Heiter weiter
wird Ihnen helfen. Aber vor allem baut das Ihren Kolleginnen und Kollegen eine gute Brücke. Denn da können Sie sicher sein: Alle, die kurz vor dem Ausstieg, dem Ende ihrer Festanstellung stehen, denken an die Zeit danach. Überlegen sich, wie das dann wird, was sie dann noch machen können. Man wird Ihnen interessiert und gespannt zuhören. Ihnen, in Ihrem neuen Leben. Und die, die noch im Alten stecken, werden große Augen und Ohren machen. Denn wie das Amen in der Kirche: er kommt, der Ausstieg. Sie haben ihn schon hinbekommen. Mit Bravour, versteht sich.
Ich kenne so manche Kolleginnen und Kollegen, die so gar nicht lassen können von ihrem alten Beruf. Der eine gründet eine Produktionsfirma und will noch Fernsehfilme machen. Die andere tut sich mit Freundinnen in einer Agentur zusammen und schreibt weiter für Zeitungen und Illustrierte. Der Dritte hat noch einmal im Monat eine Radiosendung. Ich habe ja viel Verständnis dafür, dass man an seinem Beruf hängt. Aber zwei Dinge habe ich mir persönlich vorgenommen: nur noch das zu schreiben oder drehen, was von anderen an mich herangetragen wird. Ich will nicht Klinken putzen gehen und meine Dienste anbieten, die dann oft nur aus Höflichkeit – oder noch schlimmer: aus Mitleid – nicht abgelehnt werden. Im Übrigen gibt es ja so viele neue, andere spannende Aufgaben. Warum nicht gerade jetzt, im dritten Leben, etwas Neues probieren?
Sicher, wenn die Rente nicht reicht, wenn es hinten und vorne knapp ist, dann macht es Sinn, sein Können noch an manchen Stellen anzubieten und zu verkaufen. Aber nicht, wenn ein erfülltes berufliches Leben hinter einem liegt und – noch mal – schon in der Bibel steht, wir sollen mit unseren Pfunden wuchern. Und davon haben Sie doch sicher noch mehr als nur die, die Sie in Ihrem Beruf eingebracht haben? Also: Der alte Arbeitsplatz ist ein No-go und der alte Job kommt nur infrage, wenn Ihnen andere dringend ans Herz legen, sich doch noch mal einzubringen … ansonsten: Auf zu neuen Ufern. Nichts ist spannender und beglückender. Glauben Sie mir!
KAPITEL 6
Nie sind Freunde wichtiger
Sie kennen das sicher: dieses dunkle Gefühl, im Berufsleben nie genug Zeit für Freunde gehabt zu haben. Jetzt, so nehmen Sie sich vor, jetzt, im dritten Leben, wird das ganz anders. Wohl denn …
Nur: Wenn Sie Ihre Freundschaften 40 Jahre vernachlässigt haben, pflichtbewusst nur an Weihnachten die obligatorische Karte verschickt, dann müssen Sie sich jetzt nicht wundern, wenn die Freundschaften nicht mehr so sind, wie sie mal waren. Sie sind verflogen, vorbei, haben sich verändert.
Darum ist jeder gut beraten, auch während der aktiven Berufszeit seine wirklich guten Freundschaften zu pflegen. Es müssen ja gar nicht so viele sein. Eine echte Freundschaft ist ein Juwel. Nicht zu Unrecht sagen Psychologen, jeder Mensch könne höchstens so viele pflegen, wie er Finger an einer Hand hat: fünf. Fünf gute Freunde fürs Leben.
Ich erinnere mich noch wie heute, wie ich meine erste und bis heute engste Freundin kennengelernt habe. Wir waren ganze sieben Jahre alt. Sie fuhr brav auf einer Skiabfahrt
hinter ihrer Mutter her. Ich hinter meiner. Nur war ihre schneller als meine. Und sie hatte so wunderschöne blonde Locken – ich dagegen rattenkurze, glatte braune Haare. Was wir unten beim Skiabschnallen genau gesagt haben, weiß ich nicht mehr. Aber als ich – als vermeintlich Letzte – bei der Aufnahmeprüfung in die Oberschule alleine in der letzten Bank saß, kam sie noch später mit hochroten Wangen hereingehuscht, setzte sich neben mich. Inzwischen sind fast 60 Jahre vergangen. Wir blieben einander verbunden. Mit allen Höhen und Tiefen, meinen unzähligen Umzügen, zwei Scheidungen, zwei Kindern. Wir standen gemeinsam weinend an den Gräbern unserer Eltern, freuen uns noch immer auf unsere Weihnachtspäckchen und erzählen uns von unserem wunderbaren Klassenlehrer. Der so kluge Kunstführer verfasste, dass sie uns bis heute auf unseren Reisen begleiten.
Freundschaft ist ein kostbares Glück. Wir müssen sie behüten, schützen, pflegen. Durststrecken durchstehen und bei Meinungsverschiedenheiten auch mal den ersten Schritt machen. Freundschaften sind – und das ist wichtig – kein Ersatz für familiäre Beziehungen. Das ist ein anderes Kapitel. Freundschaften sind auch keine Bekanntschaften. Aber ohne Freundschaften wäre das ganze Leben viel ärmer, vor allem das dritte Leben. In dem wir mehr Zeit füreinander haben. Gerade jetzt
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