Heiße Naechte im Strandhaus
schlagartig klar geworden, in welch einer aberwitzigen Situation sie sich befanden?
Francesco hatte ihr im Wohnzimmer im Erdgeschoss, inmitten der wertvollen Antiquitäten und Gemälde, eine Auswahl an Eheringen vorgelegt, die ein großer dürrer Mann mit Leichenbittermiene vorbeigebracht hatte. In seiner Begleitung war ein Sicherheitsmann mit versteinertem Gesicht gewesen.
Unter strenger Beobachtung von drei zunehmend ungeduldiger dreinschauenden Augenpaaren hatte Anna nur reglos auf die glitzernde Kollektion blicken können. Dabei war unaufhaltsam die Zeit verstrichen. Ihr hatte sich der Hals zugeschnürt. Sie hatte sich plötzlich gefühlt wie eine Schauspielerin, die ihren Text vergessen hatte.
Am Ende war es Francesco gewesen, der ganz unfeierlich einen Ring mit einem großen glitzernden Brillanten aus seinem Samtbett gepflückt und ihr über den Ringfinger der linken Hand gestreift hatte. Genauso gut hätte er sich Kleingeld in die Tasche stecken können.
„Sophia ist meine Schwester“, erklärte er jetzt in leicht gereiztem Ton. „Sie lebt in Rom und wird dir bei den Hochzeitsvorbereitungen behilflich sein.“
„Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast.“ Während Anna ihn noch fragend anschaute, wurde ihr klar, dass sie im Grunde überhaupt ziemlich wenig über ihn wusste. Nur dass er unvorstellbar reich war und seine Freundinnen wie die Hemden wechselte. Und dass er gelegentlich inkognito Urlaub machte und leichtgläubige Jungfrauen um ihre Unschuld brachte, indem er ihnen vorgaukelte, ein charmanter Habenichts zu sein. Als ihr die billige Halskette einfiel, mit der er sie auf Ischia getäuscht hatte, hätte sie ihm am liebsten eine schallende Ohrfeige verpasst.
Aber das war natürlich auch keine Lösung. Also versuchte sie Ruhe zu bewahren, indem sie tief durchatmete, bevor sie sagte: „Erzähl mir mehr von ihr.“ Dabei ballte sie ihre Hände zu Fäusten und versuchte möglichst auszublenden, dass er wahrscheinlich der aufregendste Mann war, der auf diesem Planeten herumspazierte.
Was sich noch schwieriger gestaltete, als er sich geschmeidig von dem Zweiersofa erhob und sich, die Hände lässig in die Taschen seines eleganten grauen Designeranzugs geschoben, vor ihr aufbaute und auf sie herunterschaute.
Er sah so atemberaubend aus, dass ihr ganz schwindlig wurde. Und er war so gottverdammt cool, dass sie vor hilfloser Wut kochte. Genauso hilflos hatte sie sich gestern gefühlt. Als er ihr mitgeteilt hatte, dass er sie nicht nur heiraten, sondern die Ehe auch vollziehen wollte. Aus diesem Grund hatte sie letzte Nacht fest mit ihm gerechnet. Aber er war nicht gekommen, und sie hatte sich gefragt, ob sie sich erleichtert oder hundeelend fühlte.
„Ich muss noch ein paar Hochzeitsvorbereitungen treffen“, erklärte er jetzt. „Vielleicht kannst du ja inzwischen deine Eltern anrufen und fragen, ob sie nicht schon ein paar Tage vor der Hochzeit kommen wollen? Das genaue Datum erfährst du, sobald es mir bekannt ist.“ Er sprach’s und verschwand, und sie wäre wieder einmal vor Wut fast explodiert. Der Brillantring an ihrem Finger wog auf einmal schwer und schien sie hinunterziehen zu wollen.
Deutlicher hätte seine Weigerung, sie in sein Leben mit einzubeziehen, nicht ausfallen können. Er würde der Mutter seines Sohnes ein Luxusleben bieten, und wenn er Lust hatte, würde er mit ihr schlafen, ansonsten aber würde er nichts mit ihr teilen.
Ernüchtert erhob sich Anna. Francesco war entschlossen, sie aus seinem Leben auszuschließen. Nicht, dass sie Wert darauf gelegt hätte, nein – ganz bestimmt nicht, immerhin liebte sie ihn ebenso wenig wie er sie –, aber es kränkte sie dennoch, und deshalb würde sie es nicht einfach hinnehmen.
Sie ging in die Küche, wo Peggy am Tisch saß und Erbsen pellte. Anna zog sich einen Stuhl heraus, setzte sich und griff sich eine Handvoll Schoten, während sie so beiläufig wie möglich bemerkte: „Wie ich gehört habe, kommt Sophia heute. Francesco war leider so in Eile, dass er keine Zeit hatte, mir mehr über sie zu erzählen, aber natürlich bin ich neugierig, wie sie so ist.“ Vor allem, ob sie auch so eine falsche Schlange ist, hätte sie gern noch hinzugefügt, doch das verkniff sie sich lieber.
„Oh, Sie werden sie bestimmt mögen“, versicherte ihr Peggy. „Sie ist mit Fabio Bocelli, einem reichen italienischen Bankier, verheiratet, aber sie ist trotzdem kein bisschen eingebildet. Na, genau wie ihr Bruder. Sie haben alle beide
Weitere Kostenlose Bücher