Heiter weiter
auf Dauer voraussichtlich nicht leisten können, ihre Mitglieder 20 bis 30 Jahre im dritten Leben zu alimentieren. Soziologen mahnen zudem, dass die Vorstellung, Rentner müssten den Rest ihres Lebens mit »Ausruhen« verbringen, dazu beitrage, sie gesellschaftlich auszugrenzen. Und die schon zitierte Psychologin Ursula Staudinger setzt noch eins drauf und sagt: »Ohne neue Herausforderungen verpufft das Potenzial des letzten Lebensdrittels.«
Wenn Sie aber trotz all dieser Argumente keine Lust mehr auf ihren alten Job haben, und falls Sie lieber an einen Neuanfang denken, »draußen«, im freien Leben,
dann könnte Sie diese wissenschaftliche Tatsache ermutigen: Brachliegende Fähigkeiten verkümmern nachweislich schnell. Neue Herausforderungen tragen dagegen auch im Alter zur weiteren Entwicklung bei. Das aktive Leben ist und bleibt das längere und das gesündere. Egal, ob man dieses dritte Leben durch Ausübung des alten Berufs verlängert, sich in einem Ehrenamt einbringt, sich selbstständig macht oder in der Familie engagiert. Wichtig ist das Wort »aktiv«.
Da sind manche Universitäten in Deutschland ihrer Zeit voraus: Sie erlauben eine weitere Lehrtätigkeit ihrer emeritierten Professoren. Die sonst allesamt mit 65 Jahren das gesetzlich vorgeschriebene Pensionsalter erreichen. Gegen diese »Verschwendung von Ressourcen« kann sich der Herr Professor dann auch nicht wehren. Da muss er weg von der Universität. Oder ihm hilft ein Gespräch mit dem Dekan oder dem Präsidium. Die allesamt erfreulicherweise heute erkennen, dass gerade die jungen Studenten von den ehemaligen Profs viel lernen können. Und die mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung auch dem Universitätsbetrieb sehr guttun.
Das ist nur ein Beispiel. Solche gibt es inzwischen viele in unserer sich dramatisch wandelnden Gesellschaft. Nur Sie selbst können letztlich entscheiden: raus aus allem, oder ein Neustart. Wichtige Frage vorweg ist aber: Wollen oder müssen Sie zu Ihrer Rente dazuverdienen? Sind Sie dann schon 65 Jahre alt, sodass Sie unbegrenzt dazuverdienen dürfen? Wenn nicht, liegt die Grenze bei 400 Euro im Monat. Sollte Ihr zusätzliches Einkommen diesen Betrag überschreiten, dann müssen Sie das bei Ihrer Steuerklärung angeben, und dann wird sich Ihre Rente um diese
Summe verringern (siehe auch im Service-Anhang das Kapitel »Rund ums Geld: Wie Sie weiter gut leben«).
Jetzt aber: Wie fang ich’s an? Sinnvoll ist die Vorbereitung darauf in den letzten Monaten und Wochen vor Ihrem Ausstieg. Da sollten Sie auch schon genau wissen, was Sie machen möchten, wenn es denn ein beruflicher Neustart mit finanziellem Erfolg werden soll. Sie sind zudem klug beraten, Ihr bisheriges Know-how aus dem angestellten beruflichen Leben mit einzubringen in die neue Tätigkeit. Denn da kennen Sie die wichtigen Ämter, die Adressen, die Abläufe, die Sie allesamt konsultieren und dann aktivieren müssen. Sie können mit der Handwerks-und Handelskammer Gespräche führen, Ihren Steuerberater einschalten, wenn Sie eine GmbH gründen möchten. Mit Ihrer Bank reden, für einen Starterkredit.
Was aber, wenn Sie noch mal ganz neu starten wollen? In einem neuen, völlig fremden Beruf? Auch da gehe ich davon aus, dass Sie vorher schon mal reingeschnuppert haben, dass Sie eine Ahnung davon haben, was auf Sie zukommt. Sonst wird das nichts, so viel kann ich Ihnen verraten. Auch wenn Sie zum Beispiel nur vorhaben, Ihrer Freundin in ihrem Modegeschäft dreimal die Woche zur Seite zu stehen, dann sollten Sie Ahnung von Mode haben, Stoffe auseinanderhalten und vor allem gut mit Menschen umgehen können. Sie beraten und ihnen dann auch das eine oder andere Stück verkaufen.
Das ist nur ein Beispiel. Vielleicht gründen Sie auch mit einem Freund zusammen eine Firma. Auch da gilt: Steuerberater, Bank, Rechtsanwalt müssen hinzugezogen, Verträge so formuliert werden, dass man sich auch bei Meinungsverschiedenheiten auf sie beziehen kann. Damit
die Freundschaft im Fall einer Auseinandersetzung nicht kaputtgeht. Denn das wäre es nie wert.
Oder Sie steigen in ein Unternehmen als Teilhaber ein? Hoffentlich nicht als stiller, denn da können Sie gar nichts sagen, nichts bewirken. Ich bin immer eher für den aktiven Part. Also: mitwissen, mitreden, mitentscheiden. Es ist schließlich das eigene hart verdiente Geld, das man in die Firma steckt.
Auf alle Fälle: Überlegen Sie gut, wie Sie sich ab Ihrem 65. Lebensjahr positionieren wollen: weitermachen – umsteigen –
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