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Held Rama

Held Rama

Titel: Held Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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dem Schutze der Waldgötter und sprang dem Bruder zu Hilfe in den Wald.
    Kaum war Sita allein, so nahte der Hütte ein bettelnder Brahmane, in gelbseidenem Kleide, mit Bambus und Weihkrug auf der Schulter. Schlangen und Vögel flohen in ihre Nester, die Blumen schlossen ihre Kelche und die Bäume erzitterten bis in die Wurzeln, denn es war Ravana, der Herr der Dämonen, der, ein Abgrund unter Rosen, in frommer Gestalt den Frieden des Waldes störte.
    Vor der weinenden Sita hielt er an und fragte nach ihrer Tränen Quelle.
    Ehrfürchtig stand die Schmerzgebeugte dem Zwiegeborenen Rede und holte die gastliche Spende aus der Hütte.
    In des Dämonen Herzen aber glühte die Lust, die schöne Blume des Widcherlandes[?] an sich zu reißen. »Was tust du hier in des Landflüchtigen Hütte, du Perle der Weiblichkeit?« stieß er hervor. »Komm mit mir! ich will dich mit Schätzen überhäufen und als Königin auf einen Thron setzen. – Was tust du hier im Walde des Grauens? – Beten und dienen? Du aber sollst herrschen! Ravana bin ich, aller Menschen Peiniger! – Folg' mir nach Lanka, du sollst die erste meiner Gattinnen sein, und fünfhundert Sklavinnen werden deine stolze Anmut betreuen!«
    »Wie der Schakal um die Löwin, schleichst du, Ravana, um mich! Die Löwin aber folgt nur dem Leuen! – Kennst du den Rama, der wie ein Berg aus tausend Hügeln ragt? der milde ist wie der Mond und scharf wie das Schwert! – Fürchte ihn, wenn er als Feind gegen dich steht! – Du rissest eher dem Tiger die Beute aus dem Rachen, als Situ aus Ramas Armen! – Wer nach des Helden Gattin Gelüste hat, der leckt an eines Schermessers Schneide, der will mit einem Felsen am Halse das Meer durchschwimmen und loderndes Feuer im wollenen Gewände verbergen!«
    Da sprengte der Dämon seine zauberische Hülle und stand in rotwallendem Kleide als zehnhäuptiger Riese vor der Zitternden.
    »Kennst du mich nun!« brüllte er, »den Besieger der Götter und Menschen, der den Tod in seiner Hölle bezwungen hat und den Götterkönig in Fesseln schlagen ließ! Kennst du mich nun? – und zitterst vor Angst, wo du vor Lust erschaudern müsstest! Soll ich die Erde aus ihren Grundfesten reißen, den Ozean austrinken oder – die zehn Nacken unter deine süßen Füße schmiegen, du Angebetete? – Willst du mein Weib werden, so gehorch' ich dem Zucken deiner Wimper, schönhüftige Tochter Dschanakas!«
    »Weiche von mir!« stammelte Sita. »Nie kann ich in Liebe eines anderen gedenken, seit mein Auge den herrlichen Raghaver erblickt hat!"
    Da griff Ravana nach der Schreienden und schwang sich mit ihr in die Lüfte.
    Dschatajus, der treue Geierfürst, sah den Räuber und stieß mit gellendem Kampfschrei hernieder. Der Dämon warf Sita in seinen goldenen Wolkenwagen und wendete sich gegen den kühnen Vogel. Die Fäuste des Riesen würgten am Halse des treuen Helfers und seine Fußtritte brachen ihm die Flügel.
    Sterbend stürzte Dschatajus aus den Lüften, und die Waldgötter flohen entsetzt vor der Macht des Dämons.
    Ravana sprang zu Sita in den Wagen, ergriff die Zügel, und über den Wipfeln der hochstämmigen Bäume rollte das funkelnde Fahrzeug dahin.
    Sita sah durch Tränen alle die Stätten, die sie mit Rama betreten halte, hinter sich schwinden. Klagend grüßte sie alle Zeugen ihres einstigen Friedens.
    »Ihr Lieben, die ihr mein Glück gesehen habt!« rief sie, »klagt dem Verlassen die Gewalttat! Du blütenreicher Baum, in dessen Schatten so oft die Sonne unsrer Liebe erglänzte, du, Quell, der die Weisen zu Ramas Liebesworten summte, du, stiller Weiher, der im Kosen des Windes die Schauer unsrer Umarmung widerspiegelte! – Ihr heiteren Vöglein, ihr klugen Schlangen, ihr fleißigen Bienen – o klaget – klaget Ravana an! Zeihet den Frevler des Raubes; der Held wird mich finden, und wär' ich zu liefst im Schoße der Erde verborgen!«
    Heimlich ließ Sita Schmuck und Blumen zur Erde fallen, um Rama den Weg zu weisen, und warf ihren Mantel unter eine Schar von Affen, die fröhlich in den Wipfeln spielte.
    In immer schnellerem Fluge führte Ravana seine Beute über Land und Meer und fuhr erst aus den Lüften hernieder, als er seine prächtige Residenz auf der Insel Lanka erreicht hatte.
    Noch einmal warb er hier in glühenden Worten um die Geraubte, doch als Sita ihn so stolz wie im Walde zurückwies, schwor er, die Kühne nach zwölf Monden aufzufressen, wenn sie bis dahin nicht seine liebende Gattin geworden sei.
    Darauf ließ er die

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