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Held Rama

Held Rama

Titel: Held Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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der, der seines Bruders Weib gestohlen hatte, als jeder Ritterlichkeit bar und eines offenen Kampfes unwürdig.
    Nachdem Valin bestattet war, krönten die Affen Sugriva von neuem zu ihrem König.
    Der aber zog sich in sein Frauenhaus zurück und vergaß im Rausch seines Glückes alle Versprechungen.
    Ein halbes Jahr lang wartete Rama vergeblich. Dann sandte er Lakschmana zu dem Wortbrüchigen.
    Aus seinem Freudentaumel jäh aufgeschreckt, ließ der König durch Hanumat Heer und Volk zusammenrufen. Aus allen Landen kamen die flinken Affen nach Kischkindha, hörten vom Raube der Sita und zerstreuten sich wieder auf ihres Königs Befehl über die ganze Erde, um nach der Verlorenen zu forschen. Der kluge Hanumat, auf dessen Treue und Freundschaft die Prinzen am meisten vertrauten, war mit einer Schar seiner besten Krieger nach dem Süden aufgebrochen, denn dorthin wiesen alle Zeichen der Geraubten.
    Rama hatte dem Wackeren seinen Ring mitgegeben, dass er sich Sita als Freund zu erkennen geben könnte.
    Hanumat fand unterwegs die gold- und kristallschimmernde Höhle des Bärenkönigs Dschambavat, und ihr Bewohner, der sein Dasein einem Gähnen Brahmas verdankte, schloss sich als willkommener Ratgeber dem Zuge des ritterlichen Affenherrn an.
    Auf ihrer weiteren Fahrt stießen sie auf Sampati, den Bruder des braven Dschatajus, der bei Sitas Verteidigung sein Leben gelassen hatte.
    Sampali saß mit versengten Flügeln: Als er einst mit seinen Brüdern um die Wette geflogen war, war er der Sonne zu nahe gekommen und mit verbrannten Fittichen auf das Windhiagebirge heruntergestürzt. Nun kroch der königliche Vogel, all seiner Schwungkraft beraubt, durchs Dasein, aber die Geier brachten ihrem geliebten Fürsten Nachricht von allem, was ihre scharfen Augen erspähen konnten.
    So wusste Sampati seinem alten Freunde Dschambavat zu berichten, dass Sita von Ravana nach Lanka geschleppt worden war, hundert Meilen weit über das Meer.

Hanumat
    Nun begann unter den kriegerischen Affen ein edler Wettstreit, wer als Kundschafter nach der Insel gehen sollte, um die Gelegenheit zu Sitas Befreiung zu erspähen.
    Aber keiner wusste, wie hundert Meilen Meeres zu übersetzen wären. Auf des Bärenkönigs Rat entschloss sich Hanumat, den weiten Raum zu überspringen. Er vertraute der Macht seines Vaters, des Sturmgottes, und den von ihm ererbten Zauberkräften.
    An einem stürmischen. Morgen bestieg er den Berg Mahendra und schwang sich von dort mit einem Stoß, der die Erde erbeben ließ, in die Lüfte. Auf starken Armen trug der Vater ihn dahin. Aber die Dämonen der Luft stürzten sich gegen den verwegenen Affen, und nur seinen kühnen Listen und seiner Zauberkraft, die ihn bald zu Bergesgröße anschwellen, bald zu Daumenwinzigkeit verschrumpfen ließ, dankte er sein Entkommen. Fast wär' er auch halben Weges in die Fluten gestürzt, denn des Sturmes Arme senkten sich einmal ermattet. Aber Sagara, der Herr des Meeres, der den Kühnen immer hold ist, ließ einen Felsen aus den Wellen tauchen, und vom neuen schwang sich Hanumat in die Lüfte, mit einem Tritt, der den rettenden Block versenkte.
    Vier Tage war er dahingeflogen, bis er endlich die Insel und die goldschimmernde Stadt Lanka erspähte. Als der schlaue Kundschafter der feindlichen Feste nahe war, verwandelte er sich in eine große Fliege und flog so, unerkannt, über die goldene Stadtmauer.
    Wie staunte er über die Pracht dieser Dämonenheimat!
    In den breiten und geraden Straßen stand Palast an Palast aus edlem Gestein. Kostbare Säulen trugen die Dächer, und reiche Bildnerarbeit schmückte die Mauern.
    Auf den Märkten standen viele hundert Zelte aus schönfarbigen Geweben, und Waren aus aller Herren Länder lagen dort zum Verkauf. Scharen der wunderlichsten Wesen, in prächtiger Kleidung, drängten sich auf den Straßen und Plätzen: da waren Riesen und Zwerge, scheußliche Hexen und liebliche Elfen; Feen, Krüppel, Kopflose und Mehrköpfige. Und herrliche Wagen wurden von Fabelwesen aller Arten dahingezogen. Jeder Zauber, alle Wunder der ganzen Welt schienen in dieser Residenz des Dämonenfürsten vereinigt zu sein.
    Hanumat flog in seiner Zaubergestalt bis zum sinkenden Abend durch die Straßen, und keiner der Rakschasas – so hießen im alten Indien alle dämonischen Wesen – beachtete die harmlose Fliege.
    Mit Einbruch der Dunkelheit war der Treue vor einem Palast gekommen, der größer und herrlicher war als alle anderen in der Stadt. Über eine Meile im Geviert

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