Heiter weiter
Freundschaft zu mühsam erscheint, dann hinterfragen Sie die Qualität Ihrer Beziehung. Vielleicht ist das Gefühl »mühsam« nur ein Vorwand, nur ein Symptom, dass etwas anderes zwischen Ihnen nicht so stimmt. Da gilt es dann ehrlich zu sein. Miteinander offen zu reden, eventuell dem anderen zu sagen, dass die Lebensmuster wohl verschiedene sind, dass es einfach nicht »passt«. Wir haben nicht mehr so viel Zeit. Wir sollten sie gut verbringen, ehrlich, offen und gerade. Ein Freund, eine Freundin wird das immer zu schätzen wissen.
Denn Wandel und Wachsen sind die Kennzeichen einer lebendigen Freundschaft. Dabei wäre es beglückend, wenn wir bereits in unserer aktiven, berufstätigen Zeit Freundschaften in verschiedenen Altersgruppen schließen könnten. Als ältere Frau oder als älteres Paar mit einem jungen Paar, das gerade die Kinder einschult, eine größere Wohnung sucht und mittendrin im altbekannten Trubel steckt: Haushalt, Job, Kinder, Schule, Einkaufen … Da können Ältere zuhören, vielleicht auch mal helfen. Oder einfach nur da sein. Davon haben alle was: die Jungen und die Alten. Vielleicht lässt sich ein regelmäßiger Termin vereinbaren, an dem die Jungen einen Abend für sich haben und die Alten den Kindern vorlesen, kochen und sie ins Bett bringen.
Das wäre eine Ergänzung der anderen Freundschaften, die ja im Kern meist aus den Zeiten des Sandkastens, den Jahren auf der Schulbank, an der Universität, einfach aus dem gemeinsamen Erleben entstehen.
Und auch in meinem Leben gibt es Freundschaften, die so vielfältig sind und auf so unterschiedliche Weise entstanden sind. Als Anregung, sich auch in Ihrem Kreis mal umzusehen, umzutun und sich zu engagieren, habe ich einige für Sie skizziert:
Da ist die Skihang-Freundin, die durch Schulzeit, Eheschließungen und Scheidungen, Kindergeburten und Taufen bis hin zu den Themen, die uns schon früher verbunden haben, geblieben ist: Kunst, Kultur, Reisen und Sport.
Dann die Freundin aus den, wie ich es nenne, mittleren Jahren. Mit der Tennisturniere bestritten wurden, Wanderungen gemacht wurden, gemeinsam mit befreundeten Paaren und den heranwachsenden Kindern. Nächtelange Gespräche, weil ein Ehemann eine Freundin hat, zu der er nun gezogen ist. Diskussionen über die Zukunft, die Kinder und die Liebe. Kommt da wohl noch mal eine? Bleibt man nach der Scheidung alleine? Wir müssen heute nicht mehr so oft telefonieren, können aber immer da anfangen, wo wir beim letzten Mal mit dem Reden aufgehört haben.
Dann die jüngere Freundin mit einem uns allen »unbekannten« Vater ihrer zwei süßen Söhne. Längst leitet sie selbstbewusst und engagiert ein eigenes Architekturbüro und hat ihr Leben im Griff. Genauso wie ihre inzwischen erwachsenen Söhne, wenn auch ganz unterschiedlich. Der Vater ist nicht mehr unbekannt,
aber verschwunden aus ihrem Leben. Sie ist für mich eine Freundin zum Pferdestehlen.
Oder die Freundin aus den Zeiten beim Fernsehen. Auch ihre zwei Töchter sind schon kurz vor dem Abitur, jede Begegnung ist, als hätten wir uns erst gestern das letzte Mal gesehen, auch wenn es schon Monate her ist. Mit ihr verfliegen die Nächte, wenn wir ins Reden kommen. Über alles. Wobei die Männer nur am Rande vorkommen.
Gleich alt ist eine neue Freundin: Unternehmerin in der dritten Generation, mit einem wunderbaren Künstler-Mann. Rotarierin und sozial engagiert. Getroffen haben wir uns nach einer Vernissage in Emden. Unser Kontakt: E-Mails und SMS.
Dann meine Hotel-Freundin. Sie führte mal eines, als ich in einem neuen Job erst mal ein Zimmer brauchte, um mir eine Wohnung zu suchen. Ihre Frühstücke waren sensationell und ihre Freundschaft ist eine Bank. Sie kann nicht nur toll kochen, sondern stets gute Laune verbreiten. Wobei auch mit ihr das Leben nicht nur gnädig ist.
Es gibt sicher auch in Ihrem Leben solche tollen Freunde. Mit großem Glück erlebe ich, dass es keine Frage des Alters ist, wunderbare, spannende Menschen kennenzulernen, sich mit ihnen anzufreunden, die Freundschaft zu pflegen. Manchmal nur eine kurze Zeit, weil die Wege sich wieder trennen. Manchmal zunehmend enger und näher. So, dass man sich das Leben ohne die andere oder den anderen gar nicht mehr vorstellen kann. Wichtig bleibt dabei immer: dass niemand einrastet, stehen bleibt im Lebensfluss.
Mir persönlich fehlen aufgrund meines eigenen Alters die mütterlichen Freundinnen, diese Frauen, die einem wie ein Schutzwall vorkommen. Damit man selbst noch nicht in
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