Heißer Sommer auf Skiapolis
sollte der Traum endlich ...
"He, Paige ... o nein!"
Sophie kam hereingestürmt, ebenso überraschend wie unwillkommen. Nikolas ließ Paige zögernd los, und sie glaubte, den plötzlichen Verlust seiner Nähe nicht ertragen zu können.
Eine Weile herrschte betretenes Schweigen, aber Paiges Hoffnung, ihre Schwester werde sich diskret zurückziehen, erfüllte sich nicht. Das war nicht Sophies Art. Eine Gelegenheit wie diese nicht auszunutzen wäre ihr nie in den Sinn gekommen.
"Ich brauche wohl doch nicht zu packen", sagte sie ungerührt und lehnte sich gegen den Türrahmen. "Wir bleiben, wie ich sehe."
"Sophie!" rief Paige gequält.
Nikolas nahm ihre Hand und streichelte sie beruhigend. "Hast du etwas dagegen?" fragte er Sophie.
"Ob ich ..." Sophie war vorübergehend sprachlos, was nicht oft bei ihr vorkam. "Und ich dachte ..."
"Ja, Sophie, was dachtest du?" Nikolas schien die Situation heimlich zu genießen.
"Nun ich ... Soll das alles vielleicht ein Scherz sein?" Sie sah ihre Schwester Hilfe suchend an, aber Paige war viel zu benommen, um antworten zu können. "Sagten Sie nicht, Sie würden Ariadne ins Internat schicken?"
"Me sinchoríte!" Nikolas war so überrumpelt, dass er vorübergehend in seine Muttersprache verfiel, was Sophie zu ärgern schien.
"Paige hat gesagt, wir würden abreisen", erklärte sie gereizt. "Wie ist es nun ... ja oder nein? Ich habe ein Recht, es zu wissen."
"Ah." Nikolas hatte sich schnell gefasst und lächelte belustigt. "Ist diese Frage nicht etwas voreilig?"
"Wieso voreilig?" Sophie ließ sich durch Paiges beschwörende Blicke nicht zum Schweigen bringen. "Nach dem, was ich eben gesehen habe ..."
"Sophie!"
"Ja, nicht wahr?" Nikolas legte den Arm um Paige und zog sie dicht an sich heran. "Wir waren gerade dabei, uns zu verstehen, nicht wahr, agapitá? Zum ersten Mal seit vier Jahren waren wir völlig ehrlich miteinander."
"Nur ehrlich?" fragte Paige und wollte von ihm abrücken.
"Still, morá", schalt er zärtlich. "Hör auf, dich zu wehren, sonst denkt deine Schwester noch, dass du mich nicht liebst."
"Dich nicht liebe?" wiederholte Paige stockend.
"So, wie ich dich liebe", bekräftigte Nikolas, drehte sie zu sich herum und küsste sie voll auf den Mund.
"Aber du hast gesagt, Sophies Frage sei voreilig gewesen."
"War sie das denn nicht? Ich hatte dich noch nicht gebeten, meine Frau zu werden."
Paige fühlte den Boden unter sich schwanken, und sogar Sophie merkte, dass sie in diesem intimen Augenblick störte.
"Das heißt also, wir bleiben", murmelte sie und verließ das Zimmer. Dass ihr Verschwinden niemandem auffiel, wunderte sie nicht.
EPILOG
Paige erwachte davon, dass Regen über ihr auf das Deck prasselte. Das Wetter war nach tagelangem Schwanken endlich umgeschlagen, aber wenn sie ehrlich war, störte sie das wenig. Während der ganzen Kreuzfahrt, die sie durch die ionische Inselwelt bis in die Adria geführt hatte, waren sie und Nikolas überwiegend in der großen Luxuskabine geblieben, und das Geräusch des Regens verstärkte noch das Gefühl intimer Geborgenheit.
Paige seufzte glücklich. Es war noch früh, und sie hätte eigentlich wieder einschlafen sollen. Doch Nikolas lag neben ihr, und die Versuchung, sich zu ihm umzudrehen und ihn anzusehen, war zu groß.
Vor drei Wochen hatten sie sich in der kleinen Kirche von Agios Petros das Jawort gegeben, aber Paige konnte immer noch nicht glauben, dass Nikolas ihr Mann war, dass er sie so innig liebte wie sie ihn und dass die Missverständnisse der Vergangenheit nur noch eine schattenhafte Erinnerung waren.
Paige wusste nun, was ihr Vater alles getan hatte, um sie von Nikolas zu trennen, aber sie zürnte ihm nicht mehr dafür. Seine verzweifelte geschäftliche Lage hatte ihn für alles andere blind gemacht, und sie war ihm nur noch dankbar, weil er sie und Nikolas zusammengebracht hatte. So wie sie Nikolas dankbar dafür war, dass sein Wunsch nach Rache ihn nach London getrieben und ihre Wiederbegegnung ermöglicht hatte.
Natürlich wusste sie inzwischen, dass er es nie über sich gebracht hätte, ihr wissentlich wehzutun oder zu schaden. Wenn es um sie ging, war er zartfühlend, weich und nachgiebig, und seine Verwandten hatten erstaunt festgestellt, wie offen er das zeigte.
Nach den Erfahrungen mit Ariadne hatte Paige gefürchtet, seine Familie würde die Heirat mit einer Engländerin nicht billigen _ schon gar nicht mit der Engländerin, die Nikolas vor Jahren so viel Schmerz zugefügt hatte. Doch
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