Heißer Trip ins Glueck
erstarrten. Noch nie hatte Clair in dieser Weise mit ihnen gesprochen. Es war selten genug, dass ihre Tochter überhaupt einmal Nein sagte.
„Clair, mein Kind, was ist los mit dir? Du machst mir Angst.”
„Wolf River.” Clair sagte nur diese beiden Wörter.
„Wolf River?” wiederholte Josephine leise und warf ihrem Mann einen furchtsamen Blick zu.
Dieser eine Augenblick genügte, und Clair wusste, dass es stimmte, was sie erfahren hatte.
Ihre Mutter war leichenblass geworden, als sie den Ortsnamen genannt hatte. Josephine wollte einen Schritt auf Clair zugehen, aber die hielt sie zurück.
„Es stimmt also. Ihr habt mich adoptiert.” Clair schlug das Herz bis zum Hals.
„Woher hast du das?” wollte Charles wissen. Seine Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst.
Die ganze letzte Stunde hatte Clair inständig gehofft, dass Jacob Carver sich geirrt hatte. Er hatte zwar gesagt, er mache keine Fehler, aber sie hatte trotzdem darauf gehofft. Die Reaktion ihrer Eltern zeigte ihr jetzt, dass er sich tatsächlich nicht geirrt hatte.
„Von einem Mann, der sich mir als Jacob Carver vorgestellt hat und sich als Privatdetektiv ausgewiesen hat, als ich aus Evelyns Geschäft kam”, antwortete Clair schließlich mit tonloser Stimme. „Ein Notar aus Wolf River hat ihn engagiert. Der Detektiv hat mir einen Zeitungsausschnitt über einen Autounfall und ein Familienfoto gegeben.” Sie hielt die Papiere hoch, die sie noch immer in der Hand hielt. „Außerdem gab er mir die Kopie eines Vertrags zwischen euch und einem gewissen Leon Waters.”
Josephine rang nach Luft und hielt sich Halt suchend bei ihrem Mann fest.
„Schließlich hat er mir noch meinen wirklichen Namen verraten: Elizabeth Marie.” Clair verstummte. Sie drehte sich um und trat ans Fenster. Vor dem Haus lag der Rasen. Dahinter folgte der Park. Auf diesem Anwesen war sie aufgewachsen, inmitten dieses üppigen, aber gepflegten Grüns zwischen Azaleen und Myrte. Das Haus, ein zweistöckiges Landhaus im Tudorstil, war das größte und prächtigste in der ganzen Nachbarschaft.
„Meine … Eltern”, fuhr Clair stockend fort, „hießen Jonathan und Norah Blackhawk. Mein Vater war ein Cherokee und meine Mutter Waliserin.”
„Bitte, komm und setz dich zu mir”, sagte Charles und klang jetzt bedrückt. „Lass uns darüber reden.”
Clair fuhr herum. „Du hast mich gekauft wie eines deiner Schiffe oder Häuser oder Autos!” rief sie empört.
Er schüttelte den Kopf. „Clair, du übertreibst. So war es nun wirklich nicht.”
„Vielleicht erzählst du mir dann, wie es wirklich war.”
„Charles, bitte, lass mich das machen”, schaltete Josephine sich ein. Dann wandte sie sich ihrer Tochter zu. „Kurz nachdem dein Vater und ich geheiratet hatten, erhielt er von seinem Geschäftspartner in Paris das Angebot, die Generalvertretung seiner Gesellschaft in Paris zu übernehmen. Das bedeutete zwar, für einige Jahre weit weg von zu Hause leben zu müssen, war aber geschäftlich eine so blendende Chance, dass wir das Ange bot einfach nicht ausschlagen konnten. Die erste Zeit war ziemlich schwierig, besonders für deinen Vater. Zwei Jahre, nachdem wir uns in Frankreich niedergelassen hatten, wurde ich dann schwanger. Wir waren beide außer uns vor Freude.”
Schwer atmend setzte Josephine sich auf Clairs Bett. „Ich hatte im fünften Monat eine Fehlgeburt. Es gab Komplikationen, und ich … ich musste mir die Gebärmutter entfernen lassen. Ich war damals achtundzwanzig Jahre alt.” Josephine schluckte und schloss die Augen.
Trotz ihrer Empörung und Enttäuschung empfand Clair Mitgefühl. Sie ging zu ihrer Mutter und setzte sich neben sie.
Nachdem es Josephine gelungen war, die Tränen zurückzuhalten, fuhr sie fort: „Als dann dein Vater mit dir nach Hause kam, habe ich nicht lange gefragt, woher du kommst oder wie du zu uns gekommen bist. Es war mir egal. Du warst für mich das süßeste kleine Mädchen auf der Welt, und ich wusste, dass wir zusammengehörten. Du warst drei, als wir in die Staaten zurückkehrten. Und da wir über vier Jahre weg gewesen waren, kam niemand auf die Idee nachzufragen.”
Clair sah ihren Vater an. „Mr. Carver hat mir erzählt, dass die Adoption unrechtmäßig war.
Und dass du diesem Rechtsanwalt Leon Waters Geld dafür bezahlt hast.”
„Das war ein ganz mieser Schurke.” Josephine Beauchamp verzog angewidert das Gesicht.
„Ich hätte von diesem schrecklichen Mann niemals gehört, wenn
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