Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Sonne der Verführung

Heiße Sonne der Verführung

Titel: Heiße Sonne der Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
Vom Netzwerk:
und Ran konnte ganz genau sehen, wie tief er sie verletzt hatte. Er fühlte sich energielos und unwürdig, und einen Moment lang war es ihm egal, dass die Briten über die Meere segelten, um den Preis, der auf seinen Kopf ausgesetzt war, einzufordern. Genauso egal waren ihm die mehr als dreihundert Augenpaare, von denen sie aufmerksam beobachtetet wurden; wichtig war nur, dass sie wusste, dass er sie brauchte, mehr als er es jemals für möglich gehalten hatte, mehr als klug war; und wenn er sie auch nicht hatte fortschicken wollen – so war es doch zu jenem Zeitpunkt die einzige Möglichkeit gewesen.
    »Ich kann nicht«, gab er flüsternd zu. »Beim Blute Gottes, Aurora!«, fluchte er. »Es ist schwerer, als ich es mir vorgestellt habe!«
    Plötzlich beugte sie sich zu ihm hin. »Nun, das war doch gar nicht so schwer«, meinte sie, während sie mit ihren Fingern über seine feuchten Lippen fuhr. »Oder?«
    »Doch, kleine Lady, das war es.« Er küsste ihre Fingerspitzen und ließ sich zu seinem Untergang erweichen, denn er war sich bewusst, dass sie sogar ihr Leben riskieren würde, nur um diese kleinen Worte von ihm zu hören. »Ich kann Euch nämlich nicht geben, was Ihr verlangt«, fügte er hinzu, hatte es aber schon getan, denn seine gequälte Beichte verriet mehr, als ihm bewusst war.
    »Ich hätte gar nicht vermutet, dass Ihr wisst, was ich verlange, Pirat«, entgegnete sie, als Ran sich in das Boot schwang. Ihre Befriedigung ließ ihn die Stirn runzeln.
    »Habt Ihr mich mit einem Zauber belegt?«
    »Einem, mit dem man ein menschenfressendes Ungeheuer in einen Troll verwandeln kann!«, schnaufte sie beleidigt und stieß mit dem Ruder gegen seine Brust.
    Was bedeutet das nun schon wieder?, fragte Ran sich, während er hastig das Skiff zurückbrachte.
    »Ihr hättet mich ja auch erneut mit Gewalt nehmen können«, bemerkte sie, als sie die Leiter hochkletterte, und sie fragte sich, warum er es eigentlich nicht getan hatte.
    »Nein, kleine Lady«, antwortete er ihr, und während er ihr aufs Deck half, mitten in das Chaos bereitstehender Kanonen und umhereilender Seemänner hinein, schaute er ihr tief in die Augen. Dreiunddreißig Jahre machten ihn noch längst nicht zu einem weisen Mann, wie er erkennen musste, denn sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie jemandem Rechenschaft ablegen müssen, und ihm war nichts Besseres eingefallen. »Nein, dieses Mal nicht.«
    Der Pfiff des Bootsmannes zerriss die Luft, die Flaggleinen wurden gehievt, und das Flaggschiff nahm Wind auf. Aurora durchforschte Rans seltsame Gesichtszüge und versuchte zu erkennen, was er unter seinem düsteren Blick verbarg. Dann jedoch rief Domingo nach ihm. Er drückte einen keuschen Kuss auf ihre Stirn und drehte sich weg, und mit großen Schritten überquerte er das überfüllte Deck. Seine gebieterische Stimme teilte Befehle aus und flößte Zuversicht ein. Die Crewmitglieder kletterten so leichtfüßig die Masten hinauf, wie man einen Hügel erklomm; Seile entrollten sich, flogen wie wirbelnde Schlangen neben Auroras Füße, und sie drückte sich an die Reling, um einer möglichen Gefahr aus dem Wege zu gehen, als Shokai in dem Gedränge verschwand.
    »Aurora!« Ransom gab ihr durch Handzeichen zu verstehen, dass sie zum Achterdeck kommen sollte, und sie gehorchte. Sie bahnte sich einen Weg vom Mittschiff zum Hüttendeck und dann zur Achterdeckleiter hin. Mit der einen Hand ergriff sie die Reling, mit der anderen raffte sie ihre Röcke, und Ran gab ihr die Hand und zog sie neben sich aufs Deck. »Hier oben seid Ihr sicherer, im Moment jedenfalls«, erklärte er ihr.
    Als Ran sie weiter nach achtern lotste, fiel Auroras Blick auf die drei Schiffe, die auf sie zuhielten. »Ransom, die sind aber riesig!«, bemerkte sie ehrfürchtig, bevor sie plötzlich die Stirn runzelte. »Aber die Lion befindet sich doch nicht in der Nähe irgendwelcher Beobachter, sondern meilenweit von der Küste entfernt. Wie konnten sie also …?«
    Sein kalter Blick ließ sie innehalten. »Wir sind verraten worden.«
    »Allmächtige Göttin!«
    »Ja, betet nur zu ihr, denn wir sind in der Minderzahl, sowohl was Kanonen als auch was die Männer betrifft, und ohne das kleinste bisschen Wind im Rücken.«
    Verloren also, wollte er sagen. Aurora weigerte sich, das zu glauben. Dann zog er jedoch ein Messer aus der Sammlung an seinem Hüftgürtel und drückte es ihr in die Hand.
    »Für den Fall, dass sie an Bord kommen. Lasst es nicht zu, dass die Bastarde Euch kriegen.

Weitere Kostenlose Bücher