Heißkalte Sehnsucht
den Arm voller Blumen, war er im Geiste immer noch damit beschäftigt sich auszudenken, wie er Bess um ihre Hand bitten wollte. Doch der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn mitten im Zimmer stehen bleiben. Er hatte das Gefühl, als würde man ihm eine Kugel durchs Herz schießen.
Bess war da, aber sie war nicht allein. Alex fand sie in den Armen eines anderen Mannes. Sie lachte und löste sich gerade von ihm nach einem langen Kuss.
„Charlie, ich …“ Bess hatte ein Geräusch gehört und drehte sich um. Das Lachen gefror auf ihrem Gesicht, in ihrer Stimme klang Entsetzen mit. „Alexej!“
„Ich nehme an, ich hätte vorher klopfen sollen.“ Seine Stimme war kühl wie Eis und deshalb umso gefährlicher.
„Nein, natürlich nicht!“ Oh, warum war ihr plötzlich so flau im Magen? „Charlie, das ist Alexej. Ich habe dir ja von ihm erzählt.“
„Ja. Wir haben uns doch auf Bess’ Party getroffen, nicht wahr?“ Charlie schien von der Spannung im Raum nichts zu bemerken. Herzlich streckte er Alex die Hand hin.
Ohne ihn zu beachten, ging Alex an ihm vorbei und legte die Blumen auf den Tisch.
Charlie sah ihn verwundert an, dann zuckte er die Achseln. „Na ja, ich wollte sowieso gerade gehen“, meinte er. Er küsste Bess noch einmal auf beide Wangen. „Ich kann mich also auf dich verlassen?“
„Aber natürlich.“ Bess hoffte sehr, dass Charlie nichts von ihrer Verwirrung bemerkte. „Ich freue mich wirklich sehr für dich, mein Lieber. Wir hören voneinander.“
Charlie nickte und verließ das Zimmer. In der darauf folgenden Stille bemerkte Alex zum ersten Mal die Musik. Geigenklänge und sanfte Flötentöne erfüllten den Raum. Sehr romantisch, dachte er grimmig.
Bess drehte sich langsam zu ihm um. Nach außen hin blieb sie ruhig, aber ihr Herz weinte laut. „Ich nehme an, ich schulde dir eine Erklärung.“ Sie ging zum Barschrank und goss sich ein Glas Wein ein. „Aber mir scheint, als hättest du dir deine Meinung schon gebildet. Vielleicht sind Erklärungen also überflüssig.“
„Du bist ganz schön schnell, Bess.“
„Findest du?“
Alex nickte düster. „Jedenfalls zu schnell für mich. Aber vielleicht habt ihr euch ja auch schon die ganze Zeit getroffen.“
Das war zu viel! Mit einem Klirren setzte Bess ihr Glas ab. „Wie kannst du es wagen!“ sagte sie mit funkelnden Augen. „Wie kannst du es wagen, so etwas zu behaupten?“
„Wie sollte ich denn deiner Meinung nach auf diese Szene reagieren?“ fuhr Alex sie wütend an. „Ich komme herein und finde dich mit einem anderen Mann. Du liegst in seinen Armen und küsst ihn. Ihr hört Musik und trinkt Wein. Na, was glaubst du? Hältst du mich für einen Trottel?“
„Nein, natürlich nicht.“ Bess hätte sich gern hingesetzt, aber die Spannung im Zimmer war zu groß. „Du scheinst mir auch nicht viel Raffinesse zuzutrauen, Alex. Oder denkst du etwa, ich würde mich ausgerechnet hier mit jemandem verabreden, wo ich doch wusste, dass du jeden Moment ins Zimmer treten konntest?“ Auch ihre Augen waren jetzt wie Stahl. „Um mich zu erwischen?“
Alex machte einen Schritt auf sie zu. „Willst du etwa behaupten, du hättest nicht mit ihm geschlafen?“
Es gab eine Pause, und wieder erklangen die Flöten.
„Nein, das möchte ich nicht behaupten, Alex“, erwiderte Bess ruhig. „Denn ich habe den Eindruck, dass du mir sowieso nicht glauben würdest. Ich gestehe ein, dass mir Charlie einmal viel bedeutet hat, und natürlich hatten wir in dieser Zeit auch ein Verhältnis. Das ist aber jetzt schon Jahre her, verstehst du? All dies scheint dich allerdings nicht besonders zu kümmern. Die Beweise sind gegen mich, nicht wahr, Detective?“
Sie war so müde, so schrecklich müde. Der Duft der Lilien, die Alex ihr mitgebracht hatte, machte ihr Kopfschmerzen. An diesem Morgen war Rosalies Beerdigung gewesen, und da es keine Angehörigen gab, hatte sie sich um alles selbst kümmern müssen. Sie hatte Alex nichts davon erzählt, aber sie hätte ihn liebend gern an ihrer Seite gehabt.
„Du hast zugelassen, dass er dich küsst!“
„Ja, ich habe zugelassen, dass er mich küsst. Ich bin schon öfters von Männern geküsst worden, weißt du. Ich habe den Eindruck, genau das ist dein Problem, Alexej.“ Sie sah ihm gerade in die Augen. „Du bist auch nicht als Jungfrau zu mir gekommen, und das habe ich auch gar nicht erwartet. Darin liegt einer der Unterschiede zwischen uns.“
„Ja, und der Unterschied ist noch größer als bei einer
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