Heißer als der Wuestenwind
Stammes und in heiratsfähigem Alter.“
Sie wartete einen Herzschlag lang. „Sonst noch etwas?“
„Was müsste ich denn sonst noch wissen?“
Mit großen Augen sah sie ihn an. Seine Gleichgültigkeit nahm ihr den Atem, obwohl sie ihm eigentlich dankbar dafür sein sollte. Es war besser, dass er keine Fragen gestellt hatte und damit unweigerlich herausfinden würde, was für eine Frau er heiraten wollte.
Zoe aß kaum etwas von dem Festessen. Normalerweise hatte sie einen gesunden Appetit – zu gesund, wie manche meinten –, aber an diesem Abend waren ihr die verschiedenen Aromen und Gerüche zu viel. Sofort nach dem Essen trat eine Prozession an Gästen zum Podium, um dem glücklichen Paar zu gratulieren. Zu ihrer Erleichterung erwartete niemand von ihr, dass sie etwas sagte. Sie hörte ohnehin kaum zu, was gesprochen wurde, da sie sich des Mannes neben ihr viel zu bewusst war.
„Mit dieser da habt Ihr alle Hände voll zu tun, Königliche Hoheit. Sie macht nichts als Ärger.“
Zoe sah bei diesen Worten auf. Es überraschte sie, dass jemand den Scheich vor ihr warnte. Hatten sie Zoe durch diese Heirat nicht loswerden wollen?
Sie war noch nie mit der Frau des reichen Ladenbesitzers ausgekommen, die eben gesprochen hatte. Die Ältere hatte ihr verboten, das Geschäft zu betreten. Doch Zoe war es gewohnt, ausgeschlossen zu werden.
„Sie lernt unglaublich langsam“, fuhr die ältere Frau fort. „Und ihr Onkel kann sie noch so hart schlagen, sie gibt trotzdem immer noch Widerworte.“
„Ach ja?“, meinte der Scheich gedehnt. „Vielleicht ist ihr Onkel derjenige, der langsam lernt. Er sollte es mit einer neuen Strategie versuchen.“
Verblüfft zuckte Zoe zusammen und senkte schnell den Kopf, damit niemand von ihrer Miene ablesen konnte. Stellte er damit etwa Onkel Tareefs Methoden infrage? Sie hatte immer gedacht, Männer würden zusammenhalten.
„Nichts funktioniert bei Zoe“, informierte die Frau des Ladenbesitzers den Scheich. „Einmal hat sie das Abendessen anbrennen lassen. Natürlich wurde sie bestraft. Man sollte doch glauben, sie hätte ihre Lektion gelernt. Aber nein. Am nächsten Tag hat sie eine ganze Dose scharfen Pfeffer ins Abendessen geschüttet. Ihr Onkel hatte noch Wochen später Blasen im Mund.“
„Es war nicht meine Schuld, dass er immer weiter gegessen hat“, sagte Zoe mit funkelndem Blick auf die Frau und senkte schnell wieder den Kopf, als sei nichts passiert. Lange herrschte Schweigen, und Zoe fühlte den Blick des Scheichs auf sich ruhen. Instinktiv zog sie die Schultern hoch, als könnte sie sich dadurch kleiner machen. Unsichtbar.
„Hoffentlich haben deine Kochkünste sich verbessert“, sagte er schließlich mit vertraulicher Anrede, um seine Verbundenheit vor der Öffentlichkeit kundzutun.
Vorsichtig nickte Zoe. Es war eine Lüge, aber das würde er nie herausfinden. Sie war dankbar, dass er ihren Ausbruch ignorierte, und es überraschte sie, dass er keinen Kommentar dazu abgab.
Vermutlich spart er sich das für später auf, dachte sie angespannt. Nach der Zeremonie würde er ihr sicher eine gehörige Lektion erteilen.
„Als alles fehlschlug“, fuhr die ältere Frau unbeirrt fort, „wurde Zoe gezwungen, die Kranken zu versorgen, bis sie gelernt hatte, wie man sich benimmt. Sie hat sich über Jahre um die armen Frauen gekümmert.“
Zoe wusste, dass die Versorgung der Kranken den Sklaven im Stamm vorbehalten war, aber es war ihr egal. Denn genau das war ihr Wunsch gewesen.
„Zoe, du musst nicht länger die Kranken versorgen“, sagte Nadir.
Sie runzelte die Stirn, unsicher, was sie darauf antworten sollte. „Ich habe nichts gegen harte Arbeit, und ich mache meine Sache sehr gut.“
„Zoe!“ Die ältere Frau klang schockiert. „Eine Jazaari-Frau sollte bescheiden sein.“
Nadir erhob sich von seinem Platz, und Zoe bemerkte, wie groß und Ehrfurcht einflößend er war. Er bedeutete dem Oberhaupt der Ältesten, zum Podium zu kommen. Zoe drehte sich der Magen um vor Angst. Was hatte der Scheich vor? Sie hatte sein Missfallen erregt, und er würde sie sicher dafür bestrafen.
Triumphierend lächelte die ältere Frau und ging beschwingt davon, als der Älteste herantrat. Zoe war wütend auf sich, weil sie sich von der alten Schrulle hatte provozieren lassen.
Der Scheich legte die Hand auf seine Brust, als er zu dem Ältesten sagte: „Ihr habt mir Ehre erwiesen, indem Ihr mir Zoe zur Braut gegeben habt.“
Der Älteste konnte seine Überraschung
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