Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
vor.
»Na los«, sagte sie. »Blas die Kerzen aus.«
Das tat Jason. Piper hätte gern gewusst, ob er sich etwas gewünscht hatte – hoffentlich, dass er und Piper für immer zusammen sein würden. Sie beschloss, ihn nicht zu fragen. Sie wollte diesen Wunsch nicht gefährden und schon gar nicht erfahren, dass er sich etwas anderes gewünscht hatte.
Seit sie am Vorabend die Säulen des Herkules verlassen hatten, hatte Jason abwesend gewirkt. Piper konnte ihm da keine Vorwürfe machen. Herkules war als großer Bruder eine ziemliche Enttäuschung gewesen, und der alte Flussgott Acheloos hatte einige wenig schmeichelhafte Dinge über die Söhne des Jupiter von sich gegeben.
Piper starrte das Füllhorn an. Sie hätte gern gewusst, ob Acheloos sich schon daran gewöhnt hatte, gar kein Horn mehr zu haben. Das hoffte sie. Er hatte zwar versucht, sie zu töten, aber der alte Gott tat Piper trotzdem leid. Sie begriff nicht, wie so ein einsamer, trauriger Geist ein Füllhorn hervorbringen konnte, aus dem Ananas und Geburtstagskuchen herausfielen. War es möglich, dass das Füllhorn alles Gute aus ihm herausgezogen hatte? Vielleicht konnte Acheloos jetzt, da das Horn nicht mehr da war, sich mit etwas Glück füllen und es für sich behalten.
Sie dachte außerdem an die Bemerkung des Acheloos: Wenn du nach Rom gelangt wärst, hätte die Geschichte der Flut dir bessere Dienste geleistet. Sie wusste, welche Geschichte er meinte. Sie wusste nur nicht, wieso sie eine Hilfe sein könnte.
Jason zog eine erloschene Kerze aus seinem Kuchen. »Ich habe über etwas nachgedacht.«
Das riss Piper zurück in die Gegenwart. Wenn dein Freund sagt, ich habe über etwas nachgedacht , dann ist das immer besorgniserregend.
»Worüber?«, fragte sie.
»Camp Jupiter«, sagte er. »All die Jahre, in denen ich dort trainiert habe. Wir haben immer den Schwerpunkt auf Teamarbeit gelegt, haben als Einheit operiert. Ich dachte, ich hätte begriffen, was das bedeutet. Aber mal im Ernst, ich war immer der Anführer. Sogar, als ich noch jünger war …«
»Der Sohn des Jupiter«, sagte Piper. »Der mächtigste Junge in der Legion. Du warst der Star.«
Jason sah verlegen aus, stritt es aber nicht ab. »Und in dieser Gruppe von sieben Leuten hier … ich weiß nicht so ganz, was ich tun soll. Ich bin nicht daran gewöhnt, einer unter so vielen, na ja, Ebenbürtigen zu sein. Ich habe das Gefühl, zu versagen.«
Piper nahm seine Hand. »Du versagst doch nicht.«
»Das Gefühl hatte ich aber, als Chrysaor uns überfallen hat«, sagte Jason. »Bei diesem Einsatz war ich bisher die meiste Zeit ohnmächtig oder hilflos.«
»Hör doch auf«, tadelte sie. »Ein Held zu sein bedeutet nicht, dass du unbesiegbar bist. Es bedeutet nur, dass du tapfer genug bist zu tun, was nötig ist.«
»Und wenn ich nicht weiß, was nötig ist?«
»Dafür hast du ja deine Freunde. Wir haben alle unterschiedliche Stärken. Zusammen finden wir das heraus.«
Jason musterte sie. Piper war nicht sicher, dass er ihr glaubte, aber sie freute sich darüber, dass er ihr sich anvertraute. Es gefiel ihr, dass er ein wenig an sich zweifelte. Er hatte nicht immer Erfolg. Er glaubte nicht, dass das Universum ihm eine Entschuldigung zu liefern hatte, wenn etwas schiefging – wie ein anderer Sohn des Himmelsgottes, der ihr kürzlich über den Weg gelaufen war.
»Herkules war ein Idiot«, sagte er, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte. »So will ich niemals sein. Aber ich hätte nicht den Mut gehabt, mich ihm entgegenzustellen, wenn du nicht die Führung übernommen hättest. In dem Moment warst du die Heldin.«
»Wir können uns ja abwechseln«, schlug sie vor.
»Ich bin nicht gut genug für dich.«
»Das darfst du nicht sagen.«
»Warum nicht?«
»Das ist eine Floskel bei einer Trennung. Wenn du also nicht Schluss machen willst …«
Jason beugte sich vor und küsste sie. Die Farben des römischen Nachmittags kamen ihr plötzlich schärfer vor, als ob die Welt auf eine höhere Auflösung umgeschaltet worden wäre.
»Ich will nicht Schluss machen«, versprach er. »Ich bin zwar einige Male auf den Kopf gefallen, aber so dumm bin ich nun doch nicht.«
»Gut«, sagte sie. »Und was diesen Kuchen betrifft …«
Ihre Stimme versagte. Percy Jackson kam auf sie zugerannt und Piper konnte ihm ansehen, dass er schlechte Nachrichten brachte.
Sie versammelten sich an Deck, damit auch Trainer Hedge zuhören konnte. Als Percy fertig war, konnte Piper es noch immer nicht
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