Heißer als der Wuestenwind
lassen? Kann er denn so etwas tun?“
„Es hat einen Skandal gegeben“, erklärte die Cousine. „Wie kommt es, dass du nichts davon weißt? Du hast doch hier gelebt, als es passierte.“
Vermutlich hatte Zoe davon gehört, das Ganze aber wohl als übertrieben abgetan. So wie all die Geschichten, die nur dem Zweck dienten, die jungen Mädchen zu ängstigen, damit sie sich anständig benahmen.
Ihre Knie zitterten, als eine Welle der Angst über ihr zusammenschlug. Wenn sie nicht mit dem Scheich schliefe, würde er sie zu ihrer Familie zurückschicken. Und wenn doch, hätte sie vermutlich das gleiche Problem.
2. Kapitel
Was soll ich nur tun? dachte Zoe, nachdem ihre Cousine verschwunden war. Ihr Blick irrte zu den geöffneten Fenstern mit den durchsichtigen Vorhängen, die in der Brise flatterten. Nein, auf diesem Weg konnte sie nicht entkommen.
Selbst wenn sie es schaffte, gab es keinen Platz, an dem sie sich verstecken könnte. Das hatte sie über die Jahre bitter lernen müssen, nach all den fehlgeschlagenen Fluchtversuchen. Niemand würde ihr Zuflucht gewähren, und die Wüste war eine Todesfalle. Beim letzten Mal hätte sie fast nicht überlebt.
Sie war gefangen und musste sich etwas einfallen lassen. Fest kniff Zoe die Augen zusammen. Denk nach.
Doch sie konnte nur an eines denken. Keuschheit war bei einer Frau hoch angesehen, und sie war keine Jungfrau mehr.
Der Stamm hatte sehr strikte Regeln in Bezug auf Sex außerhalb der Ehe. Die Männer wurden bestraft, aber nicht so hart wie die Frauen. Zoe verdrängte die Erinnerung an die Wunden ihrer Patientinnen, die ausgepeitscht oder mit einer Gerte gezüchtigt worden waren.
Ein Mann wie der Scheich verlangte nach einer unberührten Braut. Zoe hatte davon gewusst, ehe sie dieses Arrangement akzeptierte, hatte jedoch geglaubt, sicher zu sein, sobald der Ehevertrag erst einmal unterschrieben war. Was für ein Irrtum.
Die Tür öffnete sich, und Zoe hielt die Luft an. Am liebsten wäre sie davongelaufen. Stattdessen senkte sie den Kopf und presste die Hände gegeneinander.
Schmerzlich zuckte sie zusammen, als die Tür sich schloss. Aber sie wusste, dass sie dem Scheich gefallen musste und ihn nicht beleidigen durfte.
„Möchtest du einen Drink, Zoe?“, fragte er sanft, als er neben der Tür aus seinen Schuhen schlüpfte.
Wortlos schüttelte sie den Kopf. Ihre Kehle brannte und es verlangte sie nach Alkohol, um ihre Sinne zu betäuben. Aber sie würde wahrscheinlich keinen Tropfen hinunterbekommen, ohne würgen zu müssen.
Wie sollte sie diese Nacht nur überstehen? Vielleicht würde er ja nicht merken, dass sie keine Jungfrau mehr war? Ihr tat der Kopf weh, während sie fieberhaft überlegte. Sollte sie so tun, als sei sie noch unberührt? Ob sie damit durchkommen würde? Nach dem, was sie über ihren Ehemann gehört hatte, war er sehr erfahren und unersättlich in seinem Verlangen.
Sie hörte, wie sein Umhang zu Boden fiel, ehe etwas Weicheres folgte. Wie magisch angezogen ging ihr Blick zu ihm, und sie sah, dass er seinen Turban abgenommen hatte. Er hatte kurzes, dichtes schwarzes Haar.
Doch er wirkte keineswegs weniger einschüchternd. Vielmehr erschien er noch härter, rücksichtsloser. Ein Abbild an Kraft und Stärke und ein Mann, der in der Blüte seiner Jahre stand.
Zoe wandte den Blick ab und starrte auf ihre Hände. Was war nur los mit ihr? Sie hatte doch kein Interesse an dem Scheich. Vielmehr könnte er ein Hindernis darstellen für ihren Traum, nach Hause zurückzukehren.
„Es war eine gute Zeremonie“, sagte der Scheich. „Kurz. So ist es mir am liebsten.“
Zoe nickte, obwohl ihr das Fest entsetzlich lang vorgekommen war. Und diese Nacht würde endlos werden. Wie sollte sie sich nur verhalten? Vielleicht sollte sie sich sittsam geben, sodass er ihr nicht nahe genug kam, um herauszufinden, ob sie noch Jungfrau war oder nicht. Oder sie könnte so tun, als würde sie bei seinem hüllenlosen Anblick ohnmächtig dahinsinken. Vielleicht weinen. Zwei Tage und Nächte lang. Männer hielten es bei weinenden Frauen ja nie lange aus.
Obwohl der Scheich anders sein mochte. Wahrscheinlich war er es gewohnt, dass Frauen in seiner Gegenwart zitterten und weinten.
Sie hörte, dass sich Schritte dem Bett näherten. Zoe blieb fast der Atem stehen.
„Zoe?“ Der Scheich stand unmittelbar neben ihr.
Sie entschloss sich, ihrem ursprünglichen Plan zu folgen, nicht mit dem Scheich zu schlafen. Fatimah hatte wieder einmal versucht, sie zu
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