Heiße Naechte im Strandhaus
die unsinnige Zeitvergeudung, stand sie steif wie eine Statue da, während die ältere Frau ihr den Reißverschluss zumachte und die jüngere das hübsche karamellfarbene Kostüm aus Leinen mit der cremefarbenen Jacke wieder einpackte, das sie eben ausgezogen hatte.
„ Très belle … sehen Sie doch nur …“ Die Frau legte ihre Hände auf Annas Schultern und drehte sie zum Spiegel um. Und Anna, die immer noch wütend war über sich selbst, riss überrascht die Augen auf, als sie ihr Spiegelbild sah, das kaum noch Ähnlichkeit mit ihr hatte.
Das elegante schwarze Seidenkleid schmiegte sich an ihre üppigen Brüste und die inzwischen wieder schlanke Taille, es betonte den sinnlichen Schwung ihrer Hüften und floss hinab zu zierlichen Fesseln, die durch die hochhackigen Riemchensandaletten, die sie trug, noch zierlicher erschienen. Im Kontrast zum tiefen Schwarz des Kleides wirkten ihre Haut wie Sahne und ihr Haar wie Platin.
Das war nicht sie, das war eine Sirene.
Mit vor Verlegenheit brennenden Wangen tastete sie auf dem Rücken nach dem Reißverschluss, um das Kleid so schnell wie möglich loszuwerden. Beim Blick in den Spiegel sah sie, dass ihre grünen Augen wütend blitzten. Zitternd suchte sie nach dem hinter einer Stoffleiste verborgenen Reißverschluss, aber sie bekam ihn nicht zu fassen. Als sie sich Hilfe suchend zu den beiden Frauen umwandte, erstarrte sie, weil in diesem Moment Francesco das Zimmer betrat, so selbstverständlich, als ob er hier zu Hause wäre. Was er genau besehen natürlich auch war, wie sie verärgert zugeben musste.
Sie holte tief Luft, als es ihr nicht gelang, ihren Blick von seinem Gesicht loszureißen. Aus einem unerfindlichen Grund war es ihr unmöglich, sich vor der verheerenden Wirkung dieser Augen zu schützen, die unergründlich schienen wie schwarze Seen. Oder vor der Erkenntnis, dass er selbst in ausgewaschenen Jeans und schwarzer Weste eine unnachahmliche Eleganz ausstrahlte.
Auf einer primitiven Ebene ist er einfach unwiderstehlich, dachte sie, ganz unglücklich über ihre Schwäche und Widersprüchlichkeit. Warum bloß musste sie ausgerechnet den Mann begehren, den sie aus tiefstem Herzen verabscheute?
Ohne Anna aus den Augen zu lassen, kam Francesco näher und sagte: „Dürfte ich Sie vielleicht bitten, mit Ihrer Assistentin unten zu warten, Madame Laroche? Meine Haushälterin hält eine kleine Erfrischung für Sie bereit. Ich bin gleich bei Ihnen.“
Bewegung an der Peripherie, Lächeln und nickende Köpfe. Anna bekam kaum mit, wie die Frauen den Raum verließen. Sie sah nur Francesco, der sich unaufhaltsam auf sie zu bewegte, die Haut über den ausgeprägten Wangenknochen straff gespannt. Während er ihren Anblick in sich aufnahm – das Abbild einer Sirene, die sie so ganz und gar nicht war –, glomm in seinen Augen ein heidnischer Funke auf.
Oder war sie es womöglich doch?
In Annas Kopf herrschte ein Riesendurcheinander, ihr war schwindlig. Sie bekam kaum Luft und konnte keinen klaren Gedanken fassen – nicht, solange sie dieses wilde Pochen zwischen den Beinen spürte. Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken.
„Madame Laroche hat wirklich einen ausgezeichneten Geschmack.“ Er blieb dicht vor ihr stehen, darum bemüht, ruhig zu atmen. Dieses Kleid klebte an jedem tödlich aufregenden Quadratzentimeter ihres Körpers, es brachte ihr Haar zum Leuchten. Was dazu einlud, die Finger durch die wie Seide schimmernden Locken gleiten zu lassen. „Dieses Kleid ist reines Dynamit“, erklärte er heiser.
Anna wand sich innerlich vor Verlegenheit. Eigentlich war das Kleid klassisch geschnitten und enthüllte nicht übermäßig viel. Doch an diesem beschämend erregten Körper, den es umschloss, wirkte es schockierend. Sie verschränkte ihre Arme über den Brüsten, deren pralle Fülle der feine Stoff kaum zu fassen vermochte. Zudem waren ihre Knospen hart geworden und zeichneten sich verräterisch ab.
Ihre Stimme war heiser, so sehr bemühte sie sich, ihren Körper zu bezähmen, der anscheinend ganz automatisch auf diesen Mann reagierte. „Sie kann alles wieder mitnehmen. Wenn du irgendetwas kaufst, verschwendest du nur dein Geld, weil ich es mit Sicherheit nicht anziehen werde.“
„Warum nicht?“, fragte er ungerührt, während er sich auf ihren üppigen Mund konzentrierte. Er erinnerte sich noch ganz genau, wie sich dieser Mund unter seinem angefühlt hatte. Und an ihre bedingungslose Hingabe, die ihn jedes Mal schier um den Verstand gebracht hatte!
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