Heiße Sonne der Verführung
wobei er sich den Kopf am Türrahmen stieß.
Seinen gepeinigten Schädel reibend schaute er nach rechts und links. Langsam wurde er nervös. Wie konnte er für ihre Sicherheit sorgen, wenn er sie nicht fand?
Wenn auch seine Schritte entspannt schienen, als er den Hang hinunterschritt, so war Ran doch besorgt, und zugegebenermaßen hatte er ein wenig Angst.
Er war nicht davon überzeugt, dass Domingos Rat, schöne Worte und Geschenke anzuwenden, bei Aurora ankommen würde. Da kannte Ran sie besser. Sie würde diese fadenscheinigen Gesten durchschauen und stattdessen Worte, Beichten und sein Herz verlangen. Gott im Himmel, und dabei besitzt sie es ja schon, dachte er, aber Ran brauchte mehr.
Er wollte Beständigkeit, zum ersten Mal in seinem Leben wollte er hierbleiben, zusammen mit ihr, mit seiner Familie.
Familie.
Allmächtiger Gott, nie hätte er gedacht, dass er jemals eine haben würde, geschweige denn sich eine wünschte. Seit jedoch Aurora in sein Leben gestürzt war, war das, was er von sich selbst und von anderen annahm, niemals das, was sein Herz ihm sagte.
Shokai hatte recht: Früher oder später spielen wir durch, was wir wirklich fühlen.
Und Ran musste sie erwischen, bevor sie herausbekam, was er getan hatte.
Von der Straße aus starrte Aurora auf das Schiff, das zum Fortsegeln fertig gemacht wurde. Ihr Herz schlug wie wild. Verdammt und zugenäht! Die Lion lag wie eine fette Prinzessin ruhend auf dem Wasser, und die Reparaturarbeiten gingen nur langsam vonstatten. Dieses andere Schiff jedoch, über das krochen Seemänner wie hungrige Ameisen, überprüften Leinen und Winden, Segel und Tauwerk, und geschickte Hände hievten Fässchen und Tonnen über die Schiffswand, um die Vorräte aufzufüllen. War es wirklich schon klar zum Ablegen? Ransom würde sie auf dieses Schiff schicken, wurde ihr bewusst. Schon früher hatte er versucht, sie loszuwerden, und das, obwohl sie beide wussten, dass er es im Grunde seines Herzens gar nicht wollte. Hatte sie sich etwa getäuscht? Eine plötzliche Wut kam in ihr auf, und sie wirbelte herum, um mit ihrer Nase gegen eine breite, muskulöse Brust zu stoßen. Warme Hände beruhigten sie.
»Du hast dich in dieser Woche ziemlich rar gemacht, Aurora.«
Sie sah zu ihm auf und schaute direkt in seine dunklen Bernsteinaugen. »Nicht mehr als Ihr auch, M’lord.« Sie rieb sich ihre Nase.
»Du hattest mir versprochen, nirgendwo ohne Geleitschutz hinzugehen.«
Aurora wand sich aus seinem Griff. »Komm mir bloß nicht mit Schutz und Wachen und all dem, wenn ich mir das hier anschaue!« Sie fuhr mit ihrer Hand in Richtung des Schiffes.
Rans Blick schnellte über ihren Kopf hinweg zur Ruben hin. »Sie segelt nach Maghreb.«
»Und wann hattest du vorgehabt, mir das mitzuteilen?«, fragte Aurora steif.
»Ich teile es dir jetzt mit.«
Schmerz machte sich auf ihrem Gesicht breit. »Darum also bist du umherstolziert, als würde dir jeden Moment eine Axt in den Nacken fallen?« Er traute sich nicht, ihr seine Pläne zu beichten.
Ran presste die Lippen zusammen und schaute weg, denn er wollte dieses Gespräch nicht in der Öffentlichkeit führen, sie verstand sein Schweigen jedoch als Bestätigung.
»Ach was!« Aurora erhob ihre Hände. »Das ist das letzte Mal, dass du mich so behandelst, Ransom Montegomery.« Forschen Schrittes ging sie zu dem Weg, der zum Haus hochführte. »Wenn du mich loswerden willst, werde ich meine Sachen jetzt gleich packen!«
Ran blinzelte benommen; sein Blick sprang von Aurora zum Schiff und wieder zurück. Packen? »Aurora«, rief er ruhig und holte sie mit großen Schritten ein. »Du kannst nicht fortgehen.«
Sie schaute ihn verächtlich an. »Und warum nicht?«
Sag es ihr. Ran schluckte, und seine Zunge fühlte sich plötzlich trocken und wie geschwollen an. Sag es ihr. Er konnte es jedoch nicht. »Sayidda braucht dich, und was ist mit Dahrein? Der Junge sieht dich inzwischen als die Mutter an, die er nie gehabt hat«, beeilte er sich zu sagen, und ihre Schritte verlangsamten sich. »Und du kannst von Shokai nicht verlangen, durch die Hitze der Wüste zu reisen, nicht nach der Pein, die er erlitten hat. Er ist ein alter Mann, Liebes.«
Sie sandte ihm einen glühenden Blick zu, der ihm sagte, dass sie zur Not auch allein reisen würde, wenn es sein müsste.
»Zur Hölle mit deiner Sturheit!«, schimpfte er.
»Verfluche mich nicht, Pirat, denn du lässt mir keine andere Wahl!«
Er ignorierte die Blicke der Dorfbewohner, hörte nur
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