Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
Stufen in wildem Tempo nach unten. Mit flotten Schritten hastete sie den Flur entlang. Dabei vergaß sie, in die einzelnen Räume zu blicken, aber das war ihr egal, denn als sie einen dumpfen Knall vernahm, wollte sie nur mehr eines: weit, weit weg.
Plötzlich sah sie aus dem Augenwinkel eine dunkle Silhouette. Vor Schreck scherte sie nach rechts aus, nahm die erste Tür, die offen stand, hechtete in den Raum, schleuderte mit aller Kraft die Tür zu, presste den Körper dagegen, und suchte mit zitternden Händen in der Kitteltasche nach dem Schlüsselbund. Es dauerte ewig, bis sie den Schlüssel in die Öffnung gesteckt, umgedreht und wieder abgezogen hatte.
Da krachte von außen etwas gegen das Holz. Die Tür hielt. Hektisch suchte sie nach ihrem Pieper. Jetzt nur nicht hysterisch werden. Mist. Er musste ihr aus dem Kittel gerutscht sein, als sie den Schlüssel herausgezogen hatte. Sie ging auf die Knie und tastete den Fußboden ab. Licht einzuschalten, kam ihr zu gewagt vor. Und Telefone gab es außer im Foyer keine mehr, denn die waren durch die blöden Pieper ersetzt worden. In der Hektik hatte sie vermutlich bereits mehrmals daran vorbeigegriffen.
Das Fenster. Sie sprang auf und fasste nach dem Griff. Gesichert. Natürlich.
Durch die Scheibe erkannte sie Achak, der aufgekratzt vor dem Fenster hin und her trippelte. Hier würde sie nicht rauskommen. Die Behandlungsräume waren innerhalb, sowie mit den Gängen verbunden. Es gab noch zwei Zugänge zu diesem Raum, außer dem, der inzwischen verschlossen war. Den Atem anhaltend lauschte sie, während sie aus den Schuhen schlüpfte. Nach links oder nach rechts oder die Türen abschließen? Letzteres schied aus. Sie zitterte zu sehr. Die andere Entscheidung wurde ihr ebenfalls abgenommen. Ein schnaubendes Geräusch ertönte zu ihrer Rechten. Oder war es nur ihr eigener Atem? Das wollte sie nicht herausfinden.
Sie begann zu laufen. Einen Raum nach dem anderen durchquerte sie, immer darauf bedacht, mit keinem Möbelstück zu kollidieren. Durch die Räume, deren Zugänge zum Flur geschlossen waren, huschte sie rasch durch. Wenn das Flurlicht in eines der Zimmer strömte, blieb sie stehen und horchte eine Sekunde verkrampft in die Stille. Es gab nur mehr drei Räume, die sie durchqueren musste, dann wäre sie im Foyer und konnte Alarm schlagen.
Sie war kurz vor dem Hyperventilieren. Ihre Lungen brannten lichterloh. Schlimmer wurde es, weil sie ständig versuchte, besagte Organe an der Verrichtung ihrer Arbeit zu hindern, um besser zu hören. Sie war nicht sicher, ob ihr Hirn ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurde, während diese fürchterliche Angst wie eine Guillotine über ihr schwebte. Zudem war ihr schleierhaft, woher sie die Kraft nahm, weiterzurennen. Ihre Körperspannung war unerträglich. Sie hetzte in den letzten Raum. Es war das Zimmer zur stationären Aufnahme der Patienten mit einer langen Glaswand. Auf der anderen Seite der Scheibe befand sich der zweite Wartebereich, der tagsüber von Patienten belagert wurde. Nun müsste er leer sein.
Sie blickte durch das Glas in zwei glühend grüne Augen, die sie finster fixierten. Dann ging alles in Sekundenschnelle. Sie sah diese in schwarz gehüllte Gestalt. Sie sah den Kopf, der in einer Art Sturmhaube steckte. Sie sah diese seltsam grünen Pupillen und diese bizarren Lider durch den Schlitz der Haube. Und sie begriff, wie Vieh hergetrieben worden zu sein. Sie begann, aus Leibeskräften zu schreien. Gleichzeitig spürte sie einen Luftzug. In völliger Hysterie wirbelte sie herum, holte aus und erwischte etwas mit den Fingern. Eine lähmende Kälte durchzog sie bis ins Mark. Für einen grauenvollen Moment befand sie sich in der Hölle. Einer Hölle aus Eis. Sie fühlte Schmerz und Leid, Hass und Zorn. Etwas Hartes traf sie am Kopf.
Kapitel 2
Q
uälend langsam kehrte Cass’ Bewusstsein zurück. Wo war sie? Ehe sie Gelegenheit hatte, es herauszufinden, wurde sie von der Erschöpfung wieder eingeholt und schachmatt gesetzt. Minuten verstrichen, während sie versuchte, ihren Verstand wach zu rütteln und sich an die Stimmen zu klammern, die sie aufforderten, die Augen zu öffnen.
„Cass.“
„Wach auf, Cassandra.“
Es wurde an ihr gerüttelt. Kühle, feuchte Hände klatschten links und rechts gegen ihre Wangen.
„Cass!“
Mühsam versuchte sie, die Augen zu öffnen. Es gelang nicht. Ihre Lider waren aus Blei. Ihr Kopf, der mit einem Vorschlaghammer in Berührung gekommen sein musste, dröhnte. In
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