulierte.
5. KAPITEL
Es waren drei Wochen vergangen. Anna legte gerade in der Küche den Telefonhörer auf den Wandapparat zurück. Sie hatte Peggy geholfen, das Mittagessen vorzubereiten, als der Anruf gekommen war.
„Doch hoffentlich nichts Unangenehmes?“ Peggy schaute fragend vom Hackbrett auf.
„Na ja …“ Annas Stimme klang dünn vor Bestürzung. „Meine Mutter, also … so wie es aussieht, müssen meine Eltern das Haus verkaufen.“
Die Stimme ihrer Mum hatte so gepresst geklungen. „Ich habe es endlich geschafft, deinen Vater davon zu überzeugen, dass wir unsere Schulden nur loswerden, wenn wir das Haus verkaufen. Er hat sich natürlich mit Händen und Füßen gesträubt, und es hat Wochen gedauert, bis ich ihn endlich so weit hatte. Ich hasse es, mich mit ihm zu zanken, aber diesmal hatte ich keine andere Wahl. Wir haben kein Geld mehr – was uns die Bank nicht wegnimmt, geht an die anderen Gläubiger. Dein Vater wird diese anstrengende Arbeit leider weiterhin machen müssen, und ich werde mir ebenfalls irgendetwas suchen müssen. Und wenn wir das Haus verkauft haben, mieten wir uns irgendwo zwei Zimmer. Das nennt man doch ‚gesundschrumpfen‘, oder?“
Beatrices verzweifeltes Bemühen, nicht den Humor zu verlieren, trieb Anna die Tränen in die Augen, aber sie blinzelte sie weg und hörte weiter zu. „Wenn du Francescos Geld nicht zurückgewiesen hättest, könntest du jetzt wenigstens für dich und den kleinen Sholto ein hübsches kleines Cottage mieten. Du wirst Francesco die neue Situation erklären und ihn bitten müssen, die ursprünglich vorgesehene Summe wieder einzusetzen.“
Anna hatte in diesem Moment nicht widersprochen, obwohl es schon rein praktisch unmöglich war, Francesco um irgendetwas zu bitten. Sie hatte ihn seit dem Tag nach der Geburt nicht mehr gesehen. Da war er gekommen, hatte seinen schlafenden Sohn aus dem Bettchen genommen, ihn fest an seine breite Brust gedrückt und verlangt, dass sie zusammen einen Namen aussuchten. Jetzt sofort.
Sie war überrascht gewesen, aber sie hatte nichts dagegen gehabt, und am Ende
Weitere Kostenlose Bücher