Heiße Sonne der Verfuehrung
grauhaarigen Quartermeister um, der bewaffnet und bereit war, ihm den Rücken zu decken.
Während Ran sein Entermesser zog, versuchte er noch einmal, Aurora anzuschauen. Shokai zog sie jedoch in die Dunkelheit.
Ran machte einen Schritt in ihre Richtung.
»Weg, alle Kameraden sind nun weg wegen dieser schwachsinnigen Frau!«, fluchte Baynes mit dem Schwert in der Hand, während er das Säckchen in die Richtung warf, in der sie verschwunden war.
Rans Gesichtszüge verdunkelten sich jäh und durchdringend. Er schritt an seinen Männern vorbei und übernahm die Führung.
Verdammt noch mal!
Wenn sie nicht gewesen wäre, so hätte es niemals einen Kampf gegeben, der nun aber zu Ende geführt werden musste, und auch keine vermissten Crewmitglieder, die seine Schwäche ausbaden mussten.
Ran war verwundbar, gefährlich verwundbar sogar, und mehr denn je entschlossen, seine unerwünschten Gefühle für das schottische Mädchen zu unterdrücken. Und doch, als er seine Männer in Sicherheit wusste, meinte er an der Stelle, wo sie ihn berührt hatte, noch immer ihre Finger zu spüren und erinnerte sich daran, welch wunderbare Versuchung sie doch war.
Licht schien aus dem offenen Fenster eines Gasthofes; eine einsame Gestalt beobachtete und lauschte.
Dann ergriffen Hände langsam den Riegel und schlossen die Nacht aus.
5
»Alles vorbereiten zum Losmachen!«, brüllte Ransom und entledigte sich seiner Handschuhe, während er die Laufplanke hinaufschritt. Die Crewmitglieder machten alles fertig zum Lossegeln. Rah und Baum sichernd versuchten sie, der schlechten Laune ihres Captains aus dem Weg zu gehen. Ihr Anführer erhob normalerweise nur selten seine Stimme, daher waren seine knappen Befehle ein schlechtes Zeichen.
Dahrein traf an der Reling auf Ran.
»Sahib?« Nervös sauste der Junge um ihn herum. Ran nahm jedoch keine Notiz von ihm.
»Nicht jetzt, Dahrein.« Verdammtes, sich ständig einmischendes Weib, dachte Ran und schlug mit seinen Handschuhen auf seine Oberschenkel.
»Ich muss Euch warn …«
»Geh, Junge!«
Dahrein blieb so abrupt stehen, dass Ran sich genötigt sah, ebenfalls innezuhalten. Er riss sich den federgeschmückten Hut vom Kopf und schnaufte, bevor er dem Jungen ein Zeichen gab, mit ihm zu kommen. Ran öffnete die Luke, stieg über den erhöhten Rand und wartete darauf, dass Dahrein ihm folgte. Dann lief er den Gang entlang zur großen Kabine. Ran blieb vor der Tür stehen und drehte sich zu Dahrein um. Der hatte noch den gleichen Blick, erwartungsvoll und bereit, sein Leben für seinen Wohltäter zu geben, und Ransom wünschte sich, der Junge würde mehr an sich selbst denken als an seinen Captain; aufgrund seiner harten Kindheit und seines weichen Herzens hätte Dahrein so viel mehr verdient.
Ran ließ seine Hand leicht auf Dahreins schmaler, nackter Schulter nieder. »Verzeih mir, mein Junge.«
Dahreins sonderbar matte Augen weiteten sich. Der sahib hatte noch nie so zu ihm gesprochen, deshalb machte er sich nun Sorgen über den Grund.
»Was ist es, wovor du mich warnen willst?«
»Eine Frau.« Er gestikulierte in Richtung der Kabinentür. »Dort drin, sahib. «
Rans Lippen wurden schmal, seine Gesichtszüge verfinsterten sich. Domingo, der ständig nur Frauen im Kopf hatte, fand es amüsant, seinem Captain von Zeit zu Zeit ein üppiges, verführerisches Weib zum Geschenk zu machen. Und Avilar war der Einzige, der wusste, warum Ran sie ständig in die Flucht trieb, enttäuscht trotz eines Geldbeutels voller Münzen.
»Sag Avilar, er soll in zwei Minuten hier erscheinen. Bei den Göttern, dafür werde ich ihm seine Zehen abschneiden?«
»Nein, sahib?« Und dann ruhiger: »Nein, ich glaube nicht, dass diese ein Geschenk des Spaniers ist.«
Die gerunzelte Stirn des Jungen, der so erwachsen wirkte, ließ Ransom aufhorchen. Er starrte auf die Tür. Aurora? Nein, sie konnte sich unmöglich zum Schiff durchgeschlagen haben, selbst wenn sie dessen Standort gekannt hätte. Andererseits … Ran stieß die Tür auf und erstarrte auf der Schwelle. Sie saß mit dem Rücken zu ihm, einen dunklen Schal um ihre Schultern und ihren Kopf gelegt. Sein Herz klopfte, als sie sich steif vom Stuhl vor seinem Schreibtisch erhob und sich umdrehte. Ran hoffte, dass sein Mund geschlossen war, denn in Wahrheit war er sprachlos. Die Frau war wunderschön, blass und zart, und ihre schmalen Schultern waren in düsteres Schwarz gehüllt. Das schmucklose Kleid betonte die Schlankheit ihres Körpers und schien
Weitere Kostenlose Bücher