Heiße Rache aus Leidenschaft
lassen.“
Emma blickte ihn an. In der Erinnerung an seine Mutter hatte sein Gesicht etwas von dem Zynismus verloren, hinter dem er sich sonst versteckte. „Die Haushälterin hat mir erzählt, dass Ihre Mutter gestorben ist, als Sie und Ihr Bruder noch sehr klein waren. Es muss sehr schwer für Sie gewesen sein.“
Er lächelte trocken. „Das Leben geht weiter, nicht wahr, Emma? Wir müssen alle von Zeit zu Zeit mit Tod, Chaos und Krankheit fertig werden. Der Trick besteht darin, so viel Spaß wie möglich in dein Leben zu packen, bevor dich eines davon oder alle drei in die Klauen bekommen.“
„Zweifellos trifft es manche Menschen härter als andere“, sagte sie ruhig.
Er ging zu ihr und hob sacht ihr Kinn an, ehe sie ihn daran hindern konnte. „Diese graublauen Augen blicken so voller Mitleid. Ich frage mich nur, ob es auch echt ist?“
Emma hielt unwillkürlich den Atem an, als er ihr mit dem Daumen zart über die Wage streichelte, während der Blick seiner dunklen Augen sie völlig in seinem Bann hielt. Der Duft seines teuren Aftershaves kitzelte ihre Nase und übte zusammen mit der Wärme seines Körpers eine betörende Wirkung aus. Wie magisch angezogen hing Emmas Blick an Rafaeles sinnlichem Mund, während sie sich erneut ausmalte, wie es sein würde, von ihm geküsst zu werden. Ohne sich dessen bewusst zu sein, strich sie sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen. Im nächsten Moment durchzuckte es sie heiß, als Rafaeles Hüften wie zufällig ihre berührten.
„Haben Sie ihn so bezirzt, süße, mitfühlende, kleine Emma?“, fragte er. „Bis er so verrückt nach Ihnen war, dass er Ihnen die Welt versprochen hat?“
Wütend wich sie zurück. „Ich würde es vorziehen, wenn Sie Ihre Hände bei sich behielten!“
„Aber gern, wenn Sie dann aufhören, mich so anzusehen“, erwiderte er spöttisch. „Das bringt mich auf unanständige Gedanken.“
„Sie sind wirklich unausstehlich!“
Sein aufreizend spöttisches Lächeln wurde breiter. „Hat Ihnen schon jemand gesagt, wie niedlich Sie aussehen, wenn Sie wütend sind?“
Die Wangen hoch gerötet, wandte sie sich ab. „Ich kümmere mich jetzt um das Abendessen.“ Ohne einen Blick zurück, ging sie hinaus und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
Aufatmend strich Rafaele sich mit beiden Händen durchs Haar, bevor er sich langsam dem antiken, lederbezogenen Schreibtisch seines Vaters zuwandte. Sein Blick streifte einen vergoldeten Fotorahmen, aber er nahm ihn nicht zur Hand. Er musste sich das Foto seines kleinen Bruders nicht ansehen, um den Schmerz heraufzubeschwören, den er immer in sich trug.
Nachdem Emma ihre Sachen in die Rosa Suite umgeräumt hatte, ging sie hinunter in die große Küche. Durch eines der Fenster sah sie Rafaele im unteren Teil des Gartens. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, stand er da und blickte unbewegt über den üppig grünen Rasen, den schlanke Birken säumten. Ihr silbriges Laub zitterte in der sanften Brise, die auch die spiegelnde Wasseroberfläche des großen Pools kräuselte. Ganz in der Nähe stolzierte ein Pfauenpaar, doch Rafaele schien ihre Anwesenheit nicht einmal zu bemerken.
Wie eine Marmorstatue stand er da, reglos und still, eingetaucht in das rotgoldene Licht der untergehenden Sonne. Obwohl die Villa Fiorenza nach Emmas Empfinden vielleicht der friedvollste Ort war, an dem sie sich jemals befunden hatte, hegte sie das unbestimmte Gefühl, dass Rafaele es ganz anders empfand.
Als sie durch die Terrassentüren hinaustrat und er ihre Schritte auf den Sandsteinstufen hörte, blickte er sich zu ihr um.
„Ich habe überlegt, ob Sie vielleicht draußen essen möchten“, sagte sie. „Der Abend ist mild, und nach einem so langen Flug …“
„Ich werde doch nicht zum Essen da sein“, erwiderte er abweisend.
Emma gab sich alle Mühe, ihre törichte Enttäuschung zu verbergen. „Kein Problem. Es war sowieso nichts Besonderes.“
„Ich habe mir die Ersatzschlüssel vom Haken genommen. Bleiben Sie also nicht auf. Vielleicht verbringe ich auch die Nacht in Mailand.“
„Hat Ihre Geliebte Sie von London hierher begleitet?“
„Nein, aber was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.“
Emma war sich darüber im Klaren, dass ihr die Missbilligung ins Gesicht geschrieben stand. „Treue zählt also nicht zu Ihren Prioritäten in einer Beziehung?“
„Ich bin vermutlich nicht der Typ für eine feste Bindung. Dafür genieße ich meine Freiheit zu sehr.“ „Und ich dachte,
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