Heiße Sonne der Verführung
gegenüber nicht trotzen, wenn ich es nicht täte.«
Ran schaute ihr noch einen Moment länger in die Augen und fuhr sich dann seufzend mit den Fingern durchs Haar. »Ich kann sie nicht heiraten.«
»Warum nicht?«
»Weil ich in einer Handvoll Ländern gesucht werde!«
»Der Pirat namens Roter Löwe wird gesucht«, stieß sie spitz aus.
»Man könnte mich hängen, man wird mich hängen!« Er schlug mit der Hand durch die Luft. »Was für eine Zukunft ist das denn, die ich ihr bieten könnte?«
»Wir alle könnten morgen schon sterben. Jeder von uns. Hast du denn in den vergangenen Jahren überhaupt nichts dazugelernt? Siehst du denn nicht die Reichtümer, die Allah dir geschenkt hat?« Sie wies zu den Fenstern hin, wo Auroras und Dahreins Lachen von draußen hereinschallte. »Willst du etwa, dass Dahrein deinem Beispiel folgt auf seinem Weg zum Mannsein?«
Ran drehte sich herum, um durch das trübe Glas nach draußen zu schauen. Aurora umarmte den Jungen, woraufhin Dahrein errötete; Ran konnte jedoch in seinen Augen erkennen, wie glücklich ihn das machte. Sie bemutterte den Jungen, überhäufte ihn mit der sanften Hege, die ihm seit seiner Geburt vorenthalten worden war; trotzdem behandelte sie ihn aber auch mit gebührendem Respekt für den Mann, zu dem er eines Tages heranwachsen würde. Und er hatte schon die Voraussetzungen zu einem trefflichen Mann bewiesen, indem er am Tag nach dem Missgeschick mit der Brücke seiner Besorgnis Ausdruck verliehen hatte. Ran log Dahrein niemals an. Daher hatte er ihm auch diesmal die Wahrheit anvertraut und ihn schwören lassen, den anderen nichts davon zu verraten. Dahrein schien zwei Zoll zu wachsen, nachdem sie mit einem Handschlag ihr Übereinkommen besiegelt hatten, er sich selbst zu Auroras persönlichem Wächter ernannt hatte. Wenn sie auch Ran ihr Versprechen gegeben hatte, sich nicht mehr ohne Geleitschutz vom Haus wegzuwagen, so lobte er doch innerlich Dahreins Hartnäckigkeit; sein Stolz auf den Jungen war unerschütterlich und unnachgiebig, wie auf einen eigenen Sohn. Ja, dachte Ran, ich will etwas Besseres für Dahrein.
»Würdest du es zulassen, dass man deinen eigenen Sohn Bastard nennen würde?«
Ran warf ihr einen harten Blick zu. »Auroras Fertigkeiten haben das … verhindert.«
Ungläubigkeit verhärtete ihre Gesichtszüge. »Aber du bist der Sohn deines Vaters, Kassir.«
Und ebenso potent, wollte sie damit sagen; und gerade er verließ sich beim Liebesspiel auf Tränke und Kräuter.
»Und wenn Allah es wünscht, so wird es geschehen.«
Ran erinnerte sich daran, wie selbstsüchtig er sich vor drei Tagen erst ein Kind von Aurora gewünscht hatte. Um sie an mich zu binden, erkannte er, hatte jedoch nicht darüber nachgedacht, wie sie sich wirklich fühlte. »Zum Teufel noch mal«, zischte er und schlug sich mit der Hand auf seinen Oberschenkel, »mal ganz abgesehen davon, was weiß ich denn schon davon, wie man ein guter Ehemann ist?«
»Das ist kein Geheimnis. Und nach all dem, was ich bisher gesehen habe, verstehst du dich recht gut auf die Pflichten, die dafür von einem verlangt werden.« Ihr sarkastischer Tadel nagelte ihn fest. Dies war das erste Mal, dass er von seiner Mutter heruntergeputzt wurde, und er konnte erkennen, dass sie sich ihre Wut zunutze machte. »Ich brauche dir ja wohl nicht erst zu sagen, dass Aurora eine ganz besondere Frau ist, wäre sie nicht in unser Leben getreten, so würden wir jetzt nicht miteinander reden.«
Es gab eine Pause, während der Mutter und Sohn sich durch den Raum hindurch anstarrten. »Du bist ein trefflicher Mann, Kassir.« Irgendetwas rührte sich dabei in ihm. »Und ich werde dir nicht sagen, wie du dein Leben zu leben hast, lediglich, dass du die Auswirkungen deiner Handlungen auf Unschuldige bedenken solltest.« Sie wendete sich abrupt ab und ging mit leise raschelnden Röcken zur Tür.
»Kassir?«
Er schaute auf. »Ja.« Sie stand mit dem Rücken zu ihm, ihre Finger lagen schon auf dem Riegel. Ein Moment verging, ohne dass etwas passierte, und dann: »Wenn du es vorziehst, Aurora zu verlassen, dann tue es bitte bald.«
Sayidda verließ den Raum, und beim leisen Klicken der sich schließenden Tür sackten Rans Schultern zusammen.
Sie verlassen? Allmächtiger Gott. Das konnte er doch gar nicht. Aber nachdem er solange dagegen angekämpft hatte, die Fehler seines Vaters nicht zu wiederholen, musste Ran nun erkennen, dass er dabei war, genau das zu tun. Er mochte zwar nicht überall in der Welt
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