Heiter weiter
Hamburgerin viermal im Jahr vier Wochen in der Familie. Sie bringt die beiden Kinder zur Schule, kümmert sich um das Essen und passt auf, wenn die Eltern ausgehen. Für sie hätte es nicht besser passen können. Inzwischen spricht sie fließend Spanisch und fühlt sich gebraucht, anerkannt und geliebt als Ersatz-Großmutter der spanischen Kinder. Zimmer und Verpflegung frei.
Macht Ihnen das nicht auch Lust? Nur Mut! Es gibt viele Angebote. Und vergessen Sie nicht: Wir deutschen Frauen werden sehr geschätzt.
Schreiben Sie Ihre Erinnerungen auf
Jedes Kind will irgendwann wissen: Woher komme ich? Und später: Was ist im Leben meiner Eltern, meiner Großeltern geschehen, was haben sie erlebt, was hat sie geprägt?
Warum bin ich, wie ich bin? Viel öfter, als es zugegeben wird, herrscht zwischen Eltern und Kindern eine gewisse Sprachlosigkeit. Es gibt Tabus, die nie angesprochen werden. Fragen, die sich keiner zu stellen traut.
Warum nutzen Sie nicht die neu gewonnene Zeit, um Ihr eigenes Leben aufzuschreiben? Nein, nicht um es als Buch zu veröffentlichen. Ehrlich, das interessiert normalerweise kaum jemanden. Aber um den Kindern und Enkeln etwas an die Hand zu geben, das sie auch dann noch lesen können, wenn sie niemandem mehr eine Frage stellen können.
Das empfiehlt sich vor allem für die heute so weitverbreiteten Patchworkfamilien. In den deutschen Städten wird jede zweite, auf dem Land jede dritte Ehe geschieden. Spätestens da beginnt innerhalb einer Familie die unterschiedliche Wahrnehmung der Lebenswirklichkeit. Jetzt driften die Geschichten auseinander. Kinder, die in Deutschland zu 92 Prozent bei den Müttern verbleiben, hören dann immer nur die eine Seite. Das muss nicht negativ sein. Es ist nicht so, dass Mütter nur Schlechtes über ihre geschiedenen Ehemänner reden wollen. Aber es ist einfach nur die eine Seite der Medaille.
Also: Setzen Sie sich hin, einen Computer oder eine Schreibmaschine gibt es sicher in Ihrem Haus. Und kramen Sie die ersten Fotos heraus. Vielleicht existiert gar ein Album? Das hilft beim Erinnern.
Meine Großmutter väterlicherseits hatte wohl zum einen die Muße, zum anderen aber auch die große Leidenschaft, Chroniken zu verfassen. Sie erstand dazu alte, abgegriffene Buchrücken. In einer Buchdruckerei bat sie darum, dass man in diese Buchhüllen weiße Seiten einheften
möge, und dann schrieb sie in gestochener lateinischer Schrift mit spitzer Feder und schwarzer Tinte die Geschichte ihrer Familie, der Firma und ihrer Kinder und Enkel auf. Ergänzt von schwarz-weißen, oft vergilbten Fotos. Jedes Kapitel begann die damals schon über 70 Jahre alte Dame mit einem wunderbaren, kunstvollen Initial-Buchstaben. Eine eigene Chronik widmete sie gar mir, ihrer jüngsten Enkeltochter. Und erzählte darin von den Familien meiner Eltern. Leider verstarb sie, als ich sechs Jahre alt war. Aber ich halte das Buch in Ehren. So richtig entdeckt und wertgeschätzt aber habe ich es erst, als auch meine Kinder größer wurden. Und bei ihrem jeweiligen Auszug als Erstes ihre eigenen Fotoalben in die Taschen packten. Kinder wollen sich erinnern. Nicht gleich, nicht jetzt. Aber auf alle Fälle später.
Aber zurück zu den Lebensgeschichten. Kinder sind sicherlich nicht nur an der Liebesgeschichte ihrer Eltern interessiert. Das auch: der erste Kuss, wann verlobt, wo geheiratet – und was sagten damals die Eltern dazu. Ich denke aber, Kinder wollen auch wissen, wie die Eltern ihr Leben gemeistert haben. Vielleicht lesen sie das dann in einer für sie schwierigen Lebensphase. Wenn sie gerade Geldnöte haben, Sorgen, nicht wissen, wie es weitergeht. Sie sind vielleicht arbeitslos oder gerade aus dem Ausland zurückgekommen und müssen sich in ihrem Leben erst wieder neu orientieren.
Deshalb ist es aus meiner Sicht auch wichtig, ehrlich mit Zahlen umzugehen. Was hat zum Beispiel die erste Wohnung gekostet? Wie viel haben Vater und Mutter damals verdient? Und dann weiter: Wie war das bei der Geburt der Kinder? Hat der aufgeregte Vater bei der
Geburt des ersehnten Sohnes vielleicht eine Beule in sein Auto gefahren? Wie ging dann alles weiter?
Sollten sich die Eltern getrennt haben, wollen Kinder immer wissen: Warum, wieso, weshalb? Das sollte ehrlich aufgeschrieben werden. Denn alle Kinder dieser Welt wünschen sich eine heile Familie bis ans Lebensende – und fragen sich: Warum hat das ausgerechnet bei mir nicht geklappt? Warum haben sich meine Eltern scheiden lassen?
Je nachdem, wer dann
Weitere Kostenlose Bücher