Heißes Blut: Anthologie (German Edition)
Verletzungen heilen, wenn das Mageverse seinen Körper umgestaltete.
Im nächsten Moment spürte sie das Aufbrodeln des Mageverse, als Lance’ Zellen sich seiner dunklen Energien bedienten, sie kanalisierten und benutzten. Ein weißglühendes Licht zerbarst in einer gewaltigen, lautlosen Explosion vor ihr.
Als sie wieder sehen konnte, bemerkte sie zwei Dinge gleichzeitig – dass ein großer schwarzer Wolf über ihrem Schoß lag … und Childers ihrer Abgelenktheit wegen nicht mehr unter ihrem Zauber stand.
Verwirrt und desorientiert blickte sie zu der beängstigend großen Mündung seiner Waffe auf, die geradewegs auf ihre Stirn gerichtet war. Seine Augen flackerten vor Grauen. »Stirb, du verdammtes Miststück!«
Als sein Finger sich um den Abzug krümmte, griff Grace verzweifelt nach dem Mageverse, obwohl sie wusste, dass sie nicht mehr rechtzeitig einen Schutzzauber für sich wirken könnte.
Doch in dem Moment sprang der Wolf in einer Explosion von Fell und Muskeln auf und warf sich mit solcher Wucht auf Childers, dass der Killer zurücktaumelte und fiel. Die Waffe ging los. Ihr donnerndes Echo wetteiferte mit den panischen Schreien des Mörders. Dann verstummten sie, als Lance’ Fänge sich in Childers’ Nacken schlugen.
Und genau in dem Moment erkannte Grace, dass die Verbindung zwischen ihr und dem Killer noch immer tödlich stark war. Zu ihrem Entsetzen schien es ihre eigene Kehle zu sein, in die die Wolfszähne eingedrungen waren und ihr die Luft abschnitten und ihr Fleisch zerrissen. Sie versuchte, ihr Bewusstsein von dem des Mörders loszureißen, weil ihr klar war, dass es sie umbringen könnte, während einer solch intensiven Verbindung seinen Tod mitzuerleben. In der Ferne hörte sie Deborah Kellers schrille, entsetzte und hoffnungslose Schreie, die auf schreckliche Weise in ihr widerhallten …
Lancelot!
Der telepathische Aufschrei durchdrang Lance’ mörderische Wut. Er hob die blutige Wolfsschnauze in dem sicheren Bewusstsein, dass sein Opfer binnen weniger Sekunden tot sein würde.
Grace lag zusammengekrümmt auf dem Boden, und er konnte das pfeifende Geräusch aus ihrer Kehle hören, mit dem sie schwer nach Atem rang.
Oh, bei Merlins Gabe!, dachte er entsetzt. Sie ist noch mit dem Kerl verbunden!
Lance lief zu ihr, nahm zwischen einem Schritt und dem nächsten wieder seine menschliche Gestalt an, ohne den Schmerz des schon vertrauten Vorgangs auch nur zu bemerken. »Lass ihn gehen, Grace! Wenn du geistig noch mit ihm verbunden bist, während er stirbt …«
Ihr panischer Blick suchte seinen. Obwohl ihre Kehle unverletzt war, behandelte ihr Verstand Childers’ tödliche Verletzungen, als wären es ihre eigenen. Deborah Keller, die in einer Ecke kauerte, stieß einen erstickten Laut des Schreckens aus.
Lance verfluchte sich im Stillen. Er hätte wissen müssen, dass das passieren würde, hätte damit rechnen müssen …
Schnell kniete er neben Grace nieder, nahm sie in die Arme und sprach beschwörend auf sie ein. »Atme mit mir, Grace! Bitte!« Ihr Gesicht lief schon blau an. »Nein, Grace … nein! Ich liebe dich!«
Der Treuebund. Wenn er sie dazu bringen könnte, den Treuebund mit ihm einzugehen, könnte er ihr helfen, die Verbindung zu Childers zu unterbrechen. Verzweifelt öffnete er seinen Geist und suchte den Weg in ihren. Beglückt spürte er, wie sie nach ihm griff …
Und mit einem lautlosen mentalen Einrasten wie zwei Puzzleteilchen, die zusammenfanden, verschmolzen ihr Bewusstsein und das seine miteinander. Als die Macht des Treuebundes sie beide überrollte, holte Lance tief Luft und sah, dass Grace’ Brust die Bewegung nachahmte. Durch ihre geistige Verbindung konnte er kühle, Leben spendende Luft durch ihre Kehle strömen spüren.
Nicht weniger süß und willkommen war die Erleichterung, die ihn durchflutete. Gott sei Dank, Gott sei Dank , murmelte er im Geiste, was Grace ihrer neuen telepathischen Verbindung wegen hören konnte. Ich dachte, ich hätte dich verloren, und alles in mir … erstarrte .
Tut mir leid , erwiderte sie in gleicher Weise. Mann, wie konnte ich das nur so vermasseln? Ist der Mistkerl tot?
Lance warf einen Blick auf den zusammengekrümmten Körper auf dem Boden. Ja. Der tut niemandem mehr weh .
Das ist gut. Ich liebe dich .
Er zog sie an sich und kostete die beruhigende Wärme ihres Körpers aus. Und ich liebe dich .
Ein lautes Aufschluchzen riss sie jäh aus der Abgelenktheit ihrer beiderseitigen Erleichterung. Sie blickten gerade
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