Heisskalte Glut
besitzergreifenden, romantischen Blicken
betrachtet hatte. Gray war der leuchtende Mittelpunkt ihrer Welt, den sie von
weitem anhimmelte und dessen gelegentliches Auftauchen sie schwindelig machte.
Als er sie heute angesprochen und sogar berührt hatte, war es der Himmel auf
Erden für sie gewesen. Sie wäre gar nicht imstande gewesen, sich an Lindseys
Stelle zu denken oder sich vorzustellen, wie es sich wohl anfühlen mochte, so
nackt in seinen Armen zu liegen.
Grays Bewegungen wurden schneller. Das Mädchen streckte sich ihm
stöhnend entgegen. Sie hatte die Zähne aufeinandergebissen, als ob ihr etwas
weh täte. Aber rein gefühlsmäßig wußte Faith, daß das nicht der Fall war. Grays
Stöße waren jetzt sehr heftig. Er hatte seinen Kopf in den Nacken geworfen.
Sein langes, schwarzes Haar klebte an seinen Schläfen und an seinen
schweißgebadeten Schultern. Er bäumte sich auf und erbebte, dann drang ein
tiefes Stöhnen aus seiner Kehle.
Faiths Herz schlug wie wild, und ihre grünen
Katzenaugen waren weit aufgerissen, als sie sich von dem Fenster wegduckte,
durch die Tür hindurchschlüpfte und die Terrasse so leise verließ, wie sie sie
betreten hatte. So also war es. Sie hatte tatsächlich Gray dabei
beobachtet, wie er es getan hatte. Nackt war er sogar noch attraktiver,
als sie es sich ausgemalt hatte. Und er hatte nicht diese widerlichen,
schnaubenden Geräusche gemacht, so wie Papa es tat, wenn er nüchtern genug war,
um Renee ins Schlafzimmer zu locken. Während der letzten paar Jahre war das
nicht gerade häufig vorgekommen.
Wenn Grays Vater Guy genauso schön dabei anzusehen war wie Gray,
dann konnte sie es Renee nicht verübeln, daß sie ihn Papa vorgezogen hatte.
Sie erreichte die schützende Waldgrenze und schlüpfte leise durch
das Unterholz. Es war schon spät. Vermutlich würde sie zu Hause eine Tracht
Prügel von Papa bekommen, weil sie nicht dagewesen, wie üblich das Abendbrot
vorbereitet und sich um Scottie gekümmert hatte. Aber das war ihr die Sache
wert gewesen. Sie hatte Gray gesehen.
Erschöpft, glücklich und noch immer schwer
atmend und bebend von dem ausklingenden Orgasmus hob Gray seinen Kopf von
Lindseys Hals. Auch sie atmete mit geschlossenen Augen noch immer schwer. Er
hatte den größten Teil des Nachmittags damit zugebracht, sie zu verführen, und
es hatte sich gelohnt. Das langsame und ausgedehnte Vorspiel hatte den
eigentlichen Sex dann besser als erwartet ausfallen lassen.
Ein kleiner Farbfleck, eine winzige Bewegung am Rand seines
Blickfeldes ließ ihn aufmerken. Er wandte den Kopf in Richtung des Fensters,
durch das er die Veranda und den Waldrand sehen konnte. Er erspähte lediglich
eine kleine, schmale Gestalt mit dunkelrotem Haar. Aber das genügte ihm, um die
jüngste der Devlintöchter wiederzuerkennen.
Was streifte das Mädchen so weit entfernt von
ihrem Zuhause durch die Wälder? Gray ließ sich Lindsey gegenüber nichts
anmerken. Der Gedanke, daß sie zusammen beobachtet worden waren, hätte sie
sehr beunruhigt, auch wenn es nur eine von den verarmten Devlins war. Lindsey
war mit Dewayne Mouton verlobt. Es würde ihr überhaupt nicht in den Kram
passen, wenn ihr jemand ihre Hochzeit vermasselte, selbst wenn ihr eigener
Seitensprung die Ursache dafür wäre. Die Moutons waren nicht so reich wie die
Rouillards – in diesem Teil von Louisiana war das niemand –, aber Lindsey
wußte, daß sie Dewayne in einer Weise in Schach halten konnte, wie es ihr mit
Gray niemals gelingen würde. Gray wäre zwar der dickere Fisch gewesen, aber zu
einem pflegeleichten Ehemann taugte er nicht. Außerdem war Lindsey klarsichtig
genug, um zu erkennen, daß sie bei ihm ohnehin keinerlei Chancen hatte.
»Was ist?« murmelte sie und streichelte seine
Schulter.
»Nichts.« Er wandte ihr den Kopf zu und küßte sie. Dann entwand er
sich ihrem Körper und setzte sich auf die Bettkante. »Mir ist nur gerade
aufgefallen, wie spät es schon ist.«
Lindsey blickte aus dem Fenster auf die länger
werdenden Schatten und fuhr mit einem Aufschrei hoch. »Himmel, ich muß heute
zum Abendessen zu den Moutons! Nie und nimmer werde ich pünktlich sein!« Sie
hastete aus dem Bett und sammelte ihre herumliegenden Kleidungsstücke ein.
Gray zog sich an, dachte derweil aber immer
noch an das Devlinmädchen. Hatte sie sie gesehen? Wenn ja, würde sie etwas
verraten? Sie war ein merkwürdiges Kind, viel schüchterner als ihre ältere
Schwester, die jetzt schon alle Anstalten machte, zu einer
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