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Heiter weiter

Heiter weiter

Titel: Heiter weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria von Welser
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einer, die inzwischen leidenschaftlich gern auf Flohmärkte geht: Bücher gehen schwer bis gar nicht. Bücher können Sie, wenn Sie sich denn von ihnen trennen wollen und Platz schaffen wollen für neue im Regal, zum Beispiel in einer Stadtbibliothek abliefern. Dort vorher anrufen, fragen, was gebraucht wird, und dann in Waschkörben dorthin bringen. Paperback oder Taschenbücher können Sie auf dem örtlichen Wertstoffhof anliefern. Das kostet dann zwar ein paar Euro, aber das Papier wird wiederverwertet. Was ja auch schon ein Wert an sich ist.
    Das zweite Thema sind Kleider. Die sind auf einem Flohmarkt auch nicht unbedingt ein Hit. Auch nicht die ausrangierten Anzüge des Liebsten. Am ehesten gehen Hemden und Pullover, Blusen und T-Shirts. Gefragt sind immer Taschen und Tücher, große Tücher. Die nehmen sich wohl Flohmarktbesucher gerne mit. Ungeplant, aber beliebt. So habe ich das jedenfalls immer wieder erlebt.
    Zu den Themen Geld und Preise: Wenn Sie große Gewinne erwarten sollten, dann ist der Flohmarkt nichts für Sie. Wenn Sie dagegen gerne verkaufen und ein wenig handeln können, dann sind Sie richtig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein interessierter Besucher bei einem günstigen Angebot nie Nein sagen wird. Es hängt dann auch von Ihrer Intuition ab, Ihrem Gefühl für den Menschen, der da vor Ihnen steht und sich vielleicht gerade den versilberten marokkanischen Becher ansieht. Mit versonnenem
Blick, weil er vielleicht an einen schönen Besuch auf dem Basar in Marrakesch denkt. So jemand gibt gerne ein paar Euro mehr aus als vielleicht der andere Besucher, der nur ein Mitbringsel für die Schwiegereltern kaufen möchte. Oder die junge ausländische Frau, die mit ihrem Mann vor dem Bügelbrett steht und ihn immer wieder wortlos ansieht. Als ich ihr sage, sie könne es für vier Euro haben, hat dann auch der Mann genickt und die beiden zogen glücklich mit dem Ungetüm von dannen.
    Bevor Sie sich entschließen, auf einem Flohmarkt ihrer Wahl als Händler oder Händlerin aktiv zu werden, sollten Sie den Organisator oder Veranstalter herausfinden. Sie müssen sich nämlich einen Platz reservieren lassen und dann dafür auch eine Standgebühr bezahlen. Die ist normalerweise nicht hoch, wenn Sie nicht gerade in einer Großstadt auf dem attraktivsten Platz bevorzugt ausstellen und verkaufen wollen. Rechnen Sie mit fünf bis zehn Euro pro laufenden Meter. Sollten Sie sich auch noch einen Tisch in einer Länge von zwei Metern dazumieten, kommen vielleicht noch drei bis vier Euro dazu. Dann brauchen Sie ein großes Tuch, um den Tisch ein wenig attraktiv abzudecken. Ich nehme dafür ausrangierte Betttücher. Die bei Nachfrage für ein Euro das Stück auch verscherbelt werden. Dann sollten Sie sich als echte Marktfrau oder echter Marktverkäufer einen Bauchbeutel umhängen mit viel Wechselgeld. Und möglichst immer Ihren ganzen Stand im Auge behalten, auch wenn Sie gerade mitten in einem Verkaufsgespräch sind. Es gibt sie nämlich, die kleinen, flinken Diebe, die mal schnell eine Kette oder einen Ohrring mitgehen lassen. Bei meinem
letzten Flohmarkteinsatz sind gar ein paar hübsche Sandalen verschwunden – ich habe wohl nicht gut genug aufgepasst.
    Sehr schnell werden Sie mit Ihren Standnachbarn ins Gespräch kommen. Einige von ihnen leben davon, auf Flohmärkten Ware zu verkaufen. Andere wieder gehen wie Sie nur hin und wieder, wenn sich zu Hause Keller oder Dachboden wieder gefüllt haben. Man hilft sich untereinander, guckt für den anderen mit, wenn der schnell eine Bratwurst holen geht. Die Atmosphäre ist kollegial freundschaftlich und einige treffen sich auch außerhalb der Flohmärkte, weil sie sich sympathisch finden. Das ist auch so ein Pluspunkt: Sie treffen ganz unterschiedliche Menschen, aus allen Schichten und Klassen. Die ihre Samstag und Sonntage (meistens sind da die Flohmärkte) unter ihresgleichen als Händler und Händlerin verbringen. Den wenigsten geht es dabei um den großen Gewinn. Es geht vielmehr um das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein und sich in dieser Gruppe wohlzufühlen. Denn so ein Flohmarkt macht einfach einen Riesenspaß. Auch wenn einem am Abend alle Knochen wehtun, die Knie schmerzen und der Rücken sich kaum mehr krümmen lässt – denn Sie stehen den ganzen Tag, im Sitzen können Sie nichts verkaufen. Da gehen die Leute einfach an Ihnen vorbei, das werden Sie bemerken, wenn Sie sich mal zwischendurch erschöpft auf Ihrem Plastikstuhl niederlassen. Also: wieder

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