Heiße Sonne der Verfuehrung
Briefe hätte ich gerne wieder, nachdem du deine Bedenken ausgeräumt hast.«
Mit diesen Worten raffte sie ihre Röcke und ging hinter Dahrein hinaus.
Mit einem Knall schloss Ran die Tür, machte auf dem Absatz kehrt, stürmte durch die Großkabine und blieb hinter seinem Schreibtisch stehen.
Er riss die rechte Schublade auf, zog ein verschlossenes Kästchen heraus und ließ es auf den überladenen Tisch fallen. Einen Moment lang starrte er es an, dann öffnete er den Verschluss, ließ den Deckel aufschnappen und zerrte einen Ring aus dem Samtfutter. Er griff nach dem Ring, den Rachel ihm zurückgelassen hatte, und verglich die beiden.
»Zur Hölle mit dir, Vater!«
Was ihn dort zur Bestätigung anschrie, war der Adler mit den ausgebreiteten Flügeln des Hauses Montegomery.
»Ist dies das Vermächtnis, das du mir hinterlässt? Und wie viele deiner Bastarde werden mich noch ausfindig machen wegen eines Stückchens von deinem Namen?«
Eine behandschuhte Hand schüttete Münzen in die Handfläche eines bewaffneten Mannes. Der Empfänger zog eine Münze aus dem Häufchen und biss darauf, bevor er den Rest in seiner Geldbörse verschwinden ließ.
»Wo und wann?«
Die verhüllte Gestalt streckte einen Arm aus und legte ihrem Gegenüber ein Stück Papier in die Hand.
Der bewaffnete Mann las das Schreiben. »Ich riskiere viel dafür.« Er klimperte mit der Börse.
Eine Pistole tauchte auf, der lange Lauf war auf seine Kehle gerichtet. Der bewaffnete Mann knurrte und wendete sich ab.
Es war ein armseliges Loch.
Für die Frau jedoch, die auf dem schmutzigen Kissen lag, war es ein Palast. Wenn sie auch Minzöl auf das Kissen sprenkeln musste, um den Geruch der letzten Seele, die dort geschlafen hatte, zu überdecken, so war es doch noch tausend Mal besser, etwas Weiches unter der Haut zu spüren als die unnachgiebige Härte der Mutter Erde. Sich unter den abgewetzten Teppich kuschelnd, den sie als Decke benutzte, und mit ihrem Amulett spielend, schaute Aurora in die Sterne, die klar und hell durch das Loch zu sehen waren, das anstelle eines Fensters in die Wand gehauen war. Sie fragte sich, ob Ransom in dieser Nacht ebenfalls den Himmel absuchte und die Lichtpunkte dazu benutzte, sein Schiff zu seinem nächsten Abenteuer hin zu lenken.
Sie seufzte, rollte sich auf den Rücken und stieß tief den Atem aus.
Er war fort, dessen war sie sich ganz sicher. Genauso, wie sie seine Anwesenheit gespürt hatte – seine Hitze, seinen Blick, seine breiten starken Schultern und das Gewicht seiner Stiefel, als würden diese schwer auf ihrem Herzen lasten. Die Leere, die nun an ihr zerrte, zeugte von seiner Abwesenheit. Obwohl sie nur wenig von ihm wusste, vermisste sie doch schon das Gefühl von Wärme und Sicherheit, das er ihr gab, sobald er in ihre Nähe kam.
Aurora wusste, dass er sie beschuldigte, seine Pläne durchkreuzt zu haben, wie auch immer diese ausgesehen haben mochten. Bestimmte Informationsfetzen hatten sie jedoch in dieses verfallene Seuchenloch gebracht, wo sie ihm wieder begegnet war. Sie hoffte, dass der junge Baynes das Pulver auf seine Wunde gegeben hatte; ihr Krötensteinring war so heiß geworden, dass er beinahe ihren Finger verbrannt hätte, um sie vor der Giftspur in der offenen Wunde zu warnen.
»Shokai?«
»Hai« ,kam es von dem kleinen Mann herüber, der vor der Tür ausgestreckt lag, um ihr Leben mit dem seinen zu schützen.
»Warum, glaubst du, hat er mit Foti verhandelt?«
»Ein Anführer hat viele Gesichter, mein Kind.«
»Das nehme ich an.« Ihr Seufzer ging in leichtes Lachen über. »Aber hast du diese grässlichen Stiefel gesehen, die er trug? Bis unter seine Knie mit goldenen Troddeln besetzt? Und dieses rote Haar – das war vielleicht ein Anblick!«
Shokai ließ lediglich ein Grunzen hören, er war jedoch schon immer ein Mann weniger Worte gewesen.
»Ob es wohl Zufall war, dass unsere Informationen über meinen Vater uns drei Mal in sechs Wochen diesem Engländer über den Weg haben laufen lassen?«
Shokai bewegte sich, wobei sämtliche Knochen knackten. »Wenn zwei Wege eingeschlagen werden, wer kann dann schon sagen, ob sie sich nicht irgendwann einmal kreuzen werden?«
»Du glaubst, er weiß etwas?«
»O ja!« Mandelförmige Augen blitzten sie an und Aurora erkannte seine Aufforderung, die Dinge erst zu durchdenken, bevor sie wilde Spekulationen anstellte.
»Nein, das ist unmöglich«, beteuerte sie, befriedigt darüber, dass drei Sekunden Nachdenken ausgereicht
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