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Heiter weiter

Heiter weiter

Titel: Heiter weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria von Welser
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für die Mitarbeit bei einer der sogenannten Tafeln (siehe das Porträt von Annemarie Dose ) entscheiden, werden Sie hautnah erleben, wie
    viele Menschen von Hartz IV leben müssen und wie groß da auch die Scham des Einzelnen ist. Sie werden Kisten zum Aufbau der auszugebenden Ware schleppen, mit Plastikhandschuhen Obst, Gemüse, Fleisch und Käse verteilen und die unterschiedlichsten Charaktere erleben. Die Durchsetzungsstarken, die sich beschweren, dass sie heute eine späte Nummer gezogen haben und erst drankommen, wenn die besten Sachen schon weg sind. Die Zurückhaltenden, Schüchternen, die sich gar nicht zu fragen trauen, ob sie auch drei Tomaten statt der einen
haben dürfen, damit es am Abend mal richtigen Tomatensalat gibt.
    Oder Sie entschließen sich, einmal in der Woche in der Essens- oder Kleiderausgabe eines Mittagstisches zu helfen. Eines Mittagstisches für Kinder, die zum Teil schon ohne Frühstück in die Schule gegangen sind. Einmal die Woche stehen die dann nach dem Essen zusätzlich vor der Kleiderausgabe an. Brauchen vor dem Winter festes Schuhwerk – und Sie suchen und suchen und finden nicht die richtige Schuhgröße. Oder ein kleines Mädchen aus Äthiopien, das sich für die kalte Jahreszeit einen warmen Anorak wünscht. Am liebsten mit Daunen. Der ist aber gerade schon weggegangen – die traurigen Augen werden Sie bis nach Hause begleiten.
    Wer sich für diese ehrenamtlichen Aufgaben entschließt, sollte auch stark sein. Nicht körperlich, vor allem seelisch. Denn wie es sich auf der Schattenseite in unserem reichen Lande lebt, bekommt man sonst nicht so hautnah mit. Das geht »unter die Haut«. Da ist es gut, dass es Menschen gibt, die sich gerade deshalb einbringen und helfen wollen.
    So wie Susanne, die mit ihren 64 Jahren in der Küche eines Obdachlosentreffpunkts angeheuert hat. Dreimal die Woche geht sie vorher einkaufen und dann ab in die Küche dort. »Die können mich brauchen«, sagt sie. Und »Das tut mir einfach gut.« Es meckert auch keiner über das Essen, eher kommen viele mit ihrem Teller und ihrer Tasse ein zweites Mal und bitten um einen Nachschlag.
    Susanne, die Helfer bei der Tafel, in einer Mittagsküche, in der Kleiderkammer oder im Vorleseteam verbindet eines: Sie alle kommen zuverlässig. Denn darüber
sollte man sich im Klaren sein, wenn man sich für ein Ehrenamt entscheidet: Das geht nicht mal so, mal so. Die Menschen, für die man sich engagiert, erwarten eine gewisse Kontinuität. Sicher, Urlaube sind kein Thema. Aber im Großen und Ganzen sollten auch Ehrenamtliche regelmäßig und zuverlässig ihren Aufgaben nachgehen. Das hilft den Menschen, für die man sich engagiert. Das hilft aber auch einem selbst, weil es einem den Rahmen, das Raster gibt, in dem sich das dritte Leben gut einrichten lässt. Das ist nicht negativ. Das ist gut so und alles andere als egoistisch. Wir haben wieder einen Grund, früh aufzustehen. Uns ordentlich anzuziehen und pünktlich das Haus zu verlassen. Ohne die Millionen Deutschen, die in unserem Lande ehrenamtlich engagiert sind, sähe das Leben ärmer aus. Also: Sehen Sie sich um, engagieren Sie sich. Wir dürfen ruhig auch etwas an diese Gesellschaft zurückgeben.

KAPITEL 4
Haben Sie Mut zum Coaching!
    Wenn Sie kurz vor dem Sprung in ihr drittes Leben stehen, dann kennen Sie das sicher: Sie wachen nachts auf, haben eine Idee für diese neue Lebenszeit. Neben Ihnen auf dem Nachttisch liegen Zettel und Stift bereit – und schon ist die Idee niedergeschrieben und Sie schlafen wieder friedlich ein. Ja? Oder fehlt Ihnen der Zettel? Die zündende Idee? Weil es so viele sind, die Ihnen im Kopf herumschwirren?
    Bei mir war das so. Trotz Zettel. Am nächsten Abend, nach dem Büro und stundenlangen Sitzungen in Rundfunkgremien habe ich dann noch oft vor dem Laptop gesessen und meine Ideen in Listen aufgeschrieben. Nach Prioritäten geordnet. »Die stärkste Marke sind Sie selbst.« Diesen Satz hatte ich gerade in einem Buch gelesen, er ist mir immer durch den Kopf gegangen. Man soll polarisieren, heißt es darin. Mit Herz, Hirn und Hand. Konstruktiv seine Gedanken und Meinungen klar aussprechen und Stellung beziehen. Gut, das gilt vor allem für das Berufsleben. Was hilft mir das danach?

    Wer sich clever positioniert, präsentiert, vermarktet, der gewinnt. Schön und gut. Nur was will ich gewinnen? Was ist mein Kern, meine Essenz? Wofür brenne ich, wofür will ich mich engagieren?
    Ich hatte oft das Gefühl, vor einer immens großen

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