Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
dunklen Teint und der klaren, ausgeprägten Knochenstruktur seines
Gesichts. Sein dichtes, schwarzes Haar hing ihm wie einem mittelalterlichen
Krieger, der sich in die Neuzeit verirrt hatte, bis auf die Schultern herab.
Faith las jeden Liebesroman über mittelalterliche Ritter, den sie in die Finger
bekam, konnte also einen Ritter auch sofort erkennen, wenn ihr einer begegnete.
    Ihre Schulter zitterte, wo Gray sie berührt hatte. Ihre schwellenden
Knospen pochten. Sie errötete und senkte den Kopf. Ihr war ganz schwindelig von
seinem Duft. Es war ein einerseits ausgeprägter, andererseits aber auch
undefinierbarer Geruch, dem sie nichts zuordnen konnte. Er war warm und würzig,
von einem noch tieferen Rot als der Renees, und voller verwirrender
Farbnuancen.
    Jodie streckte ihre runden Brüste hervor, die von einer ärmellosen
Bluse in leuchtendem Pink bedeckt waren. Sie hatte die oberen beiden Knöpfe
offengelassen. »Und was ist mit meiner Bluse?« fragte sie schmollend,
wie sie es bei Renee unzählige Male beobachtet hatte.
    »Falsche Farbe«, hatte Gray knapp und abfällig geantwortet. Den
Grund für Grays Tonfall kannte Faith, denn ihre Mutter Renee schlief mit seinem
Vater Guy. Sie kannte den Klatsch und das Gerede über Renee. Und sie wußte, was
das Wort 'Hure' bedeutete.
    Gray war dann an ihnen vorbei in die Drogerie
gegangen. Jodie hatte ihm kurz nachgesehen und dann Faith gierig angeblickt
und gefordert: »Gib mir dein Hemd.«
    »Es ist dir viel zu klein«, hatte Faith geantwortet und war
überglücklich gewesen, daß genau das tatsächlich zutraf. Gray hatte ihr Hemd
gefallen, er hatte es sogar berührt, und sie würde es niemals hergeben.
    Angesichts dieser Wahrheit hatte Jodie ihr einen mißmutigen Blick
zugeworfen. Faith war klein und dünn, aber selbst ihre schmalen Schultern
dehnten die Nähte des bereits zwei Jahre alten T-Shirts.
    »Ich werde mir auch eins besorgen«, hatte
Jodie angekündigt.
    Das würde sie sicher tun, dachte Faith,
während sie in die flimmernden Muster aufblickte, die die Sonne in dem
Blattwerk hinterließ. Aber Jodie würde keines besitzen, das Gray berührt hatte.
Faith hatte es gleich, nachdem sie nach Hause gekommen waren, ausgezogen und
unter ihrer Matratze versteckt. Man würde es nur finden können, wenn man die
Bettwäsche wechselte. Da dies aber niemand außer Faith tat, würde das T-Shirt
sicher sein, und sie würde jede Nacht darauf schlafen können.
    Gray. Die Heftigkeit ihrer Gefühle ängstigte sie, aber sie konnte
sie nicht zähmen. Sie brauchte ihn nur zu sehen, und ihr Herz fing so wild in ihrem schmalen Brustkorb zu
klopfen an, daß ihr gleichzeitig heiß und kalt wurde. In der kleinen Stadt
Prescott in Louisiana war Gray eine Art Halbgott. Man klatschte, daß er
ungestüm und wild sei, aber das Geld der Rouillards ihm den Rücken decke.
Bereits als kleiner Junge hatte er jenen dreisten Charme besessen, der weibliche
Herzen höher schlagen läßt. Die Rouillards hatten das Ihre zur Versorgung
Louisianas mit Herzensbrechern und Lebemännern beigetragen, und Gray hatte
bereits früh gezeigt, daß er der wildeste von allen zu werden versprach. Aber
er war ein Rouillard. Selbst wenn er vollkommen außer Rand und Band geriet, so
tat er auch das noch mit einem gewissen Stil.
    Und dennoch war er niemals unfreundlich
gegenüber Faith gewesen, so wie andere Bewohner des Städtchens. Seine Schwester
Monica hatte einmal vor ihnen ausgespuckt, als Jodie und Faith ihr auf dem
Bürgersteig begegneten. Faith war froh, daß Monica mittlerweile auf einem
Mädcheninternat in New Orleans war, selbst im Sommer die Zeit oft mit Freunden
verbrachte und ihre Heimatstadt nur selten besuchte. Sie hatte monatelang
getrauert, als Gray zum LSU-College fortgegangen war. Zwar lag Baton Rouge
nicht sonderlich weit entfernt, aber während der Footballsaison hatte er wenig
freie Zeit und kam nur über die Feiertage nach Hause. Wenn sie von seinem
Besuch erfuhr, trödelte sie in der Stadt herum, um wenigstens einen Blick auf
ihn zu erhaschen, wie er mit der aufregend kraftvollen Grazie einer Großkatze
spazierenging.
    Jetzt im Sommer verbrachte er viel Zeit am
See, einer der Gründe für Faiths nachmittägliche Streifzüge durch die Wälder.
Es war ein Privatsee und von über acht Millionen Quadratmetern Rouillardland
umschlossen. Er hatte eine unregelmäßige, langgestreckte Form mit mehreren
Biegungen. An manchen Stellen war er breit und ziemlich flach, aber an anderen
schmal und tief.

Weitere Kostenlose Bücher