Heißer als Feuer: Roman (German Edition)
sich mal vorstellen!«
Sie kuschelte sich an ihn. »Als ich im Studio war, wollte ich den Job gar nicht mehr. Die Aufnahmen machten mir keinen Spaß, und ich war nicht richtig bei der Sache, nachdem ich wusste, dass du dagegen bist.«
»Da siehst du es!«, entfuhr es ihm bestürzt. »Das ist genau das, was ich meine. Und ich fühle mich, als hätte ich dir eine ungeheure Chance verbaut.«
Sie hob den Kopf und suchte seinen Blick. »Nein, das hast du nicht, Ian. Ich möchte künftig nichts mehr machen, was du nicht mitträgst. Außerdem ist Zavala ein Choleriker. Er hatte an allem zu nörgeln, an mir, an seiner Kamera, der Beleuchtung, seinen Assistenten. Er brüllte rum, tobte, kiffte dabei mindestens sechs Joints, schlug …«
Schlagartig saß Ian kerzengerade im Bett, seine Augen wütend zusammengekniffen, seine Nasenlöcher bebten. »Joints! Schlug? Wen hat er geschlagen?«
»He, alles halb so wild. Komm, reg dich ab.« Sie wuschelte ihm zärtlich durch die Haare. Ians Entrüstung ging ihr runter wie Öl. Ihr Mann sah aus, als würde er Peter Zavala bei nächstbester Gelegenheit mit wachsender Begeisterung zu Kleinholz verarbeiten. »Er hat mit den Fäusten auf die Wand eingeschlagen. Nein danke, auf so einen Schwachsinn kann ich gut und gern verzichten. Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich mir meine Auftraggeber aussuchen kann.« Sie ließ seine schwarzseidenen Strähnen durch ihre Finger gleiten und zog Ian wieder auf das Kissen.
»Demnach willst du nicht komplett aufhören, sehe ich das richtig? Bei deinem Telefonat vorhin hatte ich nämlich stark den Eindruck, dass dein Agent dir einen anderen Job anbieten will.Von dem du nicht ganz abgeneigt bist.«
»Öm … ja«, meinte sie gedehnt. Sie war sich unschlüssig, wie er die Neuigkeit aufnehmen würde.
»Los, erzähl.«
»Das Magazin Life plant eine Reportage zum Thema Schwangerschaft. Dafür sucht man eine Schwangere, die vom Beginn der Schwangerschaft an bis zu ihrer Niederkunft begleitet wird. Ein Team von Medizinern wird die Fotografen unterstützen. Den Verantwortlichen schwebt ein dokumentierter Fotobericht von der Schwangerschaft vor, wie der Fötus wächst und sich entwickelt sowie die eigentliche Geburt.«
»Du meinst, mein Sohn kommt in die Life ?«, strahlte er.
»Aha, für deinen Sohn ist es okay, wenn er nackt abgelichtet wird, aber für deine Frau nicht? Im Übrigen... Wer sagt denn, dass es ein Junge wird?«
Lachend drückte Ian sie an sich. »Mir gefällt die Vorstellung, dass ihr beide richtige Berühmtheiten werdet. Aber vorher würde ich mich gern mal mit den Projektverantwortlichen austauschen.Verstehst du, ich möchte unter gar keinen Umständen, dass deine oder die Gesundheit des Kindes gefährdet wird.«
»Sonst würde ich es auch nie machen wollen. Entweder es wird ein Familienprojekt, oder es wird nichts draus.«
»Ich werde dir nie wieder Steine in den Weg legen, wenn du einen Job machen willst. Großes Ehrenwort, Shay. Du hast mal gesagt, dass du dich nicht manipulieren lässt. Ich versuch’s auch nie wieder.«
»Und ich werde mich künftig nicht mehr wie ein egozentrischer, verzogener Teenie aufführen. Ich möchte mich in allem, was ich tue, vorher mit dir austauschen, damit ich sicher sein kann, dass du meine Entscheidung mit trägst.« Sie schmiegte ihre Wange an seine kratzig behaarte Brust. »Du hattest absolut Recht mit deiner Einschätzung, Ian. Ich hab eine Rolle gespielt. Ich wollte bewusst flippig und überdreht wirken – aber das war reiner Selbstschutz, weil ich mit mir selbst zu kämpfen hatte, wer ich wirklich bin.Von meinem Vater gab es nie ein böses Wort oder Kritik. Dad unterstützte mich in allem. Er hatte diese fixe Idee, aus mir eine aufmüpfige Individualistin zu machen, die sich von niemandem etwas sagen lassen wollte. Weil er mich abgöttisch liebte, ließ er mir viel zu viel durchgehen. Er hat mich in meinen Macken und Marotten sogar noch bestärkt. Meine Mutter dagegen wollte, dass ich eine richtige Dame werde. Du ahnst gar nicht, wie oft sie wegen meiner Eskapaden die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat. Sie fand es immer wieder peinlich und scheußlich, wie ich mich aufgeführt habe.
Ich steckte irgendwo mitten dazwischen. Letztlich war es jedoch einfacher für mich, den Erwartungen meines Vaters zu entsprechen und das Biest zu spielen, als nett zu sein und meiner Mutter zu gefallen. Ich fühlte mich nie als eigenständige Persönlichkeit, sondern immer irgendwie gespalten. Zwei
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