Heiße Naechte im Strandhaus
überhaupt keinen Dünkel. Bei ihnen zählt nicht was, sondern wie jemand ist.“
Ach ja? Obwohl Anna sich bemühte, keine Miene zu verziehen, spürte sie, wie ihre Augenbraue fast bis zum Haaransatz hochschoss.
„Aber egal …“, Peggy stand auf. „Wenn Sie das hier fertig machen, koche ich uns einen Kaffee … Oh!“ Peinlich berührt schlug sie sich die Hand vor den Mund. „Da schubse ich Sie herum wie eine Küchenhilfe, wo Sie doch bald meine Chefin sind.“
„Seien Sie nicht albern.“ Anna lachte leise auf und nahm sich noch eine Handvoll Schoten. „Wir sind doch Freundinnen, oder? Jetzt machen Sie schon Kaffee. Ich brauche dringend welchen.“ Sie hatte es Peggy längst verziehen, dass sie damals Francesco informiert hatte. Wenn ihr Arbeitgeber etwas anordnete, gehorchte Peggy, ohne zu fragen, so viel stand fest. Und zwar nicht, weil sie Angst um ihren Job hatte, sondern aus Achtung und tiefer Verbundenheit, das war unübersehbar. Er scheint die Powells viel besser behandelt zu haben als mich, dachte Anna bitter. Anders ließ sich eine so unverbrüchliche Loyalität nicht erklären.
Während sie flink die letzten Erbsen pellte, glitzerte der Brillantring an ihrem Finger kalt. Grimmig zog Anna ihn ab und steckte ihn ein. Blödes Ding! Ein mit einer einzigen kleinen Perle geschmückter, dafür aber mit Liebe geschenkter schmaler Goldreif hätte ihr unendlich viel mehr bedeutet als dieser protzige Ring. So etwas brauchte sie nicht.
„Hier, bitte …“ Peggy stellte einen Kaffeebecher vor Anna hin und ließ sich, ebenfalls mit einer Tasse Kaffee, am Tisch nieder. „So, und jetzt zu Sophia. Sie ist sechs Jahre jünger als ihr Bruder, das heißt also … lassen Sie mich kurz nachrechnen … achtundzwanzig. Sie ist sehr lebhaft und auffallend hübsch, und sie hat eine sechsjährige Tochter, Cristina. Aber die kommt heute noch nicht mit.“ Peggy lachte in sich hinein. „Da gab’s bestimmt zu Hause wieder lautes Geschrei – die Kleine vergöttert ihren Onkel Francesco, und er ist ebenfalls ganz verrückt nach ihr. Deshalb bin ich auch gar nicht überrascht, dass bei Ihnen am Ende alles so gekommen ist. Der Signore ist völlig vernarrt in den kleinen Sholto, da müssen Sie mächtig aufpassen, dass er ihn nicht zu sehr verwöhnt. Aber wahrscheinlicher ist, dass er Sie alle beide verwöhnt. Sie hätten mal sein Gesicht sehen sollen, als er den Angestellten verkündet hat, dass Sie heiraten – wie ein Kater, der heimlich den Sahnetopf ausgeschleckt hat.“
Katerdaddy hat sein Junges bekommen, grübelte Anna ein paar Stunden später. Sie selbst war nur ein notwendiges Übel, eine unerwünschte Zugabe. Um das Glück und das Wohlbefinden seines kleinen Sohnes zu gewährleisten; mit Francesco selbst hatte es nichts zu tun.
Überhaupt nichts.
Sie wanderte durch das riesige Wohnzimmer im Erdgeschoss, schüttelte Kissen auf, stellte eine Vase mit Blumen von einem Tisch auf einen anderen, einfach nur, um sich irgendwie zu beschäftigen. Sie hatte Sholto gefüttert und gebadet, mit ihm gespielt und geschmust und allein zu Mittag gegessen. Später war sie mit ihrem kleinen Sohn spazieren gegangen, und jetzt schlief er.
Sie war so nervös, dass sie froh war, als Peggy den Kopf ins Wohnzimmer steckte und verkündete: „Besuch für Sie, Madam.“
Anna lächelte immer noch über die förmliche Anrede, als Nick mit einem riesigen, herrlich bunten Blumenstrauß hereinspaziert kam. Anna blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. „Hier.“ Er drückte ihr den Strauß in den Arm. „Alles Gute für dich und das Baby.“ Er war vor Verlegenheit rot geworden. „Und wie geht es dir? Läuft alles? Stimmt es, dass du vorhast, den Vater zu heiraten? Ich hab’s heute früh von deiner Mutter erfahren, aber ist es auch wirklich okay für dich – ihn zu heiraten, meine ich?“ Er trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und schaute sich dabei um. „Geld scheint er ja zu haben, aber Geld ist nicht alles. Immerhin hat er sich nicht gerade um dich gerissen, oder? Jedenfalls nicht, bis er durch Zufall erfahren hat, dass er Vater wird. Geht es um das Kind? Hast du Angst, dass er dir den Kleinen wegnimmt, wenn du nicht kuschst? Ist das so ein Typ? Am besten, du sagst es ganz offen.“
Das war eine für Nicks Verhältnisse schier endlose Ansprache gewesen. Und scharfsichtig war sie obendrein. Wollte er seinen Heiratsantrag noch einmal erneuern? Oder war er verletzt, weil sie ihm einen Korb gegeben hatte und jetzt
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