Heiße Sonne der Verfuehrung
gehört haben, denn er drehte sich ruckartig zu ihr um. Sie stand mitten im Raum; ihr offenes Haar bildete einen lebhaften Kontrast zu dem fließenden, weißen Nachtgewand, an dessen voluminösen Falten sie mit ihren Fingern herumspielte.
»Komm hierher, Liebes«, forderte Ran sie auf, während er seine Arme ausstreckte; und sie flog zu ihm hinüber, schmiegte sich an ihn, drückte ihren Körper fest an ihn, und Ran küsste sie und barg sie in seiner Umarmung.
Sie zitterte plötzlich, und er legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie so, ihn anzuschauen.
Sein Blick suchte den ihren. »Was ist? Sayidda?«
»Nein, sie schläft, aber …« Ihr Blick schwankte.
»Du hast Angst«, staunte er. »Was ist der Grund dafür?« Sie schaute ihm in die Augen. »Du.«
Seine Augenbrauen zogen sich eine Spur nach oben.
»In einem Moment bittest du mich, mit dir zusammen hierzubleiben, und dann beobachte ich dich, wie du dich danach sehnst, wieder fort zu sein.«
»Ach, Liebes«, er strich mit dem Rücken seiner Fingerknöchel über ihre Wange. »Ich blicke doch nur zurück auf das Leben, das ich aus Selbstsüchtigkeit heraus gelebt habe.«
»Das war ein heldenhaftes Leben, Ransom, und ich wünsche nicht, dass du es je vergisst.«
Sie suchte sein Gesicht nach der Wahrheit ab und lächelte. »Ich will nicht zurückgelassen werden, wenn du eines Tages wieder das Bedürfnis hast, fortzusegeln und irgendetwas zu erobern.«
Er grinste schurkisch. »Ich würde nicht im Traum daran denken, irgendetwas ohne dich zu erobern.« Sie lächelte müde, und er neigte sich näher. »Ich habe dich die ganze Woche über vermisst«, murmelte er und strich mit seinen Lippen leicht über die ihren.
»Ich weiß, dass ich dich vernachlässigt habe, aber Dahrein, er …«
»Ich weiß, Liebes.« Ran verstärkte seinen Kuss, dann strich er mit seinen Händen über ihren Rücken, und sie seufzte und legte ihren Kopf auf seine Brust. Genauso könnte er sein ganzes Leben verbringen.
Ran sehnte sich danach, in ruhigen Nächten aufzuwachen, in seinen Gedanken von einem Thema zum anderen zu springen und mit ihr reden und ihren tiefsinnigen Gedankengängen folgen zu können. Er wollte sie in seiner Nähe haben, denn sein Haus war voller Leben, wenn sie da war, und er fühlte sich nur mit ihr lebendig. Er wollte sie kugelrund mit seinem Kind und warm in seinem Bett. Er brauchte ihre Gelassenheit, ihre Lebensfreude, damit sie ihn davon abhalten konnte, in die Dunkelheit seiner Vergangenheit abzugleiten. Er brauchte die Gewissheit, dass sie mitkommen würde oder auf ihn wartete, wenn er jemals wieder die Segel setzte. Das würde ihn zwar vorsichtig werden lassen, das wusste er, und begierig zurückzukehren, aber das Einzige, was für ihn zählte, war, dass Aurora ihn liebte, dass sie ihn nicht verlassen würde, dass sie für immer sein Herz in Händen hielt.
Er wollte eine Zukunft. Er wollte sie zu seiner Frau.
Und als er endlich begriff, dass sein Wunsch nach all dem größer war als sein Bedürfnis, zu seinen Missionen zurückzukehren, da hatte er sie mit seiner Zielstrebigkeit schon beinahe wieder auseinandergetrieben. Ich werde Jahre brauchen, ihre Gedankengänge kennenzulernen, dachte er.
Sie sackte zusammen, und in zärtlicher Stimmung lächelnd neigte er ihren Kopf nach oben. Sie war eingeschlafen. Behutsam hob er sie in seine Arme, schlich langsam zu seinem Bett und legte sie in die weiche Mitte. Sie kuschelte sich in die Schlafdecke, und er sorgte dafür, dass sie vor der kühlen Nachtbrise geschützt war. Ransom ließ sich in einen Sessel nieder. Bis tief in die Nacht hinein saß er dort und beobachtete sie im Schlaf.
Er liebte sie so sehr, und er fragte sich, wann er wohl den Mut haben würde, es ihr zu sagen.
Wie ein Prinz auf einem Seidenkissen inmitten seines Königreiches hockte Dahrein im Schneidersitz auf einem Felsblock. Er hatte Aurora, die in der kleinen Bucht schwamm, den Rücken zugewandt.
»Mem sahib?« ,rief er über seine Schulter, als er sie nicht mehr herumspritzen hörte.
»Dahrein«, warnte sie ihn liebevoll und schnipste Wasser auf seinen Rücken.
Er zuckte zusammen. »Es ist nicht einfach, Euch so zu nennen … Aurora. Das ist ganz schön vertraut.«
»Freunde sind doch Vertraute, oder etwa nicht?«
Er grinste unglaublich zufrieden. »Vielen Dank für den Kampfunterricht.«
»Dabei geht es doch nicht um Kampf, Dahrein.« Aurora stand in dem blaugrünen Wasser. »Es geht viel mehr darum, sich selbst
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